Siena53.000 Einwohner
Rotbraune Backsteinbauten in schummrigen Straßenschluchten, dem gekrümmten Profil der Hügel angepasst, auf denen Siena erbaut wurde. Die Altstadt ist durch und durch gotisch-mittelalterlich, doch Verkehr und Tagestourismus verschonen nur wenige der engen Gassen. Seine Reize zeigt Siena besonders frühmorgens oder in den Abendstunden, wenn rund um die berühmte Piazza del Campo wieder Ruhe ist.
Der Dom von Siena - vornehm schwarz-weiß gestreift
Siena ist nicht in das grüne Hügelland der Umgebung hineingewuchert, die Einwohnerzahl hat sich seit der Blütezeit der Stadt nicht erheblich verändert. Die Silhouette wird geprägt durch die vollständig erhaltene Stadtmauer und den bis zur Plattform stolze 88 mhohen RathausturmTorre del Mangia. Zu Füßen des Turms erstreckt sich muschelförmig diePiazza del Campo,Italiens berühmtester mittelalterlicher Platz, meist nur Campo genannt. Fast sämtliche Gebäude wurden aus Backstein erbaut, auch die Adelspaläste. Eine Ausnahme ist Sienas Prunkstück, der marmorverkleidete Dom. Auffällig sind auch die geschmiedeten Ösen an den Häuserwänden - fast schon kleine Kunstwerke aus Eisen -, an die einst die Pferde gebunden oder in die Fackeln gesteckt wurden. Siena ist einFreilichtmuseum der italienischen Gotik,die aber mit der himmelwärts strebenden nordischen Gotik, wie sie z. B. der Kölner Dom zeigt, wenig gemein hat. Seit der Blütezeit im 14. Jh. und besonders nach der Eroberung durch Florenz (1559) entstanden keine herausragenden Bauwerke mehr. Für kunsthistorisch Interessierte ein unschätzbarer Vorteil: Der mittelalterliche Baustil blieb unverfälscht.
Stadtgeschichte
Siena war eine der mächtigen mittelalterlichen Stadtrepubliken und die große Konkurrentin von Florenz. In den über Jahrhunderte währenden zermürbenden Kämpfen zwischen kaisertreuen Ghibellinen und papsttreuen Guelfen versuchte die Stadt mit aller Kraft, ihre Unabhängigkeit zu verteidigen, bis sie schließlich im Jahr 1555 vor der geballten Militärmacht Kaiser Karls V. die Waffen strecken musste. Seitdem ist es ruhig geworden in Siena, doch die Stadtanlage, die Bauten und Kunstwerke, alles erinnert noch an die große Zeit der Stadtrepublik.
Der Sage nach wurde Siena von den Söhnen des legendären Rom-Erbauers Remus gegründet. Entsprechend ist die Wölfin mit ihren säugenden Kleinen nicht nur das Wahrzeichen von Rom, sondern auch das Sienas. Sicher ist, dass die Stadtgründung in die etruskische Zeit (ca. 300 v. Chr.) fällt, doch war diese Ansiedlung ohne Bedeutung. Unter den Römern scheint sich dann ein gewisser Unabhängigkeitsdrang breitgemacht zu haben. So erwähnt Tacitus einen empörten Senator, der behauptet, von den Einwohnern Sienas übel verprügelt worden zu sein ...
Im 12. Jh. begann der erbitterte Kampf um Autonomie, aus dem Siena gestärkt hervorging. Im Kampf gegen den Bischof von Volterra eroberten die Sieneser 1137 die Silberminen von Montieri und schufen sich damit die Basis ihrer Macht. Bald schon konstituierte sich Siena als unabhängige Republik mit eigener Münzprägestätte - Siena wurde zentraler Anlaufpunkt für Geldgeschäfte aller Art. In dieser Zeit begannen die machtpolitischen Auseinandersetzungen mit Florenz. Siena war kaisertreu (ghibellinisch), während es Florenz mit dem Papst hielt. Dieser Gegensatz, der die ober- und mittelitalienische Geschichte bis ins Hochmittelalter bestimmte, brachte erbarmungslose Kämpfe zwischen den beiden Republiken mit sich. Hineingerissen in die politischen und militärischen Auseinandersetzungen der Zeit, versuchten beide Kommunen, sich ein Stück vom großen toskanischen Kuchen zu sichern und ihre Gebiete zu erweitern.
Der 4. September 1260 ging in die Annalen der Stadt ein. An diesem Tag brachten die Sieneser Florenz in der Schlacht von Montaperti (einige Kilometer südöstlich von Siena) eine vernichtende Niederlage bei. Tausende gefangener Florentiner wurden im Siegestaumel durch Siena getrieben. Der finanzielle Einsatz des PatriziersSalimbeni,der seine gesamten Geldmittel in die Anwerbung von Söldnern investiert hatte, um Sienas Schlagkraft zu stärken, war belohnt worden. Bereits neun Jahre später drehte Florenz den Spieß um und besiegte die Sieneser bei Colle di Val d’Elsa. In der Folgezeit kam es noch des Öfteren zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Republiken.
Seine Blüte erlebte Siena unter dem „Rat der Neun“(Consiglio dei Noveschi),einem Regierungsbündnis aus neun wohlhabenden Kaufleuten, das die Geschicke der Stadt unter Ausschluss des Adels zwischen 1287 und 1355 lenkte. Zu dieser Zeit muss Siena in Reichtum schier erstickt sein; einen Abglanz davon sieht man noch heute auf Schritt und Tritt.
Das jähe Ende kam 1348, als die Pest in der Stadt ausbrach. Die Seuche, die von den schlechten hygienischen Verhältnissen in den Städten herrührte, raffte 80 % (!) der Bevölkerung dahin. Von dieser Katastrophe erholte sich Siena nie mehr ganz. Die Feinde der Stadt nutzten die Schwäche sofort aus, allen voran Kaiser Karl IV., dem die unabhängigen Stadtrepubliken in Italien lange schon ein Dorn im Auge waren. 1355 schürte er einen Volksaufstand in Siena, das nicht mehr zur Ruhe kam. Kämpfe der Adelsgeschlechter untereinander, Kämpfe gegen die benachbarten Städte und Kämpfe gegen den Kaiser wechselten sich ab.
Sienas Schlussakt folgte 1555: Kaiser Karl V. zog mit seiner Streit