2. KAPITEL
Ed führte seine Cinderella zu den Aufzügen. Ihr ausdrucksvolles Gesicht spiegelte deutlich wider, wie es in ihr arbeitete. Als die Lifttüren sich hinter ihnen schlossen, las er an ihrer Miene ab, dass sie allmählich doch kalte Füße bekam.
Kein Wunder eigentlich, schließlich war sie ohne Zweifel der verantwortungsbewusste, ernsthafte Typ. Sonst hätte sie sich nicht die Mühe gemacht, ihre Freundin zu benachrichtigen, damit sich die keine Sorgen machte. Und ganz offensichtlich fragte sie sich jetzt gerade, ob sie nicht einen schweren Fehler beging.
Er nahm ihre Hand und drückte einen sanften Kuss in die Handfläche. „Hör auf, dir Sorgen zu machen“, sagte er leise. „Wir gehen nur so weit, wie du es willst. Komm einfach erst mal nur auf einen Drink mit zu mir.“
„Normalerweise tue ich so was nicht“, bekannte sie und errötete.
„Ich auch nicht. Ein schockierendes Pärchen, wir beide, was?“, meinte er augenzwinkernd.
Erleichtert stellte er fest, dass sie auf seinen lockeren Ton einging und sein Lächeln erwiderte.
„Das kannst du laut sagen.“
Er schloss die Tür zu seinem Zimmer auf und bat Jane herein. „Setz dich, mach es dir bequem.“ Es erstaunte ihn nicht weiter, dass sie den Sessel wählte und nicht das Sofa – wo er sich ja neben sie setzen könnte. Sie brauchte also noch ein bisschen Zeit, um aufzutauen. „Soll ich uns Champagner bestellen?“
„Hm, ich glaube, ich hatte genug“, gab sie verlegen zurück. „Also, lieber nicht, es sei denn, du möchtest die ganze Flasche allein trinken.“
„Du hast doch das meiste auf mein Hemd geschüttet“, konterte er schmunzelnd.
Sie zuckte sichtlich zusammen. „Stimmt. Ist mir auch schrecklich peinlich.“
„So habe ich es nicht gemeint. Ich wollte nur sagen, dass du gar nicht in den Genuss des edlen Tropfens gekommen bist.“
„Doch, bin ich“, gestand sie. „Ich hatte vorher schon ein Glas, und zwar auf ex.“
„Wieso? Musstest du dir die Party schöntrinken?“
„Nein, der Krankenhausball ist immer sehr lustig.“ Sie stieß hörbar die Luft aus. „Keine Fragen, schon vergessen?“
„Na gut“, meinte er achselzuckend. Trotzdem, eine so attraktive Frau mit so wunderschönen Augen hatte es wohl kaum nötig, sich Mut anzutrinken, oder?
„Warum wohnst du hier im Hotel?“ Ein Funken Neugier blitzte in ihren Augen auf.
„Darf ich dich erinnern? Keine Fragen“, parierte er augenzwinkernd.
„Sorry.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Ich fürchte, ich bin nicht besonders erfahren in solchen Dingen. Für gewöhnlich gehe ich nämlich nicht mit fremden Männern mit aufs Zimmer. Ich weiß ja nicht mal, wie du heißt.“
Die Situation war für ihn ähnlich verwirrend. Er konnte sich nicht erinnern, sich jemals so heftig zu einer Frau hingezogen gefühlt zu haben. Nicht mal zu seiner Ex in guten Zeiten. Und nach dem Scheitern seiner Ehe sowieso zu niemandem mehr.
Die Art und Weise, wie diese Cinderella auf seine Küsse reagiert hatte, ließ ihn vermuten, dass sie beide das hier brauchten. Wenn ihre einzige Sorge war, dass sie seinen Namen nicht kannte, dann konnte er Abhilfe schaffen. „Also, wenn du unbedingt wissen willst, wie ich heiße …“
„Nein“, unterbrach sie ihn hastig. „Wir sind uns auf einem Wohltätigkeitsball begegnet. Nicht gerade der bevorzugte Aufenthaltsort von wilden Schurken. Außerdem hätte mich bestimmt jemand vor dir gewarnt, wärst du ein fünffacher Frauenmörder.“
„Du arbeitest also im Krankenhaus …“, vermutete er nachdenklich.
„Keine Fragen“, ermahnte Jane