: Jan-Erik Fjell
: Schattenwald Thriller
: Goldmann
: 9783641314439
: Anton-Brekke-Reihe
: 1
: CHF 9.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Nr. 1-Bestseller aus Norwegen!
Der grausame Mord an einer jungen Frau weckt für Kommissar Anton Brekke die Dämonen der Vergangenheit ...

Nach einer durchfeierten Nacht verschwindet nahe Oslo die junge Cecilie Olin. Zwei Tage später wird ihre Leiche in einem Waldstück entdeckt, sie wurde entsetzlich misshandelt und erdrosselt, ihr Ehering fehlt. Sofort fällt der Verdacht auf Cecilies Mann, doch dann wird eine weitere Frau vermisst. Der junge Ermittler Magnus Torp sucht Hilfe bei seinem Kollegen und Mentor Anton Brekke, der der Polizei nach einem traumatischen Fall den Rücken gekehrt hat. Zunächst will Anton nichts mit der Sache zu tun haben, zu sehr quälen ihn die Dämonen der Vergangenheit. Doch das Verbrechen lässt ihm keine Ruhe. Anton begibt sich auf die Spur des Mörders und damit erneut in bedrohliche Dunkelheit ...

Jan-Erik Fjell wurde 1982 geboren und wuchs bei Fredrikstad im Osten des Oslofjords auf. Er studierte Informatik, heute ist er als Radiomoderator tätig und widmet sich dem Schreiben von Kriminalromanen. Er zählt zu den erfolgreichsten Krimiautoren Norwegens und wurde mit dem renommierten Preis des norwegischen Buchhandels und dem Frederik-Preis ausgezeichnet. Seine Thriller um den Kommissar Anton Brekke stürmen in Norwegen regelmäßig die Buchcharts und sind auch hierzulande Bestseller.

Kapitel 1


Dienstag, 19. November

Nora waren viele Gedanken durch den Kopf geschossen, als sie aufwachte. Gedanken an das heiße Wasser, in dem sie gelegen hatte. An die verzweifelten Schreie ihres Vaters, als er ihren nackten Körper aus dem rot gefärbten Badewasser zog. An die Rettungssanitäter, die beruhigend mit ihr sprachen, während sie von den Bodenfliesen aufgehoben und auf die Trage gelegt wurde. An das junge Paar aus der Nachbarschaft, das zusah, wie sie in den Rettungswagen geschoben wurde, ehe der mit kreischender Sirene davonfuhr. Doch das Erste, woran sie gedacht hatte, als sie aufwachte, war genau das: Sie war aufgewacht.

Nora lag in Embryonalstellung mit dem Gesicht zur Wand, die Augen halb geöffnet. Die Unterarme waren vom Handgelenk bis zum Ellbogen bandagiert. Sie ballte die Fäuste, erwartete, das pulsierende Klopfen in den Armen zu spüren, aber es war nicht da. Sie konnte nicht das Geringste spüren.

Aus einem der Zimmer nebenan hörte sie einen lauten Schrei, auf den schnelle, schwere Schritte folgten, das Hämmern an eine Tür. Dann noch einmal. Ein weiterer Schrei, etwas leiser jetzt. Er klang eher nach Verzweiflung als nach Schmerz. Nora drehte sich auf die andere Seite und streckte das eine Bein aus. Sie hatten ihr eines dieser Krankenhaushemden angezogen.

»Wie fühlen Sie sich?«, erklang die Stimme eines Mannes.

Nora zuckte zusammen. Sie war nicht allein, jetzt spürte sie auch seine Anwesenheit. Ruhig blieb sie liegen und starrte an die Wand.

»Wissen Sie, wo Sie sind?«, fuhr er fort.

»Ja«, erwiderte Nora und setzte sich auf. Ihr Hals war wie zugeschnürt, Zunge und Mundhöhle so staubtrocken, als ob ein Schwamm darin läge und alles aufgesogen hätte. »Ich bin im Krankenhaus.«

Der Mann saß in einem tiefen Sessel neben der Tür und hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Nora sah geschlossene Augen. Sofern der Bart nicht täuschte, schien er Mitte fünfzig zu sein.

Sie griff nach einem Becher Wasser auf dem Nachttisch, und während sie den Fremden ansah, goss sie die Hälfte der Flüssigkeit in sich hinein. Sie zog die Decke zurecht, sodass nur ihre Beine bedeckt waren. Der Mann an der Tür hob ein Augenlid und sah zu ihr herüber, ehe er das Auge wieder schloss.

»Wie geht es Ihnen?«, fragte er.

Sie sah zum Fenster. Die Vorhänge waren fast zugezogen, doch ein kleiner Spalt verriet, dass der Regen, der früher am Tag eingesetzt hatte, in Schnee übergegangen war.

»Ich möchte allein sein.«

»Sie sind hier in der psychiatrischen Notaufnahme und werden entsprechend überwacht, was bedeutet, dass die ganze Zeit jemand bei Ihnen sein muss.«

»Wo ist mein Handy?«

»Das weiß ich nicht.«

Nora ließ sich wieder in die Kissen fallen, legte sich auf die Seite und starrte an die Wand. Ein leichter Pulsschlag machte sich in ihren Armen bemerkbar. Bestimmt hatten sie ihr eimerweise Sch