: Hans Göttler
: Emerenz Meier 'Sanfte Rebellin' zwischen Bayerwald und Chicago
: Verlag Friedrich Pustet
: 9783791762609
: kleine bayerische biografien
: 1
: CHF 12.60
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 152
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sie nannte sich selber 'des freien Waldes freies Kind', Hans Carossa bezeichnete die Bayerwalddichterin als 'sanfte Rebellin' mit schwer zu ergründender 'Doppelnatur'. Heute apostrophiert man sie oft als 'Heimatdichterin ohne Heimat': Emerenz Meier, geboren 1874 in Schiefweg im Bayerischen Wald, Gastwirtstochter und Bauernmagd, gelangte bereits als ganz junge Frau mit harten Geschichten und feinfühligen Gedichten - auch in bairischer Mundart - sowie mit ihrem einzigen Buch 'Aus dem bayrischen Wald' zu großer Bekanntheit. 1906 wanderte sie aus wirtschaftlichen Gründen in die USA aus und starb dort 1928 in Chicago mit nur 53 Jahren. Lange wurde sie als Schriftstellerin unterschätzt. Umso mehr gilt es heute - nicht nur aus Anlass ihres 150. Geburtstags -, Emerenz Meier und ihr vielfältiges, in zwei unterschiedlichen Welten entstandenes Werk neu zu entdecken!

Hans Göttler, Dr. phil., geb. 1953, war 1983-2020 als Akademischer Direktor an der Universität Passau tätig. Autor zahlreicher Publikationen zur Literatur in Bayern und Mitglied der Münchner Turmschreiber

1Kindheit und Jugend im Wald


Emerenz Meier erblickte am 3. Oktober 1874 das Licht der Welt, zu Hause – wie damals üblich – im elterlichen Wirtshaus in Schiefweg bei Waldkirchen im Unteren Bayerischen Wald. Die Mutter der Emerenz trug denselben Vornamen, sie war eine geborene Raab und bei der Geburt ihrer Tochter, des fünften Kindes, bereits 39 Jahre alt. Sie stammte aus dem »Raabenhof« im benachbarten Richardsreut. Der Vater Josef Meier, Gast- und Landwirt, kam vom »Hirschlehenhof« in Manzenberg bei Büchlberg und war 37 Jahre alt. Josef und Emerenz Meier hatten das Anwesen in Schiefweg im Frühjahr 1866 für 6.800 Gulden erworben.

Der Vorname Emerenz


Der Vorname Emerenz ist eine Variante von Emerentia/Emerentiana (lat. die Verdienstvolle/die Würdige), deren römisch-katholischer Gedenk- und Namenstag am 23. Januar im alten Heiligenkalender steht. Die Hl. Emerentiana war eine Ziehschwester der Hl. Agnes und wurde um 304 n. Chr. in Rom gesteinigt. Interessanterweise findet sich bei der späteren Dichterin Emerenz Meier ein Gedicht, das mit folgender Zeile beginnt: »Sie haben Steine nach mir geschmissen«. Nomen est omen? Vielleicht bloß ein purer Zufall ohne jegliche Bedeutung! Oder …?

Das Anwesen war – wie Paul Praxl erforscht hat – der sog. »Restkomplex« des schon »zertrümmerten« Fuchsenhofes und trug die Hausnummer 10; Schiefweg gehörte damals zur Gemeinde Stadl im Bezirksamt Wolfstein. Heute heißt die Adresse »Schiefweg, Dorfplatz 9, 94065 Waldkirchen, Landkreis Freyung-Grafenau«; das mustergültig vom rührigen Schiefweger »Emerenz-Meier-Hausverein« renovierte Anwesen beherbergt seit 2000 das Wirtshaus »Zur Emerenz«, in dem man ganz hervorragend essen und trinken kann! Seit 2010 befindet sich darin auch das sehr sehenswerte Auswanderermuseum »Born in Schiefweg«.

Geburtshaus der Emerenz Meier in Schief