Kapitel 2:
Klassische Einwände
In diesem Kapitel möchte ich gerne einige klassische Einwände diskutieren, von denen ich denke, dass sie den Nerv vieler Menschen treffen. Es ist natürlich nur eine kleine Auswahl – von daher schon jetzt eine herzliche Einladung: Der PodcastGlaube ist frag-würdig wurde eigens dafür ins Leben gerufen, weil Glaube eben genau das ist. Er ist es wert, dass man gute Fragen an ihn stellt. Darüber hinaus versteht er sich als kostenloses Denkangebot, kritischen Fragen Raum zu geben. Sollte Ihr Einwand im Weiteren also nicht vorkommen, hören Sie gerne in die bisherigen Folgen rein oder schreiben Sie einfach direkt an:glaubeistfragwuerdig@outlook.de
Vielleicht gilt Ihre Vorliebe aber auch gar nicht dem Podcast-Format, sondern dem guten alten Buch – auch kein Problem. Viele berechtigte Einwände, die in diesem Buch aus Platzgründen nicht zu Sprache kommen (z. B.Die Menschheit hat sich Tausende Götter ausgedacht, um an fast keinen davon zu glauben. Atheistinnen und Atheisten gehen nur einen Schritt weiter oderDie Vielzahl der Religionen spricht gegen die Existenz Gottes oderJesus ist bloß eine mythologische Raubkopie usw.), werden etwa im BuchFrag los! 50 Antworten für Skeptiker und Glaubende diskutiert.15 Und wenn Sie etwas suchen, was auch junge Menschen verstehen können, empfehle ich Ihnen etwa die KinderbuchreiheWie ist Gott? Die Eigenschaften Gottes – erklärt für Kinder.16
Gut, so weit der Werbeblock. Legen wir los. Wie bei vielem ist es natürlich auch beim Thema „Gott und Glaube“ gut, wenn wir zunächst einmal unseren mentalen Schreibtisch aufräumen und uns klar machen, worüber wir eigentlich reden. Oder genauer gefragt: Was meinen Theistinnen und Theisten eigentlich, wenn sie von „Gott“ sprechen? Eine für viele grundlegende Definition Gottes in der Geschichte der Theologie und Religionsphilosophie stammt von Anselm von Canterbury, einem der herausragenden Denker des Mittelalters. In seinem vielgelesenen WerkProslogion schreibt er sinngemäß:
„Gott ist das in jeder Hinsicht größte vorstellbare Wesen. Wenn wir von etwas noch größer als von Gott denken können, istdas Gott.“(id quo nihil maius cogitari potest)17
Anselms Ausführungen werden heute von intellektuellen Schwergewichten wie Alvin Plantinga (University of Notre Dame) oder Richard Swinburne (University of Oxford) weitergeführt, wenn sie Gott als einen Handelnden beschreiben, der allmächtig, allwissend, allliebend, unendlich gut, unendlich heilig, unendlich gerecht, vollkommen ungebunden (d. h. ohne Körper und ohne Raum-Zeit-Stelle) und Schöpfer aller Dinge ist.18
Genau an dieser Stelle bedarf es eines wichtigen Exkurses. Es gibt nämlich immer wieder Leute, die sagen: „Die Gottesidee ist klar zum Scheitern verurteilt. Einallmächtiges Wesen kann gar nicht existieren.“ Gezeigt werden soll das mit Fragen wie dieser hier: „Kann Gott einen Stein erschaffen, der so schwer ist, dass er ihn selbst nicht heben kann? Wenn er es kann, ist er nicht allmächtig. Und wenn er es nicht kann, erst recht nicht.“ Fragen dieses F