1. KAPITEL
Connor Hughes gilt als einer der erfolgreichsten Strafverteidiger des Landes. Sogar weltweit ist er dafür berühmt, mit seinem einzigartigen Händchen für Gesetze sicherzugehen, dass Recht gesprochen wird. Nur vertritt er dabei den Teil der Gesellschaft, der es am wenigsten verdient hat.
Er mag in den Augen vieler ein Held sein.
Aber nicht in meinen.
Menschen wie er stehen für all die Fehler in unserem Justizsystem. Er ist wortgewandt, clever, gewitzt und charmant. Kein Wunder also, dass seine Erfolgsrate eine der höchsten in seinem Feld ist. Wie viele Verbrecher sind auf freiem Fuß, weil sein Ego keine Niederlagen zulässt? Warum ist er so besessen davon, der Beste zu sein, selbst wenn er dabei diejenigen entlastet, die nie wieder das Tageslicht sehen sollten?
Er verkörpert meiner Ansicht nach alles Fehlerhafte unseres Rechtssystems.
Nur ändert all das leider nichts an der Tatsache, dass ich ihn will. Es ändert nichts daran, dass ich mich jedes Mal fühle, als stünde ich unter Strom, wenn sich unsere Blicke treffen. Es ändert nichts daran, dass er mich ein wenig länger ansieht, als er sollte. Dass sichjedes einzelne Mal eine Art elektrische Spannung zwischen uns aufbaut, wenn sich unsere Blicke kreuzen.
Er schreibt an das Whiteboard, und ich beobachte ihn weiter. Ich kann mich nicht auf seine Worte konzentrieren. Alles, was ich sehe, sind seine Finger. Lang, schlank, gebräunt wie der Rest seines Körpers. Zumindest in meiner Vorstellung. Perfekt passend gebräunt zu seinem dunklen Teint, dem Dreitagebart, dem breiten Kinn und den hellgrünen Augen. Diesen Augen, die mich vom ersten Blickkontakt an gefangen genommen haben. Als er, wie jetzt auch, im Vorlesungsaal stand und mit uns hundert Studenten sprach, aber mich allein dabei ansah. Wie er damit alles in mir aufwühlte und meine Knie weich werden ließ. Und das auf eine Art, die ich noch nie gekannt habe, aber die mich süchtig danach gemacht hat.
Um ehrlich zu sein, bin ich froh, ihn nicht leiden zu können und seine Arbeit zu verachten. Im Raum bin ich wahrscheinlich die einzige Person, sie seinen raketenartigen Aufstieg an die Spitze aller Strafverteidigernicht bewundert. Gut, er hat mit sechsundzwanzig seine eigene Kanzlei gegründet und sie innerhalb von fünf Jahren zu einer der erfolgreichsten in Großbritannien gemacht. Und er war bei etlichen aufsehenerregenden Fällen dabei. Aber was bringt es schon, solche Fähigkeiten zu haben, wenn man sie nicht für einen guten Zweck nutzt?
Ich muss mich immer wieder daran erinnern, seine persönlichen Erfolge zu verachten, denn es ist das Einzige, was zwischen mir und diesem verrückten Impuls steht, einfach meiner Lust nachzugeben. Mich nicht mehr gegen das Verlangen zu wehren, dass meine Beine zittern und meine Brüste sich fast schmerzhaft nach ihm sehnen lässt. Dieses Verlangen hat Connor Hughes zum Superstar mei