: Tina Löffler, Liza Gerber
: PSSM: Wenn Gene Muskeln stören Die Polysaccharid-Speicher-Myopathie verstehen und betroffene Pferde symptomfrei halten
: Cadmos Verlag
: 9783840467349
: 1
: CHF 19.10
:
: Pferde, Reiten
: German
: 128
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die PSSM (Polysaccharid-Speicher- Myopathie) ist keine Krankheit, die 'ausbrechen' kann, sondern eine Genmutation, die bei verschiedensten Pferderassen teilweise sehr stark verbreitet ist. Versteht man Genmutation als eine 'Veränderung zur Anpassung an bestimmte Situationen', das heisst eine clevere Idee der Natur, wird klar, warum durch ungeeignete Haltungsbedingungen und Fütterung sowie Fehler im Bewegungsmanagement viele Pferde symptomatisch werden. Dieses Buch soll aufklären, was die Genmutation auslöst, was im Muskel- und Zuckerstoffwechsel betroffener Pferde verändert ist und wie jeder Tierhalter sein Tier trotzdem mit einer angepassten Fütterung, Haltung und dem richtigen Bewegungsmanagement weitestgehend gesund und symptomfrei erhalten kann. Da in den letzten Jahren weitere Equine Myopathien, die unter dem Sammelbegriff PSSM2 zusammengefasst werden, in den Fokus rücken, geht dieses Buch ebenso auf den aktuellen Stand der Forschung ein. Der eigentliche Schwerpunkt des Buches liegt aber auf PSSM Typ1.

Liza Gerber lebt mit ihrem Hund und ihren Quarter Horses in einem Brandenburger Naturschutzgebiet und ist als unabhängige Ernährungsberaterin für Pferde und als Dozentin an einer Schule für Tierheilpraktiker tätig. Da ein selbst gezogenes Pferd die Genmutation trug, begann sie vor mittlerweile mehr als zehn Jahren, sich intensiv mit der PSSM zu beschäftigen. Sie verfolgt die Forschung in den USA mit großem Interesse und steht mit den dortigen Experten und Forschern in regelmäßigem Austausch. Tina Löffler ist mit ihrem hessischen Warmblut und ihrer Australian-Shepherd- Hündin im Rhein-Main-Gebiet zu Hause. Dort ist sie Pferdephysiotherapeutin und Ernährungsberaterin für Pferde sowie freie Autorin für Fachpublikationen rund ums Pferd. Als Pferdephysiotherapeutin sieht sie sich regelmäßig mit verschiedenen Myopathien bei Pferden konfrontiert. Es waren ihre Patienten, die vor rund acht Jahren den Anstoß gaben, sich intensiv mit PSSM zu beschäftigen. Beide Autorinnen arbeiten in der Ernährungsberatung herstellerunabhängig und haben sich auf Pferde mit PSSM spezialisiert.

ZWEITER TEIL

PSSM – Schreckgespenst oder cleverer Schachzug der Natur?

Erkrankungen der Muskulatur

Die Bandbreite muskulärer Erkrankungen des Pferdes, sogenannter Myopathien (griechisch für „Muskelleiden“), ist groß. Meist ähneln sich diese Erkrankungen in den Symptomen. Die Ursachen können aber sehr unterschiedlich sein. Vergiftungen wie bei der „Atypischen Weidemyopathie“ können eine Rolle spielen. Muskelerkrankungen können ernährungsbedingt sein, wie beispielsweise die sogenannte „Weißmuskelkrankheit“ der Fohlen, bei der eine fortgeschrittene Selen- und Vitamin-EUnterversorgung die Erkrankung auslöst. Das Gros der muskulären Erkrankungen tritt aber im Zusammenhang mit Belastungen auf.

Belastungsmyopathien entstehen durch Stoffwechselstörungen in der Muskulatur. Genetische Komponenten wie bei der PSSM können ein wesentlicher, begünstigender Faktor sein. Fehler im Management spielen eine noch größere Rolle, so z. B. eine zu kohlenhydratreiche Fütterung bei gleichzeitig nicht angepasster Leistung. Oder auch genau andersherum: nicht angepasstes Training und nicht angemessene Fütterung für die geforderte Leistung. Im ersten Fall können die Energie-(Glykogen-)Reserven im Muskel nicht schnell genug mobilisiert und dem Organismus zur Verfügung gestellt werden. Im zweiten Fall kommt es zu einer vollständigen Erschöpfung dieser Reserven. Die Speicher sind leer. Eines haben alle diese Erkrankungen gemeinsam immer gehen Muskelfasern zugrunde. Es kommt zur sogenannten Rhabdomyolyse. Das ist der Fachbegriff für den Muskelfaserzerfall der Skelettmuskulatur.

Verschiedene Myopathien

Es gibt verschiedene Muskelerkrankungen und zahlreiche Bezeichnungen, die teilweise synonym verwendet werden. Nicht immer sind die Gene schuld.(Grafik: Tina Löffler)

Die Polysaccharid-Speicher-Myopathie

Eine dieser muskulären Erkrankungen ist die Polysaccharid-Speicher-Myopathie (PSSM). Vielen Pferdehaltern mittlerweile durchaus ein Begriff, ist aber oft noch unklar, was genau dahintersteckt. Vielfach werden Begriffe verwechselt oder nicht klar voneinander abgegrenzt. Dass ein Pferd Genträger ist, bedeutet beispielsweise nicht automatisch, dass es auch an der PSSM erkrankt ist oder erkranken wird.

Wer sich ein Buch kauft, das sich mit dieser Myopathie beschäftigt, möchte tiefer einsteigen und verstehen. Nachdem wir im ersten Teil des Buches wichtige Grundlagen erklärt haben, setzen wir uns im zweiten Teil intensiv mit der Erkrankung selbst auseinander. Neben der Erklärung, was die PSSM eigentlich ist, besprechen wir die Vererbung und Verbreitung, mögliche Symptome betroffener Pfer