: H. P. Lovecraft, August W. Derleth
: Die dunkle Brüderschaft Unheimliche Geschichten
: Suhrkamp
: 9783518780091
: 1
: CHF 17.00
:
: Fantastische Literatur
: German
: 232
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Die Erzählungen folgen meist einem bestimmten Muster. Ein Nachfahre von Lovecrafts Helden, etwa ein Angehöriger der berüchtigten Familie Whateley oder eine Gestalt von ähnlich zweifelhaftem Charakter, läßt sich in den zerklüfteten Wäldern Neu-Englands oder in der Nähe einer heruntergekommenen Küstenstadt nieder. Eine Aura des Bösen breitet sich aus, die Bevölkerung erzählt sich merkwürdige Geschichten, und die neugierigen Nachforschungen des Helden führen meist zu seinem Untergang.



<p>Howard Phillips Lovecraft wurde am 20. August 1890 in Providence, Rhode Island geboren und starb am 15. März 1937 ebenda. Im Alter von acht Jahren verlor er seinen Vater. Er wurde fortan hauptsächlich von seiner Mutter, seinem Großvater und zwei Tanten aufgezogen und zeigte bereits früh literarische Begabung. Als Kleinkind lernte er Gedichte auswendig und begann im Alter von sechs Jahren, eigene Gedichte zu schreiben. Sein Großvater unterstützte diese Neigung und erzählte ihm selbsterfundene Horrorgeschichten. 1914 wurde Lovecraft Mitglied einer Vereinigung von amerikanischen Hobbyautoren, deren Ziel es war, durch Kongresse den Austausch unter den Autoren zu fördern. Dieser Austausch mit Gleichgesinnten verlieh Lovecraft neuen Schwung: Die Kurzgeschichten<em>The Tomb</em> und<em>Dagon</em> rstanden in dieser Zeit. 1924 heiratete Lovecraft die sieben Jahreältere jüdische Ukrainerin Sonia Greene. Einige Jahre später einigten sich die getrennt lebenden Sonia Greene und Lovecraft auf eine einvernehmliche Scheidung, die jedoch nie rechtswirksam vollzogen wurde. Lovecraft kehrte zurück nach Providence und lebte dort wieder mit seinen Tanten. Dieser letzte Abschnitt seines Lebens war der produktivste. Nahezu sämtliche seiner bekannten Erzählungen, wie<em>Der Fall Charles Dexter Ward</em> oder<em>Berge des Wahnsinns</em> stammen aus dieser Zeit. 1936 wurde bei Lovecraft Darmkrebs diagnostiziert. Bis zu seinem Tode ein Jahr später litt er an ständigen Schmerzen und Unterernährung.</p>

Der Nachkomme


Manche Häuser bringen es, nicht anders als manche Menschen, auf irgendeine Weise zustande, schon auf den ersten Blick die Bösartigkeit ihres Wesens vor uns aufzudecken. (…) Doch ist’s bei ihnen wohl der Nachgeschmack lichtscheuer, unter so verrufenem Dach verübter Taten, der uns eine Gänsehaut über den Rücken jagt und bewirkt, daß uns die Haare zu Berge stehen. Etwas von der Besessenheit des einstigen Übeltäters, etwas von dem Entsetzen des Opfers sickert dem arglosen Betrachter ins Herz, so daß er sich unversehens und mit stockendem Puls eines durch alle Nerven zuckenden, ja die Haut heraufkriechenden Schauders bewußt wird…

Algernon Blackwood, »Das leere Haus«

Als ich nach der entsetzlichen Entdeckung jener Schicksalsnacht Hals über Kopf aus Providence floh, hatte ich den Vorsatz, vom Haus Charriere nie wieder zu sprechen oder zu schreiben. Es gibt Erinnerungen, von denen niemand gern redet, die keiner wahrhaben will und die jeder aus dem Gedächtnis verbannt – ich sehe mich jedoch jetzt gezwungen, die Geschichte meines kurzen Aufenthalts im Haus in der Benefit Street und meiner überstürzten Flucht von dort niederzuschreiben, damit kein Unschuldiger polizeilichen Nachstellungen ausgesetzt wird, um die nun auch von der Polizei gemachte grausige Entdeckung zu erklären – das Schreckbild, das ich aufgrund einer Schicksalsfügung vor jedem anderen Menschenauge erblickt habe. Was sich mir darbot, war fraglos noch viel entsetzlicher als das, was nach so vielen Jahren noch zu sehen blieb, nachdem das Haus, wie mir wohlbekannt, wieder an die Stadt zurückgefallen war.

Gewiß darf man einem Denkmalforscher zugute halten, daß er über gewisse uralte Richtungen menschlicher Forschung weniger weiß als über alte Gebäude; es ist jedoch denkbar, daß jemand, der in die Erforschung menschlicher Behausungen vertieft ist, gelegentlich auf ein schwieriger zu lösenden Geheimnis stößt, als es das Datum eines Anbaues oder die Herkunft eines Walmdaches ist, und daß er zu