1. KAPITEL
Das Sophie-Projekt (Projektleiterin: S. Morgan)
Aufgabe eins: einen Partner finden
„Nur damit Sie Bescheid wissen: Ich kann keine Kinder bekommen.“
Sophie Morgan beobachtete, wie sich der Gesichtsausdruck des Mannes, der ihr gegenübersaß, veränderte. Eben noch hatte er gelächelt, jetzt sah er sie verstört an. Sie trank einen Schluck von ihrem Martini, bevor sie weitersprach. „Ich kann es wirklich nicht. Es würde auch nichts ändern, wenn ich ‚aufhöre, es zu versuchen‘ oder ‚in den Urlaub fahre‘ oder mich ‚einfach entspanne‘.“
Der Mann verschluckte sich an seinem Bier. „Ist es für so ein Gespräch nicht ein bisschen früh? Wir kennen uns erst seit fünf Minuten.“
Einen Moment später brachte das Läuten einer silbernen Tischglocke alle im Raum zum Verstummen.
Die Frau, die das Speed-Dating moderierte, sah deprimierend gut aus. Sie würde nie als Kandidatin an so einer Veranstaltung teilnehmen, um auf die schnelle Art jemanden kennenzulernen, dessen war sich Sophie sicher. Anders als sie selbst schien sich die Modelschönheit in der hypermodernen Bar mit dem schwarzen Granitboden und der Chrom- und Glaseinrichtung wohlzufühlen. In Sydney waren solche Locations Sophies zweites Zuhause gewesen. Aber jetzt in Perth, dreitausend Kilometer von ihrem alten Leben entfernt, kam sie sich wie eine Hochstaplerin vor.
„So, meine Herren, es ist Zeit, dass Sie sich verabschieden und zu Ihrem nächsten Date gehen.“
Der Mann sah noch immer wie betäubt aus, deshalb erklärte Sophie es ihm rasch. Sie wusste ja, dass es nicht normal war, mit ihrer Unfruchtbarkeit so schnell herauszuplatzen. „Alle hier wollen eine Beziehung, richtig?“
Er nickte. Tatsächlich war dieser Abend eigens für Leute, die eine Langzeitbeziehung suchten.
„Und für die meisten Menschen gehören zu einer festen Beziehung auf die Dauer Kinder dazu. Mit mir ist das nicht möglich. Ich finde es nur fair, von Anfang an mit offenen Karten zu spielen.“
„Nicht jeder will Kinder haben.“
Lächelnd zuckte Sophie die Schultern. „Vielleicht denken Sie später einmal völlig anders darüber.“
Menschen änderten ihre Meinung.
„Warum sich jetzt schon darüber Gedanken machen?“, fragte er, während er aufstand. „Warum eine neue Beziehung nicht einfach laufen lassen?“
Er setzte sich an den Nebentisch, richtete seine Aufmerksamkeit schon auf sein nächstes Date. Sophie beneidete ihn um seine Naivität. Darum, dass er eine Beziehung im Hier und Jetzt führen und so tun konnte, als würde man nur einander brauchen. Sie konnte das nicht. Nicht noch einmal.
Natürlich sehnte auch sie sich nach einem Happy End wie im Märchen. Sie würde zu gern mit ihrem Traummann zusammen alt werden. Was auch immer „Traummann“ bedeutete. Auf jeden Fall musste es einer sein, der