Der Nachkomme
Manche Häuser bringen es, nicht anders als manche Menschen, auf irgendeine Weise zustande, schon auf den ersten Blick die Bösartigkeit ihres Wesens vor uns aufzudecken. (…) Doch ist’s bei ihnen wohl der Nachgeschmack lichtscheuer, unter so verrufenem Dach verübter Taten, der uns eine Gänsehaut über den Rücken jagt und bewirkt, daß uns die Haare zu Berge stehen. Etwas von der Besessenheit des einstigen Übeltäters, etwas von dem Entsetzen des Opfers sickert dem arglosen Betrachter ins Herz, so daß er sich unversehens und mit stockendem Puls eines durch alle Nerven zuckenden, ja die Haut heraufkriechenden Schauders bewußt wird…
Algernon Blackwood, »Das leere Haus«
Als ich nach der entsetzlichen Entdeckung jener Schicksalsnacht Hals über Kopf aus Providence floh, hatte ich den Vorsatz, vom Haus Charriere nie wieder zu sprechen oder zu schreiben. Es gibt Erinnerungen, von denen niemand gern redet, die keiner wahrhaben will und die jeder aus dem Gedächtnis verbannt – ich sehe mich jedoch jetzt gezwungen, die Geschichte meines kurzen Aufenthalts im Haus in der Benefit Street und meiner überstürzten Flucht von dort niederzuschreiben, damit kein Unschuldiger polizeilichen Nachstellungen ausgesetzt wird, um die nun auch von der Polizei gemachte grausige Entdeckung zu erklären – das Schreckbild, das ich aufgrund einer Schicksalsfügung vor jedem anderen Menschenauge erblickt habe. Was sich mir darbot, war fraglos noch viel entsetzlicher als das, was nach so vielen Jahren noch zu sehen blieb, nachdem das Haus, wie mir wohlbekannt, wieder an die Stadt zurückgefallen war.
Gewiß darf man einem Denkmalforscher zugute halten, daß er über gewisse uralte Richtungen menschlicher Forschung weniger weiß als über alte Gebäude; es ist jedoch denkbar, daß jemand, der in die Erforschung menschlicher Behausungen vertieft ist, gelegentlich auf ein schwieriger zu lösenden Geheimnis stößt, als es das Datum eines Anbaues oder die Herkunft eines Walmdaches ist, und daß er zu