Der sichtbare Unsichtbare
Ein Selbstbildnis
Wolf hat gerade sein Bild fertig gemalt. Ich betrete den Raum. Wolf ist außer Atem und rauschhaft erschöpft; er ordnet seine Malutensilien.
Wolf berichtet über die Entstehung dieses Spiegel-Selbstbildnisses, in dem er, der seine eigene Gestalt nicht richtig erkennen kann ‚aus dem Nichts heraus‘ diese malerisch geschöpft und ins Sein gebracht hat.
Ein Gespräch vom 10.11.2021
S: Das ist ja stark, Wolf!
W: Findest du?
S: Das ist noch nie dagewesen, so ein Face hast du noch nie gemacht.
W: Nee, das stimmt.
S: Du hast ja lange keine Faces gemacht.
W: Nee, das stimmt. … Muss ich ja auch nicht.
[Wie betrachten schweigend das Bild]
S: Interessanterweise steckt da für mich auch was von denfrühen Gesichtern drin, die gelbe Gesichtsfarbe... [siehe z.B. das BildGlück, Abb. S. 88-89]
W: Ja, ja, die gelben Gesichter, ich weiß, ja, Gelb und Magenta. Ja, das ist richtig, genau.
Geh mal ein Stück nach vorne.
S: [Ich rücke zur Seite und betrachte das Bild]
Das ist ja sehr interessant, mit dieser doppelten Form.
W: Ja. Ich muss es mir angucken, Suse, ich hab es noch gar nicht gesehen.
Weil das hier alles total eingesaut ist. [Wolf beseitigt die verkleckerten Malspuren]
Wenn das Brigitte wüsste. Das kann ich mal wegschmeißen einfach.
Ist noch irgendwo was?
S: Nur an der Tür ein paar Nasen, aber … das ist jetzt nicht so … dramatisch.
[Wolf, außer Atem, wischt heftig