Wenn ich heute auf meine Kindheit zurückblicke, kann ich mich kaum an einen Tag erinnern, an dem ich frei von dem Gedanken war, nicht gut genug zu sein. Ich kämpfte immer schon mit den Gedanken, dass die Mädchen in meiner Klasse schöner, beliebter und schlanker waren als ich. Ich schämte mich oft für mich und meine Figur, weshalb ich mich immer versteckte und nie traute, voll und ganz „Ich“ zu sein.
Immer hatte ich das Gefühl, sehr bedacht mit meinen Worten und Auftreten umgehen zu müssen, damit man mich überhaupt mochte. Diese tiefen Selbstzweifel haben sich unterschiedlich ausgedrückt: Mal war ich der Klassenclown, der versuchte, die Unsicherheiten zu überspielen, mal war ich der Rebell, der gegen meine Eltern, meine Lehrer und jeden rebellierte, der mir das Gefühl gab, anders und besser sein zu müssen. Genauso gab es aber auch Phasen, in denen ich mich zurückzog, versteckte und am liebsten allein war.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals einen Moment hatte, an dem ich nicht dachte, jemand sein zu müssen, um geliebt und gemocht zu werden. Auch kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich mich jemals innerlich frei fühlte, innere Leichtigkeit empfand oder das Leben einfach nur liebte.
Als Kind ist man sich nicht bewusst, was genau da in einem los ist. Genauso ist man sich nicht bewusst, wieso man sich schämte, wenn man nicht die neuesten Markenklamotten anhatte, nicht so gute Noten bekam wie die beste Freundin oder man nicht so beliebt bei den Jungs war wie die hübschen, schlanken Mädchen aus der Klasse.
Wenn wir ehrlich sind, geht es den allermeisten erwachsenen Frauen heute noch so, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Wenn man nämlich genauer hinsieht und hinter die Fassade schaut, kann man erkennen, dass sich heute noch so viele schämen, wertlos fühlen und alles dafür tun, um diese Gefühle nicht fühlen zu müssen. Dabei erkennen sie nicht, dass hier immer noch dieselben Muster aus ihrer Kindheit aktiv sind, die sie nie aufgearbeitet haben. Sie haben nie hinterfragt, wieso es ihnen eigentlich so wichtig ist, was andere Menschen von ihnen denken bzw. halten und wieso es sie so sehr trifft, wenn sie jemand ablehnt oder kritisiert.
Auch ich habe diese Selbstzweifel und Gefühle lange Zeit wie einen schweren Rucksack mit mir herumgetragen, ohne zu erkennen, dass ich allen und jedem versuchte, gerecht zu werden. Anstatt im Inneren nach den Gründen zu suchen, habe auch ich versucht, die Antworten im Außen zu suchen, denn ich habe nie gelernt, mich für mein reines SEIN zu lieben.
Als Kind suchte ich die Anerkennung bei meinen Eltern, später brauchte ich sie von meinem Partner. Wollte ich als Kind noch den neuesten Schulrucksack haben, brauchte ich später die schicksten Klamotten oder Taschen. Während ich als Kind noch Angst hatte, von meinen Klassenkameradinnen nicht gemocht zu werden bzw. nicht beliebt zu sein, hatte ich die Angst später auf der Arbeit bei meinen Kolleginnen. Hatte ich als Kind noch Angst, dass der Lehrer sieht, dass ich meine Hausaufgaben nicht richtig gemacht hatte, so hatte ich als erwachsene Frau die Angst, nicht als gut und wertvoll von meinem Chef betrachtet zu werden.
Und zu guter Letzt: Während ich mich als Kind für meine Figur schämte und dachte, beliebter bei den Jungs in der Klasse zu sein, wenn ich erst einmal schlank bin, tat ich das genauso als erwachsene Frau bei den Männern. Es waren immer dieselben Gedanken, dieselbe Hoffnung und auch dieselbe mangelnde Selbstliebe.
Ist man sich dessen erst einmal bewusst, ist man schon ein ganzes Stückchen weiter. Leider ist es in unserer Gesellschaft nicht üblich, uns in unseren jungen Jahren beizubringen, was echte und wahre Selbstliebe ist oder wie wir mit Selbstzweifeln umgehen können. Deshalb möchte ich besonders tief auf diesen Punkt eingehen und das Versäumte nachholen.
Meist lernen wir, unseren Wert mit Dingen im Außen zu verknüpfen und an unserem Aussehen zu messen. So entsteht schnell das Gefühl, liebenswerter zu sein, wenn wir optisch das Beste aus uns herausholen. Dass wir eigentlich auf d