KAPITEL II
Spezielle Besonderheiten und Begleiterscheinungen
Das zweite Kapitel befasst sich mit speziellen Besonderheiten und Begleiterscheinungen, denen wir in der Arbeit mit unserer Bezugsgruppe häufig begegnen oder die bisher wenig Beachtung gefunden haben.
Das betrifft insbesondere das Thema der Hyperlexie, das wir daher nicht nur theoretisch, sondern auch mit einem richtungsweisenden Programm für die Praxis der Heilerziehungspflege und Heilpädagogik aufbereitet haben. Ferner sind wir auf spezielle Aspekte im Hinblick auf sensorische Besonderheiten eingegangen, die gleichfalls hohe Praxisrelevanz haben und zum Basiswissen zählen sollten.
Dies gilt ebenso für hochgradige Sinnesbehinderungen im Hören und Sehen, für Begleiterscheinungen wie ADHS, Persönlichkeits- oder psychische Störungen, Traumafolgestörungen, Krisen und schwere Verhaltensauffälligkeiten. Wie wir noch sehen werden, handelt es sich hierbei keineswegs um seltene Erscheinungen. Daher macht nicht nur mit Blick auf unsere Einleitung, sondern ebenso angesichts der hohen Prävalenz einiger Begleiterscheinungen die Bezeichnung „komplexe Beeinträchtigungen“ Sinn.
Bei psychischen Begleitstörungen kommt psychiatrisch-klinischen Erkenntnissen und Sichtweisen eine zentrale Rolle zu. So ist ein pädagogisch dimensioniertes Unterstützungssystem bei psychischen Begleitstörungen auf psychiatrische Hilfen (z. B. durch Psychopharmakotherapie) angewiesen, wenn es um geeignete Unterstützungsleistungen geht. Diese gilt es in einem multidimensionalen Konzept so zu verknüpfen und miteinander abzustimmen, dass einer autistischen Person, der neben einer kognitiven Beeinträchtigung zusätzliche Kommunikationseinschränkungen und schwere psychische Störungen nachgesagt werden, bestmögliche Unterstützung für ein „Leben mit Autismus“ geboten werde