Wissenswertes über die Hydrotherapie
Kaltes oder warmes Wasser zu Heilzwecken ist schon seit der
Antike bekannt. Durch technische Neuentwicklungen haben sich
die Einsatzmöglichkeiten vervielfacht.
Hydrotherapie ist die Anwendung von Wasser als Wärme- bzw. Kälteträger zu Heilzwecken. Da Wärme und Kälte nicht immer an Wasser gebunden sein müssen, wird in der Medizin oft auch der Sammelbegriff »Hydro- und Thermotherapie« benutzt. Wasser kann je nach Temperatur fest, flüssig oder dampfförmig sein. Wasser in fester Form (Eis) wird Kryotherapie genannt, flüssiges Wasser kommt bei Bädern, Güssen, Wickeln, Auflagen und Ähnlichem zum Einsatz. Wasser in dampfförmiger Form begegnet uns zum Beispiel beim Kopfdampfbad oder in Kurorten als Dampfstrahl, vorwiegend zur Behandlung akuter Rückenschmerzen.
Als Hausmittel können Wärme und Kälte zwar auch bei akuten Erkrankungen angewandt werden, die Domäne der Hydrotherapie sind aber die chronischen Leiden. Hier werden die Reize kurmäßig als sogenannte Reizserie angewandt. Langfristig lösen sie erwünschte Anpassungsprozesse im Körper aus.
In der heutigen Zeit werden besonders aktive Maßnahmen wie sportliche Betätigung, Krankengymnastik und Trainingstherapie propagiert und zur Vorbeugung und Heilung bei unterschiedlichen Krankheiten empfohlen. Wärme- und Kälteanwendungen und damit die Hydrotherapie gehören wie zum Beispiel auch Massagen zu den passiven Maßnahmen. Vermutlich ist das mit ein Grund dafür, dass sie wie viele andere passive Maßnahmen aus dem Bereich der Physiotherapie zu Unrecht eine geringere Wertschätzung erfahren. Dabei wird verkannt, dass Wärme und Kälte tiefgreifende Wirkungen auf viele Funktionskreise haben, nicht nur auf die unmittelbar betroffene Thermoregulation. Diese hat zum Beispiel Vorrang gegenüber der Herz-Kreislauf-Regulation. Die Körperkerntemperatur hat nur eine geringe Schwankungsbreite und ihre Konstanthaltung ist offenbar von höherer Priorität als zum Beispiel ein gleichbleibender Blutdruck. Hydrotherapeutische Reize beeinflussen daher auch das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel, das Immunsystem und andere Organsysteme. Außerdem schaffen die »passiven Anwendungen« wie die Hydrotherapie durch die häufig mit ihnen verbundene Schmerzlinderung und bessere Beweglichkeit oft erst die Voraussetzung für den Einsatz »aktiver« Therapien.
Hinzu kommt ein eher psychologischer Aspekt, der erklärt, weshalb uns besonders das warme Wasser so angenehm ist. Das Leben ist aus dem Wasser entstanden; auch der Mensch verbringt die erste Zeit seines Lebens geschützt und geborgen im Fruchtwasser der Gebärmutter seiner Mutter. Das ist sicher auch ein Grund dafür, dass in vielen Fällen besonders warmes Wasser das Gefühl der Geborgenheit, der Ruhe und des Schutzes vermittelt. 37 °C warme Bäder können zum Beispiel Ängstlichkeit und Schmerzen während der Wehen schwangerer Frauen deutlich reduzieren.(1) Vielleicht erklärt das auch die zeitweise große Beliebtheit von Entbindungen im Wasserbecken.
Noch länger als die Anwendung von warmem Wasser zu Heilzwecken werden Kaltreize empfohlen. Das mag auch damit zusammenhängen, dass es in früheren Zeiten nicht immer einfach war, warmes Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung zu haben. Warme Quellen sind zum Beispiel seltener als natürlich vorkommendes kaltes Wasser.
Im Altertum wurden von Hippokrates, Celsus und Galen kalte Getränke zur Behandlung von Fieber empfohlen; Eis wurde zur Therapie von Entzündungen und Blutungen verwandt.
Spektakulär erscheinen erste Amputationen mit Eisanwendungen zur Senkung der Schmerzempfindlichkeit in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der leitende Militärarzt unter Napoleon, Larrey, beschrieb fast schmerzfreie Amputationen in einem der Kriege von 1807 bei Temperaturen von kälter als –10 °C (Schlacht von Preußisch-Eylau). Weite Verbreitung fand diese Methode der Schmerzausschaltung aber erst Ende des 19. Jahrhunderts, als es technisch möglich war, Kälte künstlich zu erzeugen.
Reportagen und Berichte über das Eisbaden
In den letzten Jahrzehnten hat sich eine extreme Sportart etabliert – das Eisbaden oder Winterschwimmen, also das Baden in einem natürlichen Gewässer bei winterlichen Temperaturen.
Die Entwicklung des heute betriebenen Sports verlief in der letzten Zeit in den einzelnen Ländern unterschiedlich. Ma