Plantbased in sensiblen Lebensphasen
Im Einführungskapitel haben wir bereits erläutert, wie internationale Fachgesellschaften eine gesunde Ernährung definieren. Hier befassen wir uns etwas genauer mit den Empfehlungen.
Generell wird von allen Fachgesellschaften eine vollwertige Ernährung (also mit möglichst unverarbeiteten und wenig verarbeiteten Lebensmitteln) empfohlen, in deren Mittelpunkt pflanzliche Produkte stehen. Diese werden ergänzt durch einen gewissen Anteil an tierischen Nahrungsmitteln. Hinsichtlich der Größe dieses Anteils unterscheiden sich, wie bereits erwähnt, die Empfehlungen von Land zu Land leicht. So sollte laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) der Anteil an tierischen Produkten etwa 25 % betragen▶ [15]; nach den »Dietary Guidelines for Americans« etwas weniger▶ [16].
Herausforderungen einer pflanzenbasierten Ernährung
Bei der Frage, wie gesund eine Ernährung ganz ohne tierische Produkte (vegan) in Schwangerschaft, Stillzeit und Kindesalter ist, kommen die verschiedenen Fachgesellschaften zu ähnlichen Einschätzungen: Sie wird nicht empfohlen, aber als prinzipiell machbar eingestuft, sofern die Versorgung mit kritischen Nährstoffen sichergestellt ist. In diesem Sinn äußern sich die DGE▶ [17] und auch die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)▶ [18].
Die entsprechenden österreichischen und schweizerischen Fachgesellschaften positionieren sich ähnlich wie die DGE.▶ [19]
Dass Ernährungsfachgesellschaften keine generelle Empfehlung für eine rein pflanzliche/vegane Ernährung in sensiblen Lebensphasen aussprechen, ist übrigens durchaus nachvollziehbar. Eine solche Ernährungsweise erfordert mehr Planung als eine mischköstliche Ernährung sowie die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln. Damit kann sie nicht der »breiten Masse« (sprich der Gesamtbevölkerung) als Ernährungsweise empfohlen werden. Dies ist aber nicht gleichbedeutend mit »Eine vegane Ernährung für Schwangere und Kinder ist nicht möglich bzw. verboten«, wie diese Nicht-Empfehlung manchmal fälschlicherweise interpretiert wird.
Verschiedene internationale Fachgesellschaften, etwa in den USA, Kanada, Australien, Großbritannien, Portugal und den skandinavischen Ländern, sehen eine rein pflanzliche Ernährung weniger kritisch und halten eine gut geplante pflanzenbasierte und auch eine vegane Ernährung in allen Lebensphasen für adäquat.▶ [20] Hinweis: Auch diese Fachgesellschaften geben keine Empfehlung für eine rein pflanzliche/vegane Ernährung in sensiblen Lebensphasen, wie manchmal behauptet wird. Sie sehen diese aber weniger kritisch als die Fachgesellschaften im deutschsprachigen Raum.
Risiko: Nährstoffmangel
Dies zeigt, dass die derzeit verfügbare Studienlage von den Fachgesellschaften unterschiedlich bewertet wird. Insbesondere das Risiko eines Nährstoffmangels, gerade in Wachstumsphasen, wird z. B. von der DGE als hoch eingeschätzt. Dennoch kann laut DGE auch in diesen Lebensphasen bei einer gut geplanten ausgewogenen Lebensmittelauswahl sowie einer Supplementierung mit Vitamin B12 und ggf. anderen kritischen Nährstoffen eine ausreichende Nährstoffversorgung und damit eine gesunde Ernährung erreicht werden. Sie empfiehlt aber bei rein pflanzlicher Ernährung in den sensiblen Lebensphasen