„Wieso hat die Schule eigentlich immer noch keinen Namen?“, fragt Annis kleiner Bruder Lars, als sie mit dem Auto durch ein breites Tor fahren, das aussieht wie in den alten Westernfilmen, die ihr Vater immer so gerne anschaut. „Das ist echt doof. Ich weiß gar nicht, was ich antworten soll, wenn die Leute mich fragen, wo Anni hingeht …“
Annis Vater reiht sich in die Schlange anderer Fahrzeuge ein, die sich über eine schmale Zufahrtsstraße auf das Schulgebäude zubewegen.
Hier sieht es ziemlich anders aus als zu Hause auf dem Orchideenhof und in Annis vertrautem Wäldchen. Es gibt zwar auch umzäunte Wiesen, aber ohne die vielen Blumen, die auf der Wiese wachsen, wo die Wildpferdherde ihre Tage verbringt. Das alles gehörte mal zu einem bewirtschafteten riesigen Gutshof und das erkennt man immer noch. Die verwaisten Paddocks laden dazu ein, Pferde und Ponys grasen zu lassen. Die befestigte Straße ist von hohen Pappeln umsäumt. Eigentlich ganz hübsch hier.
Sie nähern sich dem roten Backsteingebäude, das nun Annis neue Schule sein wird. Als sie das letzte Mal mit ihrer Freundin Lynn, ihrem besten Freund Lorenz und seinem Onkel Pieter vorbeigeschaut hat, war das gesamte Haus eingerüstet und wurde renoviert. Da konnte sich Anni noch nicht vorstellen, dass es irgendwann soehrwürdig aussehen würde. Wie eine richtige Schule eben. Danach hat sie es nicht mehr geschafft, gucken zu gehen. Die Sommerferien flutschten so dahin. Und jetzt ist die Schule plötzlich fertig und Anni spürt ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch.
„Pieter und Pias Mutter haben sich ja den ganzen Sommer nicht auf einen Namen einigen können. Wie so oft waren sie unterschiedlicher Meinung“, erklärt Herr Sommer seinem Sohn. „Deshalb sollen alle zusammen entscheiden, wie die Schule heißen wird.“
Anni nickt zustimmend. Gemeinsam einen Namen zu finden ist viel besser. Sie traut Pias Mutter, der Gutsbesitzerin Wittenberg, nämlich nur mittelmäßige Fantasie für einen tollen Namen zu. Die kann am besten mit Zahlen umgehen.
Die Idee, eine Schule mit Kindern und Tieren ins Leben zu rufen, stammt von Pieter, der als Pferdeflüsterer schon ewig mit Therapiepferden arbeitet. Ausgerechnet Frau Wittenberg war sofort dabei und hat jede Menge Geld aufgetrieben, damit die Idee Wirklichkeit werden konnte.
In der neuen Schule wird es natürlich auch ganz normalen Unterricht wie Mathe und Deutsch geben. Aber zusätzlich wird es darum gehen, Tiere zu versorgen und Toleranz und Wertschätzung gegenüber Tieren und Menschen zu lernen. Anni weiß natürlich seit Längerem, dass Pieter von solch einer Schule geträumt hat. Aber seit er demSonntagsreport ein Interview gegeben und noch mal genau erklärt hat, was für eine Schule er plant, wissen es wirklich alle. Und viele Leute finden seine Idee richtig gut.
Aufgeregt schaut Anni aus dem Fenster. Sie hat noch kein vertrautes Auto entdeckt. Ob Lo