Selbstregulation ist die Fähigkeit, beruhigend, tröstend oder aktivierend auf sich selbst, den Körper, die Gedanken und Gefühle einwirken zu können, um sich zu beruhigen oder zu einer gewünschten Handlung zu mobilisieren und damit den angestrebten inneren Frieden (wieder) zu finden.
Die Fähigkeit zur Selbstregulation ist der Schlüssel zu Gesundheit, Erfolg und erfüllenden Beziehungen. In einer neuseeländischen Langzeitstudie konnte nachgewiesen werden, dass nicht Intelligenz oder soziale Herkunft darüber entscheiden, wie erfolgreich Kinder im späteren Leben sind. Entscheidend ist ihre Fähigkeit zur Selbstregulation (Moffitt, Poulton a. Caspi 2013). Vielleicht kennen Sie das berühmte Naschexperiment? Kinder werden mit Süßigkeiten und dem Versprechen allein gelassen, sie bekämen doppelt so viel, wenn sie mit dem Essen warten können. Kinder, denen das gelungen ist, zeigten dabei die gleichen Regulationsstrategien, die auch bei Erwachsenen wirken, wie beispielsweise Ablenkung oder beruhigende Selbstgespräche. In anderen Langzeitstudien zeigte sich, dass Kinder mit ausgeprägterer Fähigkeit zur Selbstregulation tatsächlich besser im Leben standen: Sie hatten ein gesünderes Ernährungsverhalten, einen geringeren Suchtmittelmissbrauch, bessere Schul- und Berufserfolge und glücklichere Partnerschaften.
Erlernt wird die Fähigkeit zur Selbstregulation meist im Elternhaus, und zwar durch anfängliche und später immer weiter ausklingende Unterstützung der Eltern. Kinder lernen dabei auf unterschiedlichen Ebenen und mehr oder weniger bewusst. Dies kann ausdrücklich geschehen, indem beispielsweise die Großmutter dem ungeduldig auf den Besuch wartenden Kind erklärt: »So, jetzt setzt du dich erst mal hier hin und malst ein schönes Bild für die Tante, die gleich kommt.« Und es kann implizit geschehen, wenn das Kind beobachten kann, wie die wichtigen Bezugspersonen mit Stress umgehen, indem sie sich beispielsweise eine Tasse Tee kochen und sich damit ein paar Minuten ruhig hinsetzen, um sich ein kleines Päuschen zu gönnen. Wesentlich sind dabei insbesondere zwei Strategien, die im nächsten Kapitel erklärt werden: die sogenannteCo-Regulation, a