: Volker Streiter
: Pariser Verschwörung Tödliche Schatten über Heinrich Heine
: neobooks Self-Publishing
: 9783756582051
: 1
: CHF 0.90
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: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 402
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Paris 1855. Heinrich Heine, gelähmt und ein Pflegefall, soll sterben. Seine Durchlaucht Wenceslaus Fürst von Metternich will es so und schickt vier seiner Agenten. Auch der einst mächtigste Literaturkritiker, Wolfgang Menzel, Franzosenhasser und Antisemit, will Heines Tod. Selbst dessen Cousin Carl aus Hamburg, Bankier, will die nicht endenden Zahlungen rufschonend einstellen. Bei einem Fest vereitelt Elise Krinitz, neu angestellte Vorleserin und Heines letzte Liebe, einen Anschlag, und doch ist Heine nicht sicher. Aus seiner nächsten Umgebung droht ihm weitere Gefahr.

Geboren in Soest/ Westf. Ab 1980 Polizist in Köln. Seit 2023 im Ruhestand. Autor von Küstenkrimis, darunter drei historischen. Er hat großes Interesse an Geschichte und den Lebensbedingungen in vergangenen Zeiten, das lässt ihn sorgfältig recherchieren. Für ihn ein Heidenspaß. Die Auswahl erforderlicher Informationen dagegen ist eine Qual, es gibt soviel zu entdecken in der Welt.

Metternichs Plan



»Herzflimmern sagten Sie, ein kurzzeitiges Schwarz vor Augen und Schwindel?« Doktor Friedrich Jäger von Jaxtthal, Leibarzt seiner Durchlaucht, beugte sich über den blassen Patienten: Klemens Wenzel Lothar Fürst von Metternich, die Nennung all seiner Titel würde uns nur ermüden, ehemals Kanzler eines Riesenreiches und gewesener Lenker des nachnapoleonischen Europas. Der inzwischen eher geduldete Berater am Wiener Hof saß bleich aber aufrecht in einem durchgeschwitzten Nachthemd in seinem Himmelbett, das weiße Haar klebte am Kopf. Sein Schlafgemach hatte schon bessere Zeiten gesehen, den blinden Goldstuck an der Raumdecke brachte auch das Tageslicht nicht mehr zum Glänzen.

Konzentriert, die Finger am gebrechlichen Handgelenk seines Patienten, folgte der Arzt dem Pulsschlag. Der gefiel ihm nicht. Auch die Augen dieses einst mächtigen Mannes machten ihm keine Freude, sie waren unterlaufen, der Blick trübe. »Durchlaucht, haben Sie genug getrunken? Die Sommerhitze setzt gerade auch Menschen zu, die Ihr Alter erreicht haben, halten zu Gnaden.«

»Ach mein guter Jaxtthal, immerhin lassen Sie mich nicht zur Ader, das rechne ich Ihnen hoch an. Ein Mensch meines Alters, sagen Sie, beachtliche 82, und nur das Wasser soll mir fehlen? Herr Doktor, auch eine barmherzige Lüge ist eine Lüge. Doch ich danke Ihnen. Wie also ist Ihre Therapie? Hoffentlich darf es auch etwas Wein sein, natürlich in Maßen.«

»Durchlaucht, ohne Wein werden Sie nicht länger leben, es käme Ihnen nur so vor. Regelmäßige Bewegung, Spaziergänge, frische Luft, viel pflanzliche Kost und wenig Fleisch, kaum Fett. Ihr Herz sollte in Ruhe schlagen, kein Blutstau im Kopf, keine anschwellenden Adern.«

»Jaxtthal, ich bin kein Holzfäller, und mein letzter scharfer Ritt ist Jahrzehnte her, da besteht keine Gefahr, nicht einmal in der Liebe werde ich mich derart aufpeitschend engagieren. Keine Tinkturen diesmal, keine Pulver für mich? Steht es so schlecht?«

Der Arzt wiegte den Kopf. »Nun, etwas Weißdorn könnte das Herz stärken, ich werde mit dem Apotheker sprechen.«

»Na bitte, gibt es ein Mittel, gibt es auch Hoffnung. Sehe ich nicht auch schon besser aus?« Der Arzt musste schmunzeln und verbeugte sich. »Aber da Sie schon einmal hier sind, möchte ich Ihre Meinung hören.« Metternich deutete auf ein Ablagetischchen. »Der zweite Akt von oben, schauen Sie hinein. Haben Sie dazu eine ärztliche Meinung?«

Zögernd folgte der Arzt und überflog die unterschiedlichen Handschriften, teilweise auf vergilbtem Papier und nicht alle auf Deutsch. Seit Beginn der lästigen Causa hatten sie Metternich direkt oder über Umwege erreicht. »Durchlaucht, mein Französisch ist nicht gut genug, um ärztliche Sachverhalte ...«

»Unsinn, die Fachbegriffe sind auf Latein, oder fehlt Ihnen dieAprobatio? Habe ich mein langes Leben einemJahrmarktsbarbier anvertraut?«

Der Arzt schüttelt