KAPITEL 2
Eine Flucht mit Folgen
Zwei Tage später stand dieses Schwein, das nichtMischulak, sondern wie bereits erwähnt Mike Michalakhieß und von seinen Freunden nur Mischa genannt wurde, schwitzend in einer Hauseinfahrt an der Detmolder Straße. Der Schweiß war aber nicht durch die hohen Temperaturen erzeugt worden, sondern gehörte zur Kategorie Angstschweiß.
Der dringend gesuchte Mischa wischte sich mit der Hand über die Stirn und spähte erst dann vorsichtig um die Ecke. Wäre er nicht todesmutig aus dem Fenster im ersten Stock gesprungen, dann hätte er vermutlich jetzt schon ausgesehen wie eine Gliederpuppe. Ihm war klar, dass seine beiden Verfolger zunächst ihren gesamten Frust an ihm auslassen würden, bevor sie ihn zum großen Boss schleppten. In gewisser Weise hatte er sogar Verständnis für sie. Befanden sie sich doch, ebenso wie er, in einer sehr unangenehmen Zwickmühle. Und Grund dafür war einmal mehr das verdammte Geld. Er schuldete es ihrem Boss, und sie sollten es eintreiben. Bevor die zehntausend Euro nicht bezahlt waren – wobei er sicher war, dass es im wahrsten Sinne des Wortes noch einen Nachschlag geben würde –, würde er keine ruhige Minute mehr haben. Aber die beiden auch nicht, dafür kannte er Kuttin nur zu gut.
Seine Spielsucht war aber auch wirklich zum Kotzen. Er konnte seine Finger einfach nicht von diesen verdammten Automaten lassen. Es hatte schon im Alter von vierzehn Jahren angefangen, nun war er Ende zwanzig. Wie lange sollte das noch so weitergehen? Aber es war, wie es war: Sobald ihm die blinkenden Lichter ins Gesicht schienen, war das für ihn wie der Klang der Sirenen in Homers Sage. Sie lockten ihn zu sich, und der Einzugsschlitz für Geldscheine wirkte dabei wie ein schwarzes Loch, welches ihn magisch anzog. Bei jedem Einschieben eines Scheines hatte erjetzt gedacht.Jetzt muss es klappen,jetzt würde er den Jackpot knacken,jetzt würden endlich alle Lampen an diesem Scheißautomaten aufblinken und der ganzen Spielhalle verkünden, dass er, Mike Michalak, endlich auf die Siegerstraße eingebogen war.
Aber stattdessen musste er jedes Mal wieder neues Futter für die gefräßigen Monster besorgen. Und weil sein Kontoauszug bereits nach kurzer Zeit wie ein Inferno in Rot aussah, blieb ihm zur Befriedigung seiner Sucht nichts übrig, als sich woanders Geld zu leihen. Praktischerweise direkt in einer dieser Automatenhöhlen, doch leider auch zu einem sehr unanständigen Zinssatz. Und was er erst später erfuhr, war, dass dieses Geld Iwan Iwanowitsch Kuttin gehörte. Aber schon bald erfuhr er auch, dass es der Besitzer dieser Kohlen mit der Rückzahlung terminlich sehr genau nahm. Inklusive der astronomischen Zinsen.
Fahrig wischte er sich erneut mit der Hand über das Gesicht und drückte seinen schweißnassen Rücken an die kühle Hauswand. Was für eine Scheißsituation. Kein Geld in der Tasche, dafür aber jede Menge Angst im Nacken. Bisher war es ihm zum Glück immer noch gelungen, seinen Häschern zu entwischen. Die kannten sich vielleicht gut in der Taiga aus, aber er sich dafür besser hier in seiner Heimatstadt Bielefeld. Hier war er groß geworden, hier kannte er fast jeden Winkel und jede Ecke. Gerade hatte er sogar noch eine neue Hauseinfahrt kennengelernt, die ihm aber nur kurz etwas Schutz bieten konnte. Er musste weiter. Sich woanders in Sicherheit bringen.
Aber wohin?
Er hatte bereits alle Freunde abgeklappert. Ergebnislos. Und was noch schlimmer war: An der letzten Adresse hatten diese beiden russischen Kopfgeldjäger doch tatsächlich schon auf ihn gewartet. Woher hatten sie nur gewusst, dass er dort auftauchen würde? Da hatte garantiert einer geplaudert. Vermutlich jemand mit einem frisc