: Michael Hunklinger
: Pride
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218014175
: übermorgen
: 1
: CHF 11.60
:
: Politik
: German
: 128
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Michael Hunklinger, Experte für Queer Politics, analysiert aktuelle Debatten um LGBTQ+ Themen und räumt mithilfe wissenschaftlicher Erkenntnisse so manches Vorurteil aus dem Weg. Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität gehören heute zu den am meisten diskutierten und polarisierenden Themen in unserer Gesellschaft. Warum ist das so? Was haben Unisex-Toiletten mit Diskriminierung zu tun? Und warum werden in manchen Ländern Bücher über sexuelle Orientierung oder Diversität verboten? Wir befinden uns auf dem Höhepunkt der rechtlichen Gleichstellung von LGBTQ+ Personen in Europa. Doch viele Errungenschaften der letzten Jahrzehnte werden von rechter und konservativer Seite in Frage gestellt und angegriffen. Michael Hunklinger macht deutlich, warum es für uns alle notwendig ist, erkämpfte Rechte zu verteidigen.

Michael Hunklinger, geboren 1989, ist Politikwissenschaftler und Autor. Derzeit forscht und lehrt er zu den Themen Diversität und Ungleichheit an der Universität Amsterdam, zudem arbeitet er in diversen internationalen Projekten, die sich vor allem mit Fragen von politischer Partizipation und Repräsentation von LGBTQ+ Personen beschäftigen. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen analysiert und kommentiert er regelmäßig LGBTQ+ Themen, u. a. in der ZiB, im Standard oder in der Washington Post.

They say I do it, ain’t nobody caught me

Sure got to prove it on me;

Went out last night with a crowd of my friends

They must’ve been women, ’cause I don’t like no men.

(Ma Rainey, „Prove It On Me Blues“)

Ausgrenzung und Kriminalisierung


Die Geschichte der LGBTQ Bewegung wirkt oft wie eine einfache, lineare Entwicklung der sukzessiven Erlangung von Rechten, und generell gesprochen: wie eine Fortschrittserzählung. Und dennoch ist die Realität komplexer. Geschlechter- und Sexualitätspolitiken waren immer schon ein vielschichtiges, spannungsreiches Politikfeld, in dem die unterschiedlichsten Identitäten, Perspektiven und Ideologien aufeinandertrafen und -treffen. Dabei spielen sowohl Staat als auch Gesellschaft eine gewichtige Rolle. Staatliche Regulierungsformen der Sexualität sind nicht nur historisch bedingt und in diesem Sinne Veränderungen unterworfen, sondern sie sind auch eingebettet in politische, soziale, kulturelle und rechtliche Auseinandersetzungen um ihre gesellschaftliche Bedeutung und Definition. Das folgende Kapitel gibt einen kurzen historischen Überblick über den rechtlichen und politischen Hintergrund der LGBTQ Bewegung in Deutschland und Österreich, um die heutigen politischen und gesellschaftlichen Debatten besser zu verstehen.

Verfolgung und Entkriminalisierung


Vor mehr als 20 Jahren, im Juni 2002, wurde das letzte Gesetz in Österreich abgeschafft, mit dem gleichgeschlechtlich liebende Menschen strafrechtlich verfolgt wurden. Damit war Österreich, wie in vielen anderen Gleichstellungsfragen, einmal mehr das Schlusslicht in Europa. In Deutschland war es vor allem Paragraf 175 Strafgesetzbuch (StGB), der über 123 Jahre lang Homosexualität kriminalisierte und staatliche Verfolgung von schwulen und bisexuellen Männern legitimierte. Erst am 11. Juni 1994 wurde Paragraf 175 StGB endgültig abgeschafft und seither gi