I.
Vom Glacis zur Ringstraße – die Hausadministration im alten Wien
Wien war von einer Stadtmauer umgeben, als hier die ersten Haus-Inspectoren ihrer Arbeit nachgingen. Sie verwalteten das Eigentum des Adels oder reicher Bürger und Bürgerinnen auf Basis des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs (ABGB). Als die Stadtmauer fiel und die Prachtbauten am Ring entstanden, begann die Professionalisierung der Branche.
„Jedes Zinshaus ist wie ein Kunstwerk, ein Original, einzigartig und wertvoll“, erklärt Wolf-Dietrich Schneeweiss, Kunstfreund und Besitzer der Immobilienkanzlei Schneeweiss, in seinem Büro am Wiener Rathausplatz. Wenn der Immobilienmanager aus einem der Fenster seines Büros sieht, fällt sein Blick über den Rathausplatz und die Ringstraße hinweg auf die Innere Stadt, zum Café Landtmann, hinter dem sich die Mölker Bastei erhebt. Hier hat man die seltene Möglichkeit, die städtebauliche Entwicklung Wiens mit einem einzigen Blick zu erfassen.
Wo heute Wolf-Dietrich Schneeweiss und sein Verwaltungsteam ihrer diskreten Arbeit nachgehen und vor dem Haus winters wie sommers Vergnügungen aller Art für die Wiener Bevölkerung und die Gäste der Stadt geboten werden, befand sich im alten Wien das Glacis: eine breite, unbebaute Fläche zwischen der Wiener Stadtmauer und den Vorstädten. Das Militär hielt dort seine Paraden ab, Handwerker gingen dort gelegentlich ihrer Arbeit nach – wenn ihre Tätigkeit aufgrund von Dämpfen oder Gerüchen im Freien angenehmer war – und die Wiener Bevölkerung nutzte das Glacis zunehmend als Naherholungsgebiet.
Die Wohnungen entlang des Glacis – sowohl auf der Stadtseite, auf den Basteien, als auch entlang der gegenüberliegenden Vorstädte – waren sehr beliebt. Von dort hatte man eine grandiose Aussicht und man konnte davon ausgehen, dass beim Lüften der Wohnung tatsächlich ein frisches Lüftche