: Melanie Dobson
: Ich verspreche, dich zu finden
: Francke-Buch
: 9783963627729
: 1
: CHF 14.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Moseltal, 1940: Die Kinder Dietmar und Brigitte sind ganz in ihr »Ritter und Prinzessin«-Spiel vertieft, als die raue Wirklichkeit jäh die Idylle ihrer Fantasiewelt zerreißt: Aus ihrem Versteck sehen sie mit an, wie ihre Eltern verhaftet werden. Voller Angst machen sich die Kinder auf den gefährlichen Weg durch Belgien Richtung England, wo eine Verwandte lebt. Als die Kinder nahe London voneinander getrennt werden, schwört sich Dietmar, Brigitte zu finden, koste es, was es wolle. Doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht ... London, 2017: Eines Morgens erhält die investigative Journalistin Quenby Vaughn einen rätselhaften Anruf: Lucas Hough, der Anwalt eines reichen Amerikaners, bittet sie, für seinen Mandanten eine vor 75 Jahren vermisste Person zu finden. Quenby, die eigentlich gerade mit einem Spionagefall aus dem 2. Weltkrieg befasst ist, lässt sich trotzdem anwerben. Noch ahnt sie nicht, wie herausfordernd die Zusammenarbeit mit Lucas werden wird und welche mysteriösen Verbindungen zwischen den beiden Fällen zum Vorschein kommen ...

Melanie Dobson hat Journalismus und Kommunikation studiert und war als Werbeleiterin tätig, bevor sie sich mehr und mehr dem Schreiben widmete. Eine besondere Vorliebe hat sie für Bücher, in denen Geschichte und Gegenwart miteinander verknüpft werden. Mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern lebt sie in der Nähe von Portland, Oregon. www.melaniedobson.com Instagram: melbdobson Facebook: Melanie Dobson

Kapitel 1

Moselkern, Deutschland, Juli 1940

Ahornblätter hüllten das Fenster des Baumhauses ein, als wollten sie mit ihren silberfarben glänzenden Fasern ein schützendes Kettenhemd um das Mädchen und den Jungen bilden, die im Inneren des Baumhauses spielten.

Dietmar Roth preschte mit seinem hölzernen Spielzeugpferd in der Hand über die Bodenplanken und schlug mit seinem Ritter zwei gegnerische Schlachtrosse zu Boden, bevor er sich in Richtung des schützenden Wachturmes davonmachte. Mit seinen dreizehn Jahren war er bereits ein Experte in Sachen Ritter und Ritterrüstungen. Ein Metallring allein konnte keinen Schutz bieten, doch Hunderte von ihnen, eng miteinander zu einem Hemd verwoben, konnten den gegnerischen Pfeilen gut standhalten. Oder einem Schwert.

Neben dem Wachturm jaulte Brigitte wie eine Wildkatze auf. In ihrer Hand hielt sie eine kleine Spielzeugprinzessin. Es klang so, als würde die Prinzessin tatsächlich von kriegerischen Rittern entführt werden.

Mit ihren zehn Jahren war Brigitte eine Expertin für Prinzessinnen. Und Theater.

Brigitte spielte lieber nur mit einem einzigen Spielzeug anstatt mit einer ganzen Armee. Sie liebte die Prinzessin, die Dietmar ihr zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt hatte. Er hatte sie selbst aus Lindenholz geschnitzt und anschließend bemalt. Dietmar gab seinen Spielzeugrittern immer wieder neue Namen, doch Brigitte tat das nicht. Der Name der Prinzessin blieb immer derselbe.

Prinzessin Adler.

Adler.

Brigitte stellte sich vor, dass ihre Prinzessin fliegen konnte.

Dietmars Ritter zog sein Blechschwert und begann, die schwarz maskierten feindlichen Ritterhorden zu bekämpfen, die in seiner Vorstellung immer weiter vorrückten. Auf dem Boden des Baumhauses hatte sich eine ganze Armee kriegerischer Ritter versammelt. Sie alle trugen unterschiedliche Symbole auf ihren Armbrüsten. Aber sie kämpften alle zusammen für den Orden der Ritterlichkeit.Ritterlichkeit.

Dietmar hatte jede einzelne Armbrust seiner Ritter selbst aus Zedernholz geschnitzt. Die Bogensehnen hatte er aus dem Haar von Fonzell, dem Pferd seiner Familie, gemacht. Zumindest war Fonzell das gewesen, bis Herr Darre ihn den Roths gestohlen hatte. Herr Darre war ein deutscher Beamter. Und außerdem der Nachbar von Dietmars Familie. Mit dem Diebstahl wollte Herr Darre Dietmars Vater dafür bestrafen, dass er seinen Sohn nicht zu den wöchentlichen Treffen desDeutschen Jungvolks schickte. Brigitte und ihr Vater waren die einzigen Nachbarn, denen die Roths noch vertrauten.

Eigentlich fühlte si