: Stefan Goes
: Erfolgsfaktor Zuhören So überzeugen Sie spielend in jeder Situation. Kommunikationsfähigkeit verbessern durch aktives Zuhören und wertschätzende Gesprächsführung
: Haufe Verlag
: 9783648178058
: Haufe Fachbuch
: 1
: CHF 31.00
:
: Management
: German
: 176
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im Streben nach wirksamer Kommunikation übersehen wir oft, dass eine der Grundvoraussetzungen das aufmerksame Zuhören ist. Der Sprachwissenschaftlicher und Systemiker Stefan Goes hebt die Schlüsselrolle des Zuhörens in der Kommunikation hervor und zeigt, wie man mit einfachen Techniken vom bloßen Zuhören zum effektiven Verstehen kommt. Das Buch kombiniert wissenschaftliche Fakten und wirksame Methoden. Es bietet individuelle Lösungen für unterschiedliche Voraussetzungen und modulare 'Hinhör-Häppchen', die es ermöglichen, in die wichtigsten Aspekte des Zuhörens einzutauchen. Schon kleine Veränderungen reichen, um die eigene Kompetenz innerhalb weniger Wochen maßgeblich zu verbessern und durch mehr Verständnis klarer zu kommunizieren. Inhalte: - Hat der überhaupt zugehört? Warum andere Sie missverstehen - Welche Haltung Sie brauchen, um gehört zu werden - Schlüsselbegriffe, Sprachmuster und Phrasen als aufschlussreiche Signale zum Erkennen der Bedürfnisse und Intentionen des Gegenübers - Die drei Grundbedingungen: Verstehen, Annehmen, Tragen - Die sechs Schritte zum Gesprächserfolg - Wie Sie endlich beim Gegenüber ganz ankommenDie digitale und kostenfreie Ergänzung zu Ihrem Buch auf myBook+: - Zugriff auf ergänzende Materialien und Inhalte - E-Book direkt online lesen im BrowserJetzt nutzen auf mybookplus.de.  

Dr. Stefan Goes ist ein promovierter Sprachwissenschaftler und erfahrener systemischer Berater. Seine Methode basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und langjähriger Berufserfahrung, um die Zuhörkompetenz effektiv zu verbessern. Als gefragter Experte für Kommunikation und persönliche Entwicklung berät er Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Sport und Politik. Seine Promotion in Sprachwissenschaft mit Fokus auf empirischer und gesprächsanalytischer Forschung legte den Grundstein für seine beeindruckende Karriere in Kommunikation und Personalentwicklung.

1.1 »Hat der überhaupt zugehört?!« – Warum andere Sie missverstehen


Talbot J. Taylor, Professor für Englisch und Linguistik am College of William & Mary, der zweitältesten Universität der Vereinigten Staaten von Amerika, publizierte 1992 ein Buch, dessen Titel mich damals förmlich elektrisierte:Mutual Misunderstanding – Gemeinschaftliches Missverstehen. »Ja, das ist es!«, rief ich mir innerlich zu, »wir ringen nicht darum, uns zu verstehen, sondern darum, uns nicht andauernd ­misszuverstehen!«. Und was sagen Sie: Ist es nicht das, worum es geht? Dieser ewige Kampf, nicht missverstanden zu werden? Diese Sorge, dieser Frust und auch diese ­Anstrengung?

Unabhängig davon, ob Sie dem ersten oder dem zweiten dieser Sätze zustimmen würden,

Täglich bemühe ich mich, verstanden zu werden.

oder

Täglich bemühen wir uns darum, einander nicht misszuverstehen.

bitte ich Sie, sich auf diese zwei Arbeitsthesen einzulassen:

Arbeitsthesen

These 1

Verständnissicherung ist eine gemeinschaftliche Aufgabe und ein gemeinschaftlicher Erfolg.

These 2

Sich unbemerkt misszuverstehen ist ebenso wahrscheinlich wie sich unüberlegt zu verstehen.

Ich könnte mir vorstellen, dass Sie These 1 gerne oder zumindest nach ein wenig Nachdenken zustimmen würden, doch dass Sie bei These 2 eher freundlich abwinken würden. Und falls Sie sich jetzt sorgen sollten, dass der Herr Doktor Sie mit dem Stöckchen der Rhetorik durch den brennenden Reifen einer eingehenden intellektuellen Erörterung treiben wolle, seien Sie beruhigt: Taylors Buch ist allerfeinste, prismenscharfe Sprachphilosophie, die sich einem etwas anderen Themenfeld widmet als dem unsrigen. Lassen Sie mich Ihnen lieber eine Definition für Missverständnisse anbieten aus einem Skript, das ich knapp 30 Jahre nach dem Erscheinen von »Mutual Misunderstanding« für meine Klienten geschrieben habe:

Missverständnis

Ein Missverständnis ist das Ergebnis der Fehlannahme zweier oder mehrerer Gesprächspartner, sich gegenseitig verstanden zu haben. Ein Missverständnis führt zu mindestens zwei parallelen Wirklichkeitskonstrukten bei der allseitigen Annahme, dass es nur eine eindeutige, gemeinsame Wirklichkeit gebe. Deshalb bleibt ein Missverständnis unerkannt, solange daraus keine überraschenden, irritierenden oder schädlichen Folgen entstehen.

Ich finde meine Definition zwar nach wie vor präzise und zutreffend, aber Ihnen ist sie möglicherweise noch zu nah an der Sprachphilosophie. Und gegen zu viel Philosophie hilft meist ein Bild. Nehmen wir als Bild doch die von mir für die Praxis angepasste Version des Ihnen sicherlich bekannten, in den 1960er Jahren der Nachrichtentechnik entliehenen Sender-Empfänger-Modells (vgl. Abb. 1.1): das 3i-Modell.

Abb. 1.1: Das 3i-Modell der Kommunikation

Ein Sender sendet auf einem Kanal (Licht, Schallwellen, Papier o. Ä.) einen Text (Mimik/Gestik, Sprache, geschriebener Text) zum Empfänger. Meist wird gesagt, die übermittelte Information befinde sich im Text. Dies ist aber nur zu einem Drittel richtig, denn bevor die Information übermittelt werden kann, muss sie im Kopf des Senders vorhanden sein/entstehen, und sie muss im Kopf der Empfängerin ankommen und dort in irgendeiner Weise verstanden werden. Ich spreche deshalb lieber von den drei Orten, an denen Information entstehen und existieren kann:

  • i1 = Fühlen, Denken und Wollen im Inneren des Senders

  • i2 = Das Gesagte oder Geschriebene

  • i3 =