: Zada Wagner
: Verstoßen für die Freiheit Zwischen Familienehre und Sehnsucht - eine Frau kämpft für ihren Weg in die Selbstbestimmung
: Gerth Medien
: 9783961226245
: 1
: CHF 12.60
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zada Wagner hat in den Augen ihrer arabischstämmigen Familie Schande über sie gebracht. Obwohl sie in Hamburg aufwächst und von einem normalen deutschen Mädchenleben träumt, wird ihr Alltag von den strengen kulturellen Normen ihrer Familie und Demütigung geprägt. Die Begegnung mit Christian, einem deutschen Soldaten, stürzt sie in eine leidenschaftliche Liebe und wird zu einem Meilenstein auf Zadas Weg in die Freiheit. Die Last der familiären Konflikte, die sie schon von Kindesbeinen an tragen muss, führt sie als junge Mutter und Ehefrau schließlich in eine schwere Depression. Erst als sie sich einer christlichen Freundin anvertraut und sich zaghaft dem Gebet zuwendet, erfährt sie eine überraschende Kraft, die ihr die wahre Freiheit schenkt, nach der sie sich so lange gesehnt hat.

Zada Wagner ist ein Pseudonym, um die Anonymität aller Beteiligten zu gewährleisten und die Autorin zu schützen. Die Autorin ist 1988 geboren und Mutter von zwei Kindern. Sie arbeitet als Unternehmerin in Deutschland und steht leidenschaftlich für Frauenrechte ein, für die sie seit ihrer Kindheit kämpft. In ihrer Freizeit genießt sie ihre Freiheit, so leben zu dürfen, wie sie es möchte. Sie reist und taucht leidenschaftlich gerne und liebt es, Zeit in der Natur zu verbringen.

Kapitel 2

Einige Monate nach der Hochzeit meiner Eltern war ich geboren worden. Doch ich kam nicht allein, denn mein Zwillingsbruder Jamal erblickte nur wenige Minuten vor mir das Licht der Welt. Gemeinsam wuchsen wir im Haus meines Opas auf.

Als wir vier Jahre alt wurden, ließen sich unsere Eltern scheiden, denn sie stritten sehr viel. Sie waren einfach zu unterschiedlich und hatten sich vor der Hochzeit nicht gut gekannt. Meine Mutter hatte sich dazu entschieden, kein Kopftuch mehr zu tragen, womit mein Vater nicht einverstanden war und was ihn gegen sie aufbrachte. Er schämte sich vor der arabischen Gesellschaft zutiefst wegen der „Verwestlichung“ seiner eigenen Ehefrau.

Die ersten drei Jahre nach der Trennung waren wir jedes zweite Wochenende bei meinem Vater. Später hatte ich nicht mehr in dieser Regelmäßigkeit Kontakt zu ihm. Ich fand Gründe, nicht mehr jedes Mal mit meinem Bruder zusammen zu ihm zu fahren, denn ich wollte lieber bei meiner Mutter bleiben und ihr damit gefallen. Es war für mich ein Akt der Solidarität ihr gegenüber, obwohl ich das Haus meines Opas mit seinen Bewohnern vermisste.

Meine Mutter hingegen, bei der wir unter der Woche lebten, war mit der Situation überfordert. Sie schrie herum, beleidigte uns und immer wieder schlug sie uns aus nichtigen Gründen. Mal war das Zimmer zu unordentlich und wir bekamen eine Ohrfeige oder wir waren zu laut und erhielten Schläge mit dem Gürtel. Wir durften nie ein Wort über meinen Vater verlieren, es sei denn, wir sagten etwas, das ihren Hass gegen ihn bestätigte und damit weiter schürte. Alles, was ihn betraf, nahm sie persönlich und versuchte stets, uns gegen ihn aufzuhetzen. Und sie drohte mit uns Dinge zu tun, die uns demütigen sollten, wenn wir nicht das täten, was sie von uns erwartete. Sie würde uns „rausschmeißen“ aus dem, wie sie sagte, „gesegnetem Leben“ mit ihr. Da sie uns das Leben geschenkt habe, hätte sie auch das Recht, darüber zu bestimmen. Obwohl ich mich an all das gewöhnt hatte, war mir eine Drohung sehr unangenehm in Erinnerung. Sie wollte uns, wenn wir nicht so funktionierten, wie sie wollte, nackt ins Treppenhaus setzen. Nicht nur dass es kalt sein würde – der Gedanke daran, dass andere Menschen mich so sehen würden, ging mir als Kind sehr nahe.

Eines Tages lernte meine Mutter einen neuen Mann bei einer Freundin kennen, die eine verheiratete Muslima war. Deren Ehemann hatte an demselben Abend, an dem auch meine Mutter zu Besuch war, einen Freund eingeladen. Meine Mutter und der Freund des Mannes unterhielten sich die ganze Nacht. Zum Ende hin fragte er sie, ob sie ihn heiraten würde. Sie willigte dem Fremden ein und kein Jahr später gebar sie meine Halbschwester.

Unser Vater nahm meinen Bruder und mich zu sich, damit unsere Mutter die Geburt und die ersten Tage im Krankenhaus verbringen konnte. Doch leider hatte er auch anderes im Sinn. Mein Vater fuhr mit uns in seinem Auto durch Hamburg und stellte sehr geschickt Fragen, die uns dazu brachten, schlechte Dinge über unsere Mutter zu erzählen, nämlich dass sie uns beschimpfte und schlug. Es entsprach zwar der Wahrheit, doch wir wussten nicht, dass er unsere Stimmen während der Fahrt auf Tonband aufnahm. Mit den Aufnahmen ging mein Vater anschließend zum Jugendamt. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie er uns kurz darauf ebenfalls dorthin brachte und wollte, dass wir dem Sozialarbeiter alles erzählten. Ich war damals gerade erst neun Jahre alt geworden. Der Mann vom Jugendamt war ein älterer Herr mit weißem Schnurrbart. Mein Bruder und ich saßen an einem großen Tisch und ich sah, wie er entsetzt alles aufschrieb. Ich hatte das Gefühl, dass er hoffte, dass wir alles wieder verneinen würden. Er sagte sogar: „Dass eine Hand mal ausrutscht, passiert halt. Seid ihr euch sicher, dass es so schlimm ist, wie ihr es schilde