: Steve Cavanagh
: Die Komplizin - Ihr Mann ist ein Serienkiller. Was ist sie - Täterin oder Opfer? Thriller. - Der neue Thriller vom Autor der SPIEGEL-Bestseller THIRTEEN und FIFTY FIFTY
: Goldmann
: 9783641305468
: Eddie-Flynn-Reihe
: 1
: CHF 12.50
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Frau eines Serienkillers zu sein, ist mörderisch.
Carrie Miller ist die meistgehasste Frau Amerikas. Ihr Mann Daniel hat vierzehn Menschen ermordet, bevor er verschwand. Nun steht Carrie als Komplizin des »Sandmanns« vor Gericht. FBI, Staatsanwaltschaft und Medien sind überzeugt, dass sie von den Taten wusste und Daniel gedeckt hat. Für ihren Anwalt Eddie Flynn wird es schwer, allen das Gegenteil zu beweisen. Doch er glaubt Carrie, dass sie keine Ahnung von der dunklen Seite ihres Mannes hatte. Erst im Laufe des Prozesses kommt ihm der Verdacht, dass sie ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt hat. Unterdessen verlässt Daniel sein Versteck, um seine Frau vor einer lebenslangen Haftstrafe zu bewahren. Und jeder, der mit dem Fall zu tun hat, wird zur Zielscheibe...

Steve Cavanagh wuchs in Belfast auf und studierte in Dublin Jura. Er arbeitete in diversen Jobs, bevor er eine Stelle bei einer großen Anwaltskanzlei in Belfast ergatterte und als Bürgerrechtsanwalt bekannt wurde. Mittlerweile konzentriert er sich auf seine Arbeit als Autor. Seine Thrillerserie um Eddie Flynn machte ihn zu einem der erfolgreichsten Spannungsautoren in Großbritannien und den USA.

KAPITEL EINS


EDDIE


Es begann mit einem Fremden.

Tut es immer.

Der Fremde, der auf einem braunen Lederstuhl im Empfangsbereich meiner Kanzlei saß, sah nicht aus wie alle anderen. Zumindest anfangs nicht. Seine langen Beine steckten in einer blau gestreiften Hose, passend zum Rest seines Anzugs. Das weiße Hemd war eine Mischung aus Seide und Baumwolle. Eine dicke dunkelblaue Krawatte vervollständigte seinen Auftritt. Die braunen Locken waren zurückgestrichen und sein Bart sauber getrimmt. Er wirkte wie ein Model aus dem Katalog. Und das hätte er auch sein können, wäre da nicht diese gewisse Ähnlichkeit mit allen anderen gewesen, die in meinem Empfangsbereich sitzen. Er war auf seinem Stuhl in sich zusammengesunken. Die langen Beine hatte er vor sich ausgestreckt, als wäre er eben fünfzig Blocks in brandneuen Schuhen gelaufen. Neben der Erschöpfung war es der Ausdruck in seinen Augen, der mir bekannt war.

Sein Blick wanderte durch den Raum, aber seine Augen sahen nichts. Sie suchten etwas. Der Mann machte den Eindruck, als hätte er eine schwere Bürde zu tragen.

Ich lebe von den Problemen anderer. Und zu mir findet nur, wer große Probleme hat. In letzter Zeit hatte der Geldfluss unserer Kanzlei durch den Corona-Shutdown etwas gelitten. New York war auf dem Weg der Besserung, die Impfungen hatten geholfen, und langsam entspannte sich die Lage. Ich sah mir den Mann in seinem schicken Anzug kurz an. Irgendwie kam er mir bekannt vor. Denise, unsere Sekretärin, ging an ihm vorbei, schenkte ihm dabei ein Lächeln, öffnete die Glastür zu meinem Büro und schloss sie hinter sich.

Ich trank meinen ersten Kaffee des Tages aus und stand auf, um mir in der Küche einen neuen zu holen.

»Bleib sitzen«, meinte Denise lächelnd.

Sie hielt einen heißen Becher in der Hand, aber mir fiel auf, dass es nicht ihr eigener war. Sie stellte den Becher vor mir auf dem Schreibtisch ab und sagte: »Hier ist dein zweiter Kaffee.«

Denise war eine erfahrene Rechtsanwaltssekretärin. Cleverer als die meisten Anwälte, aber beklemmend gut organisiert und mit brauchbarem Geschäftssinn ausgestattet. Ein Arbeitstier mit einem Herzen so groß wie der Lake Michigan. Denise’ Aufgaben bestanden darin, hundert Worte in der Minute zu tippen und den Kahn meiner Kanzlei durch den Sturm des Alltagsgeschäfts zu lenken. Allerdings gingen ihre Pflichten nicht so weit, dass sie mir meinen Kaffee brachte. Ich mochte es nicht, wenn man mir Kaffee oder was zu essen vorsetzte. Ich konnte für mich selbst sorgen. Denise hatte mir noch nie auch nur ein Glas Wasser auf den Schreibtisch gestellt.

Lächelnd stand sie da.

»Brauchst du eine Gehaltserhöhung?«, fragte ich.

»Nein, alles gut. Aber du hast mal gesagt, dass du morgens nicht so ganz bei dir bist, wenn du nicht zwei Becher Kaffee hattest.«

Das stimmte, wenn ich mich auch nicht daran erinnern konnte, wann ich es zu Denise gesagt haben sollte.

Als Nächstes tauchte Harry Ford mit einem dicken Bündel von Papieren im Arm in meinem Büro auf. Der ehemalige Richter, mein alter Förderer und jetziger Berater, der mir bei den verzwickteren Problemen unserer Fälle half. Harry knallte die Akten auf meinen Schreibtisch und setzte sich mit seinem Hintern auf einen der Mandantenstühle.

Bloch, unsere Ermittlerin, folgte Harry. Sie rollte zwei Stühle in mein Büro, setzte sich auf den einen und ließ den anderen