: Anni E. Lindner
: Wie wir eine versunkene Stadt suchten und dabei beinahe das Klima gerettet hätten
: Francke-Buch
: 9783963627750
: Wir vom Himmelhof
: 1
: CHF 10.60
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 267
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hi, ich bin Emmi und 13 Jahre alt. Hast du schon mal jemanden getroffen und sofort gewusst: Das geht nicht gut mit uns beiden!? So war es bei mir und Neva. Die habe ich dieses Jahr in den Osterferien in Kroatien kennengelernt. Sie war mega eingebildet! Aber dann sind wir beide, meine Geschwister und die zwei Nachbarsjungs mitten in einem Abenteuer gelandet. Wir deckten einen Umweltskandal auf und gaben unser Bestes, um unsere Urlaubsinsel zu retten. Ich gebe zu, es lief nicht alles glatt. Ein paar Aufgaben, was den Klimaschutz angeht, haben wir dir noch übrig gelassen. Zusammen macht es sowieso am meisten Spaß, die Welt zu verändern, oder?

Anni E. Lindner ist Heilsarmeeoffizierin und lebt in dieser Funktion mit ihrem Mann und den sechs Kindern ein fröhliches Nomadenleben. Derzeit leitet das Ehepaar das Kinder- und Familienzentrum »Heilse« in Chemnitz. Instagram: annie.lindner_worte.in.welten Facebook: Anni E. Lindner

Das fängt ja gut an!

Mama schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich wusste, dass sie überlegte, ob sie schimpfen sollte oder nicht. Zum Glück entschied sie sich für »nicht« und wuschelte mir nur durch die Haare. Ich glaube, sie war einfach müde von der Fahrt.

»Es hat nicht viel Sinn, dir vorzuhalten, dass ich dachte, ich könnte mich auf dich verlassen, oder?«, seufzte sie. »Es ist ein bisschen weit, um noch mal zurückzufahren.«

Die Tasche stand noch neben meinem Bett. Mama hatte mich gebeten, sie zu holen. Aber ich hatte Tasche, Kissen, Decke und Kopfhörer nicht gleichzeitig tragen können. Tja, und dann hatte ich es einfach vergessen.

Ich wischte mir mit der Hand über die Augen und starrte auf den Boden. Mama nahm mich in den Arm.

»Es war wirklich chaotisch gestern Abend und ich hätte nachsehen sollen, ob wir alles dabeihaben«, murmelte sie und drückte mich. »Na komm, gehen wir erst mal ins Haus. Uns wird schon eine Lösung einfallen.«

Natürlich sahen alle mich sofort an, als ich ins Wohnzimmer kam. Meine ganze Familie und die fremden Damen standen um einen großen Esstisch herum, auf dem mehrere Platten mit Käse, Wurst und Gemüse standen.

Die Frau mit dem kuschligen Busen strahlte: »Ein kleiner Willkommenssnack für euch, meine Lieben!« Dann bemerkte sie mein bedrücktes Gesicht und wurde gleich ganz mütterlich: »Aber warum so traurig, Kleines? Ist etwas passiert?«

»Wir haben ihre Tasche zu Hause vergessen«, erklärte Mama ruhig. Eigentlich war das ja ganz allein meine Schuld. Ich fand es lieb von ihr, dass sie trotzdem »wir« sagte.

Die Frau bekam gleich glänzende Augen und fing an, hektisch mit den Armen zu wedeln. »Nicht weinen, nicht weinen! Das ist gar kein Problem. Du kannst dir Sachen von Neva leihen. Gleich, wenn ihr gegessen habt, stelle ich sie dir vor. Ihr werdet euch mögen! Ja, ja, da bin ich mir ganz sicher.«

Als ob die Anziehsachen meine größte Sorge gewesen wären! Vielmehr würde ich eine ganze Woche ohne meine wirklichen Schätze auskommen müssen: meine Bücher und das Vierundzwanziger-Set Filzstifte, das ich zum Geburtstag bekommen hatte. Zum Glück hatte ich wenigstens meine Durchlesebibel im Rucksack. Die mit den zerfledderten Seiten, in der ich ganz viele Sätze markiert hatte. Ich lese mir einige dieser Verse abends immer durch, immer dieselben. Das hilft mir, mich zu beruhigen, bevor ich