: Michael Bussmann, Gabriele Tröger
: Westböhmen& Bäderdreieck Reiseführer Michael Müller Verlag Karlsbad - Marienbad - Franzensbad
: Michael Müller Verlag
: 9783966853842
: MM-Reiseführer
: 1
: CHF 15.70
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: Europa
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Anders reisen und dabei das Besondere entdecken Mit den aktuellen Tipps aus den Michael-Müller-Reiseführern gestalten Sie Ihre Reise individuell, nachhaltig und sicher. Literaten wie Goethe oder Gogol, Komponisten wie Dvo?ák oder Strauß, gekrönte Häupter wie Napoleon III. oder Kaiser Franz Josef I. - die gesamte Hautevolee Europas zog es einst in die böhmischen Kurorte Karlsbad, Marienbad und Franzensbad. Heute, knapp 30 Jahre nach dem Ende des Sozialismus, beginnen die Bäder längst wieder an die alte Zeit anzuknüpfen, und die prachtvollen, von weiten Parkanlagen umgebenen Kurhäuser erstrahlen in neuem Glanz. Westböhmen hat aber noch weit mehr zu bieten als nur das Bäderdreieck. Die Region lockt mit der quirligen Studentenstadt Pilsen, zugleich berühmt für das wohl beste Bier der Welt, mit geschichtsträchtigen Klöstern, geheimnisvollen Burgruinen, unzähligen Schlössern und romantischen Flusstälern. Das Reisehandbuch beleuchtet die spannendsten Aspekte der facettenreichen Landschaften zwischen Erzgebirge und Böhmerwald, gibt Tourenvorschläge für Radfahrer und Wanderer und hält zahlreiche Restaurant-, Kneipen- und Übernachtungstipps bereit - für Aktivurlauber, Kurgäste und Kulturreisende gleichermaßen. Abgerundet wird das Ganze mit einem umfassenden Kapitel zur 'Golden Stadt' Prag.

Michael Bussmann Jahrgang 1967, geboren in Esslingen. Germanistik-, Journalistik- und Politologiestudium in Bamberg, nebenher Dokumentarfilmarbeiten. Seit 1998 recherchiert und schreibt er überwiegend für den Michael Müller Verlag, ehemals von der goldenen Stadt Prag aus, heute von Deutschlands einziger Metropole: Berlin. Gabriele Tröger Jahrgang 1972. Studium der Germanistik und Turkologie in Bamberg, dazwischen längere Aufenthalte in der Türkei. Als freie Journalistin pendelte sie zehn Jahre zwischen dem hektischen Istanbul, dem altehrwürdigen Prag und dem erholsamen Fichtelgebirge hin und her. Heute lebt sie in Berlin.
Karlovy Vary(Karlsbad)
Karlsbad liegt, umgeben von grünen, waldreichen Höhen, inmitten des romantischen Teplá-Tals. Von allen großen böhmischen Kurorten ist Karlsbad nicht nur der berühmteste, sondern auch der nobelste.

Marktbrunnkolonnade: Schnitzwerk in Weiß

Exklusive Designerboutiquen, Pelzgeschäfte und Juweliere dominieren im Kurzentrum von Karlsbad. Im Vergleich zu den anderen böhmischen Kurorten zeigt sich das Publikum wohlhabender und gemischter und beschränkt sich nicht in erster Linie auf Rentner in Rieker-Schuhen.
Bis zum Ausbruch der Coronapandemie und dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine reisten laut Kurbadstatistik Besucher aus fast 90 Ländern an, darunter viele Asiaten (insbesondere Chinesen und Taiwanesen), Araber, US-Amerikaner und Israelis. Die mit Abstand meisten Übernachtungen aber buchten Russen (fast doppelt so viele wie die Tschechen selbst) - von Moskau gab es bis 2022 Direktflüge nach Karlovy Vary.
Die Russen kamen schon immer gern, den Anfang machte der russische Adel. Aber auch Könige und Kaiser, indische Maharadschas und afrikanische Prinzen trugen sich in die Gästebücher Karlsbads ein, die wohl, was berühmte Persönlichkeiten anbelangt, weltweit von keinem anderen Kurort übertroffen werden. Allein die Auflistung von Staatsoberhäuptern und Staatsmännern würde Seiten einnehmen. Und Karlsbad gelang es wie keinem anderen Kurort Böhmens, nach einem halben Jahrhundert „Arbeiter- und Bauernkuren“ an die alten Tage anzuknüpfen. KönigHarald V.aus Norwegen oder Prinzessin Sayako, die Tochter des japanischen Kaisers, kamen zu Besuch in das wiedererblühte Karlsbad.
Mit der Pandemie jedoch blieb der Adel aus. Auch die Amerikaner hielten sich mit Reisen zurück, Asiaten kamen kaum mehr, erst seit 2023 dürfen Chinesen überhaupt wieder ihr Land verlassen. Und die mageren Jahre der Karlsbader Hoteliers und Gastronomen dauern an, der Schließung des europäischen Luftraums für Flugzeuge aus Russland geschuldet. So manches Hotel, das früher fest in russischer Hand war, stand zuletzt leer oder war von ukrainischen Flüchtlingen belegt. Auf unserer Recherchereise im Sommer 2023 bot Karlsbad das Bild einer einsamen Schönheit, die um ihre Verehrer trauert.
Anders ist es allerdings in der ersten Julihälfte - dann zieht es Stars aus Hollywood und dem Rest der Welt zum Internationalen Filmfestival nach Karlovy Vary. Karlsbad hat nämlich nicht nur als Kurort einen Namen, sondern auch als Festspielstadt. Zwar wird Karlsbad nicht in einem Atemzug mit Cannes, Venedig oder Berlin genannt. Celebrities aber kommen dennoch:Leonardo DiCaprio,Whoopi Goldberg,Gregory Peck,Robert De Niround viele andere waren schon da. Auch als Kulisse lockt die Stadt Filmteams an, so wurden z. B. im Festsaal des Hotels Pupp einige Szenen der Édith-Piaf-Biografie „La Vie en Rose“ gedreht.
Geschichte
Damit die Geschichte der Kurstadt nicht mit nüchternen Jahreszahlen beginnt, hat man sich eine Gründungslegende einfallen lassen. Angeblich ging Karl IV. im 14. Jh. in der Gegend gerne auf die Jagd. Einmal hatten seine Hunde die Fährte eines großen Hirsches aufgenommen. Um seinen Verfolgern zu entkommen, sprang der Hirsch von einem mächtigen Felsen und landete in heißem Quellwasser. Die Hunde sprangen hinterher und jaulten auf. So entdeckte Karl IV. die Quellen und gründete hier die nach ihm benannte Stadt.
In Wirklichkeit aber gab es hier schon vor den Zeiten Kaisers Karl IV. eine kleine Gemeinde, und die Quellen waren schon damals wohlbekannt. Unter Karl IV. lernte man sie jedoch als Heilquellen zu schätzen, und so verlieh der Kaiser im Jahre 1370 dem Ort zahlreiche Privilegien und Rechte. Bereits im 15. Jh. kamen die ersten Kurgäste aus verschiedenen europäischen Adelshäusern. Anfangs badete man in den Thermen, mit Trinkkuren begann man erst im 16. Jh. Im Jahre 1604 zählte man bereits exakt 102 Häuser in Karlsbad. Das weiß man aus einem Bericht, der verfasst wurde, weil ein gewaltiges Feuer 99 davon vernichtet hatte - lediglich drei blieben stehen. Auch von anderen Katastrophen berichtet die Stadtchronik, insbesondere von Überschwemmungen.
Anfang des 18. Jh. wurde Karlsbad schließlich weltberühmt; die ersten Kaiser und Zaren kamen zur Kur. In jenem Jahrhundert glaubte man übrigens auch, durch das Trinken von Karlsbader Wasser Armut heilen zu können. Bis zu 500 Becher pro Hung