Sydney
Murfreesboro/TN, neun Monate später
Nach etwa vier Stunden Fahrt erreiche ich Murfreesboro, die Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin. Erinnerungen an meine Kindheit werden wach, und mir wird bewusst, dass ich zuletzt zur Beerdigung meiner Grandma hier war. Sie hat mich großgezogen, während meine Eltern nach dem Jurastudium im Außenministerium Karriere gemacht haben.
Die Schwangerschaft meiner Mutter war nicht geplant. Das änderte nichts daran, dass ich Grandmas kleine Prinzessin war. Sie nannte mich liebevollLittle Bean, nahm an Elternsprechtagen teil, förderte mich in jeder Hinsicht und war immer für mich da. Bis mein Vater die Chance hatte, die Karriereleiter einen entscheidenden Sprung nach oben zu klettern, und eine Stelle beim Konsulat in Südafrika annahm. Ich war elf, als ich mit meinen Eltern die Staaten verließ. Doch Murfreesboro blieb immer meine Heimat.
In den vergangenen Jahren hat sich die Stadt verändert. Sie ist gewachsen und hat ihr Erscheinungsbild doch nicht eingebüßt. Noch immer gibt es das Steakrestaurant, in das Gram mit mir ging, wenn ich in der Schule eine gute Note bekommen hatte.
Als ich das Viertel erreiche, in dem ich meine Kindheit verbrachte, werde ich noch nervöser. Ich kann es kaum erwarten, meiner kleinen Tochter von meinen Erlebnissen hier zu berichten und sie den Leuten vorzustellen, die damals zu meinem engsten Umfeld gehört hatten. In den vergangenen vier Monaten bin ich mit Marinda, meiner fast vier Monate alten Tochter, zwischen Pretoria und Atlanta gependelt.
Die Kleine wird allmählich unruhig, und ich bin froh, endlich anzukommen. Außerdem erwarte ich schon in ein paar Stunden den Umzugswagen.
Ich fahre in die Einfahrt des weißen Hauses im Ranch-Stil und parke den Wagen vor der Garage. Dann atme ich mehrmals tief durch, während ich versuche, alle neuen Eindrücke in mich aufzunehmen. Monatelang habe ich nach dem perfekten Haus für mich und meine Tochter gesucht, bis dieses Objekt zum Kauf stand. Die Gegend ist mir bestens vertraut, obwohl sich in den Jahren viel verändert hat. Doch das Haus und das umliegende Grundstück kenne ich nur von den Unterlagen des Maklerbüros.
Es dauerte lange, bis ich wieder gesund war und auch Mari das Gröbste überstanden hatte. Monatelang hatte ich im Krankenhaus um unser beider Leben gekämpft. Schließlich konnte ich die Klinik verlassen, war aber gezwungen, mich weiterhin vor meinen Verfolgern zu verstecken. Erst, als mir meine Anwälte versicherten, dass keine Gefahr mehr für mich und meine Tochter bestand, plante ich unser neues Leben in Murfreesboro.
Marinda meldet sich vom Rücksitz. Sie wird es nicht mehr lange aushalten, in ihrer Babytrage festgeschnallt zu sein, weil sie im Moment am liebsten auf dem Bauch liegend die Gegend erkundet. Sie hat die Reise verschlafen, denn ich bin in Atlanta aufgebrochen, als sie müde wurde. Dadurch sind wir zwar in den morgendlichen Berufsverkehr geraten, aber dennoch pünktlich genug hier angekommen.
Wir haben bei ein