: Clemens Riha, Bernhard Riha
: Hausverwaltung im Rampenlicht Kuriose Geschichten über das Zinshaus im Wandel der Zeit
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218014298
: 1
: CHF 17.00
:
: Kulturgeschichte
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Hausverwalter kennt alle Facetten eines Zinshauses. Einblicke in Geschichte und Geschichten eines ganz besonderen Berufsstandes. Der Hausverwalter weiß nie, was ihm der neue Arbeitstag bringen wird: überschwemmte Garagen mit schwimmenden Luxusautos, nervenaufreibende Eigentümer:innenversammlungen oder 'nackerte' Einbrecher. So unterschiedlich die Hausverwalter:innen, so unterschiedlich ihre Erinnerungen. In seiner wechselhaften Geschichte hat der Berufsstand viel erlebt: mit Schwarzgeld gefüllte Safes oder marode Zinshäuser, oft stand er mit einem Fuß im sprichwörtlichen Kriminal. Das ist alles vorbei. Heute stellen Dekarbonisierung und Digitalisierung den modernen und die moderne Hausverwalter:in vor neue Herausforderungen.

Clemens und Bernhard Riha entdeckten früh ihre Leidenschaft für Immobilien. Die gelernten Immobilientreuhänder gründeten im Alter von 22 und 25 Jahren gemeinsam ihre eigene Firma, die sich seit jeher mit der Entwicklung von Zinshäusernbeschäftigt. Vor allem geschichtsträchtige Objekte haben es den Brüdern angetan, was sie nach 'Wenn Wände reden könnten' (Kremayr& Scheriau 2022) nun mit einem Band über Hausverwaltungen erneut unter Beweis stellen.

I.
Vom Glacis zur Ringstraße –
die Hausadministration im alten Wien


Wien war von einer Stadtmauer umgeben, als hier die ersten Haus-Inspectoren ihrer Arbeit nachgingen. Sie verwalteten das Eigentum des Adels oder reicher Bürger und Bürgerinnen auf Basis des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs (ABGB). Als die Stadtmauer fiel und die Prachtbauten am Ring entstanden, begann die Professionalisierung der Branche.

„Jedes Zinshaus ist wie ein Kunstwerk, ein Original, einzigartig und wertvoll“, erklärt Wolf-Dietrich Schneeweiss, Kunstfreund und Besitzer der Immobilienkanzlei Schneeweiss, in seinem Büro am Wiener Rathausplatz. Wenn der Immobilienmanager aus einem der Fenster seines Büros sieht, fällt sein Blick über den Rathausplatz und die Ringstraße hinweg auf die Innere Stadt, zum Café Landtmann, hinter dem sich die Mölker Bastei erhebt. Hier hat man die seltene Möglichkeit, die städtebauliche Entwicklung Wiens mit einem einzigen Blick zu erfassen.

Wo heute Wolf-Dietrich Schneeweiss und sein Verwaltungsteam ihrer diskreten Arbeit nachgehen und vor dem Haus winters wie sommers Vergnügungen aller Art für die Wiener Bevölkerung und die Gäste der Stadt geboten werden, befand sich im alten Wien das Glacis: eine breite, unbebaute Fläche zwischen der Wiener Stadtmauer und den Vorstädten. Das Militär hielt dort seine Paraden ab, Handwerker gingen dort gelegentlich ihrer Arbeit nach – wenn ihre Tätigkeit aufgrund von Dämpfen oder Gerüchen im Freien angenehmer war – und die Wiener Bevölkerung nutzte das Glacis zunehmend als Naherholungsgebiet.

Die Wohnungen entlang des Glacis – sowohl auf der Stadtseite, auf den Basteien, als auch entlang der gegenüberliegenden Vorstädte – waren sehr beliebt. Von dort hatte man eine grandiose Aussicht und man konnte davon ausgehen, dass beim Lüften der Wohnung tatsächlich ein frisches Lüftche