1. Die Feste in der Burg Susa und die Verwerfung der Königin Vasti
»Den Reichen in der jetzigen Welt gebiete, nicht hochmütig zu sein, auch nicht ihre Hoffnung auf die Unbeständigkeit des Reichtums zu setzen, sondern auf den lebendigen Gott, der uns alles reichlich zum Genuss darreicht.«
Der Apostel Paulus in 1. Timotheus 6,17
»Der Wein macht zum Spötter, das starke Getränk macht wild, und keiner, der sich damit berauscht, wird weise.«
Sprüche 20,1
»Der König ist zu fürchten wie ein brüllender Löwe; wer sich seinen Zorn zuzieht, verwirkt sein Leben.«
Sprüche 20,2
ESTHER 1
Die ersten Verse in Esther 1 bringen uns in die Königsburg Susa im Persischen Reich. Es ist das Jahr 482 v. Chr. König Ahasveros regiert seit drei Jahren über das Persische Reich, das sich von Indien (bzw. dem Gebiet des Indus, dem heutigen Pakistan) bis nach Äthiopien (dem heutigen Nordsudan) erstreckt und in 127 Provinzen eingeteilt ist. Die Bevölkerung setzt sich aus verschiedenen Völkern zusammen, die ihre eigene Kultur, Sprache und Schriftart haben. Die jüdischen Einwohner, die eine Minorität im Reich bilden, sind die Nachkommen von a) den Juden, die 722 v. Chr. aus dem Nordreich Samarien in das damalige Assyrische Reich verschleppt wurden, und b) den Juden, die von Nebukadnezar 597 und 587 v. Chr. aus dem Südreich Juda in das damalige Babylonische Reich deportiert wurden. Ihre Sprache ist Hebräisch. Die vorherrschende Reichssprache in Persien ist Aramäisch.
Ein Staatsbankett für die Führungskräfte Persiens (V. 1-4)
In den ersten vier Versen in Esther 1 sind wir Zeugen eines ausgelassenen Hoffestes in der Königsburg Susa. Diese Burg war ein befestigter Palastkomplex, der sich auf einem Hügel (der Akropolis der Stadt) befand. Das Königsschloss erhob sich innerhalb des Palastviertels noch einmal zu besonderer Höhe. Es war ein imponierendes Bauwerk von König Darius dem Großen, das von seinem Sohn Ahasveros erweitert wurde. Das Bauprojekt muss äußerst kostspielig gewesen sein, aber das Ergebnis war phänomenal. Aus Geschichtsbüchern und durch archäologische Funde sind uns erstaunliche Dinge bekannt. Man hat zum Beispiel unter den Schwellen der Zugänge zu dem Säulengang im Palasthof Inschriften von Darius gefunden, die beschreiben, welche Holzsorten, kostbaren Materialien und welcher Stein beim Bau verwendet wurden.13 Es werden sechzehn Regionen des Reiches erwähnt, aus denen das Baumaterial und die Arbeiter stammten. Aus zusätzlichen acht Ländern wurden Fachleute bestellt, um die speziellen Werke auszuführen. Die gewöhnlichen Arbeiter aus Babylonien legten die Fundamente, während u. a. Syrer und Ionier das Bauholz aus dem Libanon nach Babylon und von da aus nach Susa transportierten.14 Kurz gesagt: Die Königsburg war ein Meisterwerk.
Nun hat König Ahasveros in dieser Burg»für alle seine Fürsten und Knechte, für die Gewaltigen von Persien und Medien, für die Edlen und Obersten seiner Provinzen« ein Staatsbankett organisiert, das 180 Tage dauern soll. Es kann sein, dass der König nicht alle Geladenen, die in Vers 3 aufgelistet werden, auf einmal bei sich in der Burg Susa gehabt hat, weil diese Menschen nicht einfach so sechs Monate lang ihre Posten verlassen konnten. Wahrscheinlicher ist, dass die Gäste rotiert haben, was eine Beratung in einem etwas kleineren Rahmen ermöglichte.
Ein Treffen von Führungskräften des Persische