Etwas psychologische Grundlagenforschung
ennen Sie dieses Problem mit den ungewollten Gewohnheiten? Mit Sicherheit, sonst würden Sie dies hier kaum lesen. Haben Sie sich schon einmal felsenfest vorgenommen, mehr Sport zu treiben, weniger Fast Food zu konsumieren, das Smartphone öfter beiseitezulegen, mit dem Rauchen aufzuhören oder Ähnliches? Ist Ihnen dies auch gelungen? Falls dem so ist, habe ich den allergrößten Respekt vor Ihnen. Leider sieht die Realität nämlich meist anders aus. Mindestens 70 % aller Menschen verfallen laut neuesten Studien früher oder später in alte Verhaltensmuster zurück. Sollten Sie auch dieses Szenario bestens kennen, brauchen Sie sich nicht grämen, Sie sind in allerbester Gesellschaft. Da ist kaum einer, der nicht schon einmal einen noch so guten Vorsatz gebrochen, verworfen oder von vornherein nur eher lapidar ernst genommen hätte.
Aber warum ist dies eigentlich so? Warum erscheint es als schier unmöglich, seine Gewohnheiten zu ändern? Häufig weiß man doch, dass die Gewohnheiten, die einen stören, völlig unsinnig sind und einem am Ende vielleicht auch noch schaden.
Bei Zigaretten denkt man vielleicht zuerst an Genuss und Geselligkeit. Aber auch negative Faktoren wie die entstehenden Kosten, der Gestank, der ständige Zwang, eine Fluppe rauchen zu müssen, und nicht zu vergessen das Risiko für die eigene Gesundheit und die der Mitmenschen lassen nicht lange auf sich warten. Trotz aller negativen Aspekte haben schlechte Gewohnheiten eines gemeinsam: Sie wurden über Jahre hinweg fest ins Gehirn regelrecht hineinbetoniert. Beton hat eines an sich, er ist hart und hält fast allem Stand. Bei der Umprogrammierung Ihres Gehirns müssen Sie jedoch keine schweren Geräte auffahren oder mit massiver Gewalt arbeiten. Sie müssen ihn nur tun, diesen ersten kleinen Schritt in ein neues Leben. Dies tun Sie am besten nicht auf den Ihnen alt bekannten Wegen, sondern auf neuen, vielleicht nicht immer geradlinig verlaufenden Schleichwegen. Das Ziel liegt nicht geradeaus. Ihr Weg hat Kurven, Senkungen, Stolpersteine, vielleicht sogar auch einmal eine Sackgasse. Auch dann heißt es: Umdenken und weitermachen. Verlieren Sie das Ziel nicht aus den Augen, dann tut es Ihr Gehirn auch nicht. Sie möchten in ein neues Leben, befreit von Ihren schlechten Gewohnheiten, starten? Dann machen Sie diesen ersten zaghaften Schritt. Sie werden überrascht sein. Vielleicht erinnern Sie sich dabei an die Mondlandung mit Armstrong, als dieser seinen weltberühmten Satz sagte und formulieren diesen für sich um: „Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für mich!“
Schlechte Gewohnheiten lassen sich nicht so einfach abstreifen. Da hilft kein kleines Fingerschnippen und alles ist so, wie man es gerne hätte. Ihr Gehirn lechzt regelrecht nach Gewohnheiten, weil es sich damit jede Menge Arbeit erspart. Nein, das Gehirn ist kein faules Organ, es will jedoch Effizienz und um diese zu erreichen, hätte es gerne Wege, bestimmte immer wiederkehrende Abläufe einfacher zu gestalten. Daher entstehen Gewohnheiten und deswegen sind Sie häufig auch so in unserem Gehirn verankert.
Bis unser Gehirn einen immer wiederkehrenden Ablauf als Routine und damit als Gewohnheit ansieht und auch abspeichert, dauert es jedoch häufig relativ lange. Daher funktionieren Diäten auch so schlecht, diese sind nämlich nicht auf diesen langen Zeitraum, sondern nur auf einen kurzfristigen Erfolg ausgerichtet. Neueste wissenschaftliche Studien zeigen, dass es im Durchschnitt 66 Tage dauert, um eine neue Gewohnheit zu festigen. Diese Zahl soll Sie nicht abschrecken. Sehen Sie es positiv, was sind schon 66 Tage, wenn Sie ein Leben lang vom positiven Umschwung profitieren können? Aber: Es ist natürlich schon etwas Ausdauer gefragt. Im Prinzip ist dieses Konzept Ihres Gehirns doch ganz nachvollziehbar. Es will nichts aufgeben, was es schon kennt und so praktisch erscheint. Sie müssen aber vielleicht auf die Schokolade am Abend verzichten, weil Ihre Blutzuckerwerte eine Diabeteserkrankung erahnen lassen. Essen Sie weiterhin Schokolade, freut Ihr Gehirn sich. Verzichten Sie auf Schokolade, hat Ihr Gehirn vielleicht erst einmal ein Problem, weil ihm die Routine wegbricht, aber Ihre Blutzuckerwerte werden es Ihnen danken. Dann müssen Sie vielleicht kein Insulin spritzen und gehen anderen lästigen Begleiterscheinungen dieser oder einer anderen Erkrankung gekonnt aus dem Weg.
Gewohnheiten sind an sich nichts Schlechtes. Ohne eine gewisse Routine wäre unser Alltag gar nicht zu bewältigen. Sie starten – wie wir alle – jeden Tag aufs Neue einen ganzen Katalog an routinierten Abläufen. Dabei machen Sie sich schon lange keine Gedanken mehr über die Reihenfolge dieser Tätigkeiten. Der Wecker weckt Sie, wenn Sie einer geregelten Arbeit ohne Schichtdienst etc. nachgehen, immer zur gleichen Zeit. Sie schlüpfen in Ihre Hausschuhe, gehen zur Toilette, waschen sich die Hände, putzen die Zähne, duschen, trocknen sich ab, ziehen sich an und so weiter. Was wäre, wenn hier das Gehirn über jede noch so kleine Handlung eingehend nachdenk