: Stefan Fischer
: Aufruhr im Allgäu Kleine Geschichte des Bauernkriegs 1525
: Verlag Friedrich Pustet
: 9783791762616
: Bayerische Geschichte
: 1
: CHF 10.70
:
: Regional- und Ländergeschichte
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Vor 500 Jahren stand das ganze Allgäu im Aufruhr: Die Bauern, später dann alle 'kleinen Leute', rebellierten von Weihnachten 1524 an gegen Obrigkeit und Leibeigenschaft, die damals von den Allgäuer Klöstern exzessiv gehandhabt wurde. Hinzu kamen unnachsichtig eingetriebene, ständig steigende Abgaben und andere wirtschaftliche Belastungen. Die Allgäuer Bauern schlossen sich zusammen und formulierten im März 1525 die bekannten 12 Artikel - eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa - sowie die Bundesordnung ihrer 'Christlichen Vereinigung'. Damit legten sie eine wichtige geistige Basis für die moderne europäische Verfassungsentwicklung. Zwar unterlagen die Bauern letzten Endes blutig ihrer Obrigkeit, doch brachte diese Niederlage zugleich die Anfänge einer politischen Mitwirkung des 'gemeinen Mannes', wenngleich die Leibeigenschaft erst 300 Jahre später endgültig abgeschafft wurde.

Stefan Fischer, Dr. phil., geb. 1953, 1987-2018 Stadtarchivar (Kulturreferent) von Kaufbeuren, ist Autor zahlreicher Publikationen zur Allgäuer, bayerischen und böhmischen Geschichte

Die Allgäuer Herrschaften zur Zeit des Bauernkriegs


Gemäß der deutschen historischen Tradition des »Fleckenteppichs« untergliederte sich auch das Allgäu um 1500 in zahlreiche größere, kleinere und noch kleinere Herrschaften, wobei die geistlichen Herrschaften überwogen.

So waren das Stift Kempten und das Hochstift Augsburg die Herrschaften mit den größten Territorien, gefolgt von den Klöstern Ottobeuren und Irsee. Unter die weltlichen Reichsstände zählten die Reichsstädte Memmingen, Kaufbeuren und Kempten, deren Territorialmacht jedoch weit hinter den geistlichen Reichsständen zurückblieb. Im Südwesten schloss sich von Immenstadt an die Grafschaft Königsegg-Rothenfels westlich der Iller bis ins Vorarlbergische an.

Die geistlichen Staaten

Breit hingelagert westlich und östlich der Iller, von Martinszell im Süden bis nach Grönenbach und Ronsberg im Norden, von Frauenzell im Westen bis nach Kemnat bei Kaufbeuren im Osten verfügte das Stift Kempten über die wohl bevölkerungsreichsten Gebiete im damaligen Allgäu. Zur Zeit des Bauernkriegs waren allerdings die Pflegen Tingau, Grönenbach, Kemnat und das Gebiet Ronsberg noch nicht zum Stift gehörig, wohl aber Obergünzburg mit der Burg Liebentann. Die Grenze zum Hochstift Augsburg wurde eigentlich erst im 18. Jh. endgültig festgelegt. So gliederte sich um 1520 das Kemptner Stiftsgebiet in die Pflegen (=Verwaltungsbezirke) Landvogtei oder Pflegamt diesseits der Iller, in die Pflegen Hohentann, Sulzberg, in welcher der Ort Leubas liegt, Falken und seit 1447 in die Pflege Liebentann mit Sitz in Obergünzburg.

Das Hochstift Augsburg war mit seinen Pflegen (Landämter) Buchloe, Füssen, Marktoberdorf und Sonthofen-Rettenberg im Allgäu vertreten. Kurz vor dem Bauernkrieg waren noch die Besitzungen Jengen (1454) und die Vogtei Denklingen (1510) an das hochstiftische Vogtamt Buchloe gekommen. Das Gebiet umfasste damals etwas vereinfacht gesehen den Bereich der heutigen Landkreise Ostallgäu und den Südteil des Landkreises Oberallgäu.

Waren die beiden großen Territorialherren des Allgäus selbstverständlich reichsständisch, so war dies bei den beiden anderen größeren Klöstern zur Zeit des Bauernkriegs noch nicht der Fall. Wiewohl die Rolle des Klosters Ottobeuren schon zu dieser Zeit für das monastische, kulturelle und religiöse Leben in seiner Region nicht unterschätzt werden kann, hat sich seine Position als Reichsstand nicht adäquat zu seinen Nachbarklöstern entwickelt: Zwar wird es nach dem Untergang der Staufer 1268 den Reichsfürsten gleichgestellt, doch kommt nach einigen erbtechnischen Umwegen die Vogtei über das Kloster 1356 an den Bischof von Augsburg, der sie dann letzten Endes bis 1710 ausübte, wenngleich Ottobeuren seit 1626 wieder direkt dem Kaiser unterstellt war. Auch die Blutgerichtsbarkeit wurde ab dieser Zeit wieder unumschränkt vom Abt ausgeübt.

Bis zum Erlöschen der Ronsberger 1212 erfreute sich das Kloster Irsee weiterer Zuwendungen, auch die Nachfolger der Ronsberger verfolgten diese Politik, und das Kloster, das der Hl. Maria geweiht war, begann nach und nach um die Ortschaft Irsee herum seinen Besitz und seine Herrschaft zu arrondieren. Ab 1195 wurde die damals geweihte Kapelle zu einer bevorzugten Grablege des regionalen Adels. Noch war das Kl