: Eva Rossmann
: Alles Gute Ein Mira-Valensky-Krimi
: Folio Verlag
: 9783990371596
: Mira-Valensky-Krimi
: 1
: CHF 14.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 302
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine App gegen die Spaltung der Gesellschaft. Zu gut, um wahr zu sein? Seit Jahren warnt Peter Gruber vor politischen Tendenzen, die jenen der 1930er ähneln. Nachdem er als Lehrer suspendiert worden ist, bringt ihn seine Nichte Lisa auf eine gute Idee: Er entwickelt eine App, die zum besseren Miteinander beitragen soll. Schnell hat »LISA wünscht ALLES GUTE« Millionen User. Doch dann verschwindet Gruber spurlos. Hat er Neider, hat er den Hass derer auf sich gezogen, die Wut und Ressentiments schüren? Zu viele fühlen sich abgehängt, setzen ihre Hoffnung auf die Union der Sozialpatrioten, die selbsternannten Retter des Abendlands. Oder sind Tech-Riesen hinter ihm her, die aus dem Handel mit persönlichen Daten ein Milliardenbusiness machen? Mira Valensky und Vesna Krajner folgen Grubers Spur.

Eva Rossmann, geboren 1962, lebt im Weinviertel/Österreich und auf Sardinien. Sie ist freie Autorin, Verfassungsjuristin und als Köchin tätig. Sie arbeitete als politische Journalistin und Publizistin. Ihre gesellschaftspolitischen Krimis rund um die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre bosnischstämmige Putzfrau und Freundin Vesna Krajner wurden zu Bestsellern und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt ist bei Folio erschienen: 'Fine Dying' (2023).

[1. ]


Ich lehne mich an die Mauer und schaue über Graz, die Musik noch immer im Ohr. Ein letzter Hauch Abendlicht auf den Dächern der Altstadt. Der Moment, in dem alles gut ist. Magisch. Ich sehe zu Vesna hinüber. Besser, ich behalte meine Gedanken für mich. Schwärmerische Gefühle sind meiner Freundin eher fremd.

Vesna lächelt. „Es passt“, sagt sie.

Rund um uns Menschen, sie sind wie wir in der Pause ins Freie hinaus. Es ist Mitte September, aber die Luft ist lau. Keine aggressive Hitze, sondern gute Wärme, die von den Mauern und Wegen strahlt. Die Kasematten, übrig geblieben von einer mittelalterlichen Burganlage, jetzt einer der schönsten Veranstaltungsorte, die ich kenne.

„Er ist großartig“, sagt Vesna. „Und die anderen auch.“

Ich nicke.

„Wer hätte das gedacht, vor ein paar Jahren.“

„Es gibt eine Menge, was wir uns nicht gedacht haben“, murmle ich. Der magische Moment ist vorbei. Aber der Schlossberg, er bleibt. Mit Befestigungsanlage und Uhrturm, vielen hohen Bäumen, kleinen Wegen und nicht ganz so charmanten Gastronomieeinheiten.

Vesna sieht auf die Uhr. „Wir sollten zurück. Man muss sich vorstellen: Tausend Menschen sind gekommen und ich sage dir, das ist erst der Anfang. Es ist Musik, die in den ganzen Körper geht. Und in Seele.“

„Sie werden das größte Stadion rocken“, spotte ich.

So vieles haben wir schon miteinander erlebt. Wie lange ist es her, dass ich Lifestyle-Journalistin beim „Magazin“ war und sie meine Putzfrau? Das Wiener Wort Bedienerin hat Vesna Krajner nie gemocht. „Ich putze anderen Leuten Dreck weg“, hat sie gesagt. Drei Jahre alt waren ihre Zwillinge, als sie mit ihnen vor dem Krieg in Jugoslawien nach Österreich geflüchtet ist. Inzwischen gehört ihr ein gut gehendes Reinigungsunternehmen, Fran und Jana haben studiert und jetzt gibt es auch Lilli, ihre heiß geliebte Enkeltochter. Was bleibt? Letztlich sind es Beziehungen. Wie ihre zu Hans. Der jetzt wohl hinter der Bühne auf Teil zwei des großen EverLyn-Konzerts wartet. Ein Rockstar der besonderen Art.

„Was hätte wohl Evelyn …“, setze ich an. Ein Mann versperrt uns den Weg. Vesna versucht ihn zur Seite zu schieben.

„Sie müssen mir helfen!“ Er sieht sich gehetzt um.

„Keine Zeit“, antwortet Vesna. „Mein Mann spielt Konzert.“

„Sie … sind vielleicht meine letzte Chance!“ Er packt meine Freundin am Oberarm.

Bald geht’s weiter. Wie wird man ohne Aufsehen einen Irren los? Vesna versucht es mit einer halben Drehung und einem raschen Schritt zur Seite. Er taumelt, hält sich an mir fest. Durchschnittstyp, mittelgroß, mittelschlank, nicht jung, nicht alt, Brillenträger, braune dichte Haare mit grauem Schimmer. Verrückte haben keine besondere Physiognomie.

„Sie müssen mir helfen! Sie verfolgen mich! Ich lasse mich