Als dieses Buch entstand, wähnte ich mich am bis dato schwierigsten Punkt meiner Designer-Laufbahn. Ich arbeitete gerade an einem sehr anspruchsvollen Projekt für einen Kunden. Es gab von Anfang an verschiedene Anzeichen, dass es ein spannendes, wenngleich schwieriges Projekt werden würde: ein recht enger Zeitrahmen und ein eher ungewohntes Feld, dafür aber eine bekannte Marke und die Chance, etwas mitzugestalten, das viele Menschen auf der ganzen Welt sehen würden. Solche Projekte gehören schon immer zu meinen Favoriten, weil sie die besten Möglichkeiten bieten, etwas dazuzulernen und persönlich zu wachsen, was schon immer mein Bestreben war. Aber in einer Hinsicht war das Projekt ziemlich einzigartig: Ich sollte gegenüber den Projektbeteiligten eine Reihe von Designentscheidungen rechtfertigen, ohne dass mir dafür Daten zur Verfügung standen. Normalerweise kann man sich hierbei auf quantitative oder qualitative Daten stützen und die Aufgabe ist ziemlich einfach – aber in diesem Fall war diese Datengrundlage nicht verfügbar, sodass die Begründung der Entscheidungen etwas anders aussehen musste. Wie rechtfertigen Sie neue Entwürfe, ohne nachweisen zu können, dass die bestehenden Designs überhaupt geändert werden sollten? Sie können sich sicher vorstellen, dass die Design-Reviews schnell zu einer recht subjektiven Angelegenheit wurden, bei der auch persönliche Voreingenommenheiten zum Tragen kamen, und das wiederum führte zu Designs, die schwieriger zu validieren waren.
Dann hatte ich die zündende Idee: Psychologische Erkenntnisse ermöglichen ein tiefer gehendes Verständnis des menschlichen Geistes und könnten an dieser Stelle wohl hilfreich sein. Schnell tauchte ich in das weite Feld der Verhaltens- und Kognitionspsychologie ein und wälzte auf der Suche nach empirischen Belegen zur Unterstützung meiner gestalterischen Entscheidungen zahllose Forschungsarbeiten und Artikel. Diese Recherchen erwiesen sich als recht nützlich, um die Projektbeteiligten zu überzeugen, die von mir vorgeschlagene Richtung weiterzuverfolgen, und es schien mir, als hätte ich einen Wissensfundus aufgetan, der mich letztendlich zu einem besseren Designer machen würde. Es gab nur ein Problem: Gutes Referenzmaterial im Internet zu finden, wurde schnell zu einer mühsamen Aufgabe. Die Recherche führte mich zu zahlreichen akademischen Abhandlungen, wissenschaftlichen Untersuchungen und einzelnen Artikeln in der Tagespresse – aber nichts davon stand in direktem Zusammenhang zu meiner gestalterischen Arbeit. Ich war auf der Suche nach einer designerfreundlichen Quelle, die es im Internet aber einfach nicht gab, oder zumindest nicht in der von mir gewünschten Form. Letztendlich beschloss ich daher, die gesuchte Ressource selbst ins Leben zu rufen, was zur Einrichtung einer Website namensLaws of UX führte (Abbildung 0-1). Dieses Herzensprojekt bot mir fortan die Möglichkeit, weiterzulernen und meine Entdeckungen auch zu dokumentieren.
Die fehlenden quantitativen oder qualitativen Daten zu meinem Projekt veranlassten mich dazu, mich anderweitig umzusehen. Was ich dabei in Bezug auf die Schnittstelle zwischen Psychologie und User-Experience(UX)-Design entdeckte, war für meine Tätigkeit geradezu umwälzend. Solche Daten sind zwar (so weit verfügbar) nach wie vor wertvoll, aber mein Exkurs in die Psychologie hat eine solide Grundlage für meine Arbeit geschaffen, die auf einem Verständnis des menschlichen Verhaltens und der Gründe dafür beruht. Dieses Buch stellt eine Erweiterung der WebsiteLaws of UX dar, die sich mit verschiedenen psychologischen Prinzipien und Konzepten befasst, die ich als Designer besonders nützlich gefunden habe. Wohlgemerkt handelt es sich dabei nicht um Gesetze, die Sie strikt befolgen müssen. Sie sind vielmehr ei