: Barbara Kadletz
: Schattenkühle
: Edition Atelier
: 9783990651155
: 1
: CHF 19.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 232
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
150 Jahre nach der legendären Rettung des Wienerwaldes durch den Politiker und Umweltschützer Joseph Schöffel steht ein Teil des weltbekannten Erholungsgebiets erneut vor dem Aus. Ein »nachhaltiges« Bürogebäude in Form eines riesigen Glaskubus soll mitten in den Wald gebaut werden. Wäre da nicht das Protestcamp, das die Rodung um jeden Preis verhindern will. Doch damit hat der Josef Schöffel des 21. Jahrhunderts nichts zu tun, er soll vielmehr dafür sorgen, dass der Bau endlich über die Bühne geht. Auch sonst findet man in ihm nicht viel, das an seinen Namensvetter, den alten Schöffel, erinnert. Voller Selbstzweifel und im Grunde immer Kind geblieben, das sich noch heute von der Großmutter terrorisieren lässt, will er vor allem eins: erfolgreich sein, aber bitte möglichst bequem. Als dann plötzlich Schöffel senior auftaucht, entsteht ein Verwirrspiel, wie es im Buche steht. Ein großer, kluger Spaß, der die Verfehlungen der Gegenwart nur scheinbar überspitzt und in einen größeren Zusammenhang stellt.

Barbara Kadletz, geboren 1981, lebt und arbeitet als Buchhändlerin in Wien. Wenn sie nicht die Bücher anderer verkauft, schreibt sie an ihren eigenen Texten oder spricht über Literatur - als Moderatorin, Rezensentin oder in ihrem wöchentlichen Blog »Das Buch zum Wochenende«. Veröffentlichungen von Theaterstücken und Kurzgeschichten. 2. Platz beim FM4-Literaturwettbewerb Wortlaut 2018, Shortlist für den Buchblog Award 2019& 2020, Bezirksschreiberin Mariahilf (Wien) 2021. Ihr Roman »Im Ruin« (2021, Edition Atelier) war Kandidat für die Hotlist 2021.

Sonntag, Gegenwart.


Vielleicht hätte man doch in einen neuen Nachnamen investieren sollen, dachte Josef Schöffel müde. Hätte ihn bloß die lächerliche Summe von dreihundertzweiundachtzig Euro sechzig plus Beilagengebühren gekostet und die ganze Angelegenheit ein bisschen weniger peinlich gemacht.

Ungelenk stieg er über den kleinen Drahtzaun, den sie um das Denkmal errichtet hatten, blickte sich um und pinkelte dem Alten ans Bein. Der schaute eh nicht hin, denn sein arroganter Blick war in die Ferne gerichtet, in eine Zukunft voller visionärer Projekte für diese kleine Stadt. Es fühlte sich gut an. Nach Genugtuung. Schließlich war der Alte an allem schuld. Denn wäre da nicht diese Namensgleichheit, dann wäre wohl alles anders gekommen. Dann würde er bestimmt woanders leben und nur hin und wieder zur Erholung in diesen Wald gehen, wie alle anderen auch. Aber so … Der alte und der junge Schöffel. Das hatte sich der Bürgermeister