: Bruce Springsteen, Martin Scholz
: Born to sing Ein Leben in Gesprächen
: Kampa Verlag
: 9783311705178
: Kampa Salon
: 1
: CHF 15.00
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 176
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»I'm the president, he's the boss«, stellte Barack Obama seinen Freund Bruce Springsteen 2009 in Anspielung auf dessen Spitznamen bei einer öffentlichen Ehrung vor. Tatsächlich hat der Rockmusiker mit so populären Platten wie Born in the USA, das zu einem der meistverkauften Alben der Rockgeschichte gehört, für viele US­-Amerikaner eine höhere Autorität als die meisten Politiker. Springsteen, der in einfachsten Verhältnissen in New Jersey aufgewachsen ist, erzählt in seinen Songs die Geschichten der Arbeiter und Benachteiligten, und das auf eine Weise, dass seine Musik identitätsstiftend geworden sind. Wie auf der Bühne, wo er zu den meisten seiner Stücke eine Anekdote zum Besten gibt, gelingt es Springsteen auch in Interviews, seine Gesprächspartner mit Erinnerungen und Reflexionen zu fesseln. Etwa wenn er von seinen legendären Tourneen und Shows erzählt, dem epochalen Konzert 1988 in Ostberlin zum Beispiel, von der zyklischen Zusammenarbeit mit seiner E Street Band und von seinen großen musikalischen Vorbildern: Bob Dylan und den Rolling Stones. Mit großer Offenheit berichtet Springsteen aber auch über Persönliches: seine langjährigen Depressionen, das schwierige Verhältnis zu seinem cholerischen Vater und die Frauen in seinem Leben.

Martin Scholz, arbeitet nach Stationen bei der Frankfurter Rundschau und der Berliner Zeitung seit 2013 bei der Welt am Sonntag. Im Kampa Verlag sind von ihm Salon-Bände mit den Rolling Stones und mit Sting erschienen: Rocking and Rolling. 60 Jahre Bandgeschichte in Gesprächen und Message in a book. Ein Porträt in Gesprächen.

»So etwas kann man nicht lernen, man macht es einfach.«


Im Gespräch mit einem schwedischen Interviewer,1975

Könnten Sie uns ein wenig über Asbury Park und die E Street erzählen?

Kennen Sie Küstenorte mit Kanälen? Uferpromenaden, cruisende Schlitten? So ist es da. Ein kleiner Ferienort, der seine besten Jahre hinter sich hat und in den vor allem ältere Leute kommen, die nicht genug Geld für die Fahrt in die größeren Küstenorte weiter südlich haben. Es ist okay dort, ich mochte es und habe längere Zeit da gelebt. Die E Street ist einfach eine Straße … in der der Pianist meiner ersten beiden Alben, Davey Sancious, damals wohnte. Wir haben die Band einfach nach der Straße benannt.

Was für Musik haben Sie in Ihrer Jugend und als Sie anfingen, in kleinen Bands zu spielen, gehört?

Zu der Zeit hörte ich alles, was die Mittelwellensender spielten. Es gab damals zwar noch keinUKW-Radio, aber es lief sehr gute Musik. In den frühen Sechzigern, als ich anfing, Musik zu machen … Elvis war damals groß, die Ronettes, die ganzen [Phil] Spector-Sachen und die Girlgroups aus New York, die waren für mich ziemlich wichtig. Die Ronettes, die Shirelles, die Crystals, die Chiffons, die brachten zu der Zeit eine Menge guter Musik raus. Und dann kam das große England-Ding, die Beatles, die Stones, Manfred Mann … Auf denMW konnte man gute Musik hören, bis etwa1967, als sich derUKW-Rundfunk verbreitete und anfing, längere Stücke zu spielen, und damit das Ende der wirklich guten Drei-Minuten-Single einläutete. Geprägt hat mich also vor allem die Musik, die zwischen1959 und1965 imMW-Radio lief. Später habe ich dann die frühen fünfziger Jahre für mich entdeckt. Irgendwann gab es hier dann dieses große San-Francisco-Ding, damit hatte ich aber nicht viel zu tun. Meine musikalische Prägung war da im Wesentlichen schon abgeschlossen: Roy Orbison, die großen englischen Singles-Bands, die Girlgroups aus New York. Chuck Berry natürlich – die Klassiker.

Sie haben ziemlich jung angefangen, Musik zu machen. Wo sind Sie aufgetreten?

Überall. Highschool-Bälle, Bars, Hochzeiten. Ich weiß noch, wie ich mal die ganze Nacht aufgeblieben bin, um »Moon River« zu lernen, weil die Braut sich das Lied gewünscht hatte – »Moon River«!(Lacht.) So was haben wir eigentlich nicht gespielt, aber wir brauchten das Geld. Mein erster echter Auftritt war in einem Trailerpark, irgendwo auf dem Land. Es war Herbst, vor Leuten aus einem Trailerpark. In Schweden gibt es keine Trailerparks? Das sindmobile homes, Wohnanhänger, die man mit dem Auto zieht. Wissen Sie, in Amerika zieht jeder ständig um. Man parkt diesemobile homes dann in eigenen Siedlungen, eben Trailerparks. Dort lebt dann aber auch ein bestimmter Typ von Leuten. Da haben wir also gespielt, zusammen mit einer Countryband, bestehend aus einem Akkordeonspieler, einem Bassisten, einem Gitarristen und einer jungen Frau, die auf einem Hocker stand und in eines dieser riesigenRCA/Victor-Mikrophone sang, wie in einem dieser alten Shirley Temple-Filme … Dann kamen wir auf die Bühne und haben »Twist and Shout« und Songs von Ray Charles und Chuck Berry gespielt. Die Leute sind komplett durchgedreht … und wir haben an dem Tag ungefähr acht Stunden lang gespielt. Ich weiß noch, dass wir mittags angefangen und bis acht oder neun gespielt haben, bis wir aufhören mussten. Das war einer meiner ersten Auftritte.

Ich habe alles gemacht. Ich habe auf einem FeuerwehrBall gespielt,