: Heino Kebschull
: In der Erwachsenenbildung Niedersachsens 1960 bis 1993
: Books on Demand
: 9783759764652
: 1
: CHF 3.80
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 172
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In dem vorliegenden Buch beschreibt Heino Kebschull seinen Weg in die Erwachsenenbildung Niedersachsens. Ausgehend von seinen Erlebnissen nach 1945 beschreibt er eine Phase der Neuorientierung nach 1949 und seinen Weg zum Leiter einer Volkshochschule sowie schließlich die Arbeit des Landesverbandes der Volkshochschulen Niedersachsens, deren Leiter er zwischen 1970 und 1993 war. Der Band ist mit zahlreichen Dokumenten im Anhang auch dokumentarisch. Kebschull gibt hier nicht nur Einblick in seinen persönlichen Werdegang, sondern erläutert auch die Arbeit der Volkshochschule in Aurich, Leer und des Landesverbandes aus der Innenperspektive.

Heino Kebschull (1930-2024) stammt aus dem Dorf Klein Nossin in Hinterpommern. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er ab 1949 zunächst als Bergmann in Gelsenkirchen, wo er auch erste Kontakte zu den Angeboten der örtlichen Volkshochschule fand. 1955 besuchte er ein Propädeutikum an der Hochschule für Sozialwissenschaften in Wilhelmshaven und an 1959 studierte er mit dem Abschluss Dipl.-Betriebswirt an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg. Heino Kebschull war zwischen 1960 und 1962 Dozent für politische Bildung und Lehrgangsleiter an der Deutsch-Niederländischen Volkshochschule in Aurich. Von 1962 bis 1970 war er Leiter der Volkshochschule für die Stadt und den Kreis Leer. Bis 1993 war Kebschull Direktor des Landesverbandes der Volkshochschulen Niedersachsens. Mit seiner langjährigen Arbeit im Landesverband hat er das Volkshochschulwesen in Niedersachsen nachhaltig mitgestaltet und geprägt. Kebschull hat sich während seiner Zeit als Direktor des Landesverbandes (1970-1993) dafür eingesetzt, die Volkshochschularbeit in Niedersachsen zu professionalisieren und den Verband als Dienstleister auszubauen. So wurde insbesondere die flächendeckende Entwicklung von regional arbeitenden Volkshochschulen und Kreisvolkshochschulen vorangetrieben. Neben seinem Engagement für die berufliche Weiterbildung nutzte er zudem die Möglichkeiten deutsch-deutscher Bildungskooperationen, die er nach dem Fall der Mauer vorantrieb. Nach seiner Pensionierung beschäftigte sich Kebschull mit der Geschichte der Erwachsenenbildung in Niedersachsen und mit der Geschichte seines Heimatdorfes Klein Nossin in Hinterpommern. Zu diesen Themen sind mehrere Veröffentlichungen entstanden.

Im Wunschberuf als Volkshochschulleiter 1962


Die Geschäftsstelle der am 23.11.1945 eröffneten Volkshochschule Leer befand sich 1962 in der 1. Etage eines am Hafen gegenüber dem Rathaus in einem unmittelbar hinter der Waage8 gelegenen älteren Gebäude für Stadtkasse, Kämmerei, Rechnungsprüfungsamt und Liegenschaftsamt. Von den zweieinhalb Räumen der VHS mit Blick auf einen sehr engen Hinterhof war deren größter ein Unterrichtsraum für Maschineschreiben. Die Lehrerin für Maschineschreiben war Mitglied des Vereinsvorstandes der Volkshochschule seit langer Zeit. Dienstzeiten der VHS waren mit denen der Stadtverwaltung identisch. Nach einigen Wochen erhielt ich einen eigenen Schlüssel zur zeitlich nicht begrenzten Nutzung des Hauseingangs.

Ansicht des Rathauses und der Waage von der Hafenseite aus

Zur Ausstattung des Geschäftszimmers der Volkshochschule gehörten ein jeweils schon lange ausrangierter Schreibtisch und Aktenschrank sowie ein besonders alter massiver Schultisch mit versenkbarem Tintenfass und hellgrau gestrichener massiver Tischplatte, in die eine Rille für Schreibutensilien eingelassen war. Darauf stand die Schreibmaschine der Verwaltungsangestellten, unter dem Tisch ein großer Karton, der als Verpackung für einen Herd oder Kühlschrank gedient hatte. In diesem Karton befanden sich alle Durchschläge der Schriftsätze aus den letzten Jahren. Weil der Tisch einige Zentimeter von der Wand abgerückt war, konnten die Durchschläge durch diesen Schlitz mit einer Handbewegung auf verblüffend rationelle Weise aus der Schreibmaschine direkt in den Karton befördert und dort „archiviert“ worden.

Mitglieder des Vorstandes des Volkshochschulvereins waren auch die Hauptverwaltungsbeamten der Stadt und des Landkreises Leer, der Stadtdirektor dessen Vorsitzender.

Eine Übergabe der Leitungsaufgaben fand nicht statt. Es lagen dazu auch keinerlei Notizen vor. In einer Woche oder 14 Tagen nach meinem Dienstantritt musste aber das damalige Trimester*-Programm der Volkshochschule veröffentlicht werden. Außer, dass ich mündlich von Namen und Zeiten meiner Vorgänger erfuhr, standen auch weder eine geordnete Arbeitsplansammlung noch irgendwelche Aufzeichnungen zur Geschichte der Volkshochschule zur Verfügung.

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Ich unternahm im Hause eine Vorstellungsrunde und erhielt dabei auch gleich mancherlei Informationen zu Ursachen und Problemen von Konfliktverläufen in der Stadtverwaltung, die sich auch in meinem Falle alsbald einstellten und mich insofern