: Daniela Albert
: Was trägt? Was zählt? Was bleibt? Bedürfnisorientiert Familie leben in einer Welt im Wandel
: Neukirchener Verlagsgesellschaft
: 9783761569733
: 1
: CHF 15.10
:
: Christliche Religionen
: German
: 263
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was trägt uns als Familien, wenn die Sicherheiten, mit denen wir selbst aufgewachsen sind, ins Wanken geraten? Was hilft uns, wenn das Motto 'Höher, schneller, weiter' für uns kein Aufstiegsversprechen mehr ist, sondern für die Spirale aus überhöhten Erwartungen, Stress und Leistungsdruck steht, in der sich viele Familien heute wiederfinden? Wie finden wir neue Wege, wenn wir feststellen, dass es so nicht weitergehen kann? Wie finden wir den Mut zum nachhaltigen Handeln und die Kraft, eine Zukunft zu gestalten, die unsicherer geworden ist und uns manchmal sogar Angst macht? All diesen Fragen hat sich Pädagogin und Dreifach-Mama Daniela Albert gestellt. Herausgekommen ist ein starkes Plädoyer, alte Glaubenssätze in der Erziehung, im Familienleben und auch in der Lebensplanung zu hinterfragen und diesen ein neues Bild vom gelungenen Familienleben entgegenzusetzen. Wie bei ihren ersten beiden Büchern gibt es auch hier wieder praktische Tipps, hilfreiche pädagogische und christliche Impulse sowie Beispiele mitten aus dem Leben, in denen sich viele Eltern wiederfinden. Ein Elternratgeber für die bedürfnisorientierte Slow-Family und alle, die es werden wollen.

Daniela Albert, geb. 1979, ist Erziehungswissenschaftlerin, Familienberaterin, Autorin und Referentin. Sie schreibt für verschiedene christliche Medien, u.a. für die Zeitschrift 'Family' und das Magazin 'Die Eule'. Mit ihrem Mann und ihren drei Kindern wohnt sie nahe Kassel. Sie hat Freude an allem, was wächst und gedeiht - ob Kinder, Beziehungen, Pflanzen oder Hefeteig. Auf Instagram ist sie unter @elternseinfamilieleben zu finden.

 

Bedürfnisorientiert leben –
neue Werte für andere Zeiten!

 

 

 

 

Ich hatte mich an jenem Februarmorgen noch einmal umgedreht, als der Wecker meines Mannes uns unbarmherzig aus dem Schlaf riss. Die Nacht war zu kurz gewesen. Der wenige Schlaf war der Preis für einen wundervollen Abend: Ein Freundinnen-Abend, wie ich ihn lange nicht gehabt hatte. Nach Jahren der Pandemie, mit Lockdowns, Kontaktbeschränkungen, Masken und Abstandsregeln hatten wir es gewagt, uns zu treffen. Es war einer dieser Spätwinterabende gewesen, an denen man einfach zusammensitzt, gemeinsam betet, sich den jahreszeitlichen Blues ein bisschen vertreibt, Wein trinkt, Datteln im Speckmantel in Raclette-Pfännchen brät und gar nicht mehr aufhören kann, zu reden. Und weil wir alle so sehr nach Gemeinschaft gehungert hatten, wurde es weit nach Mitternacht, als wir uns voneinander verabschiedeten. Zu spät für einen Mittwochabend – besonders, wenn am nächsten Morgen um sechs alle wieder rausmüssen.

Entsprechend verschlafen drehte ich mich an jenem Morgen einige Minuten später zu meinem Mann und seinem unheilvollen Wecker um. Ich sah, dass er im Unterschied zu mir bereits hellwach war. Er saß im Bett und starrte auf sein Handy. Und dann sagte er die Worte, die all die Wärme und Leichtigkeit des vorherigen Abends davon spülten: „Russland hat die Ukraine angegriffen.“

Die meisten von uns haben diesen Morgen des 24. Februars 2022 als Zensur empfunden. Als einen Moment, in dem alle weiteren Prioritäten an diesem Tag genauso unwichtig wurden wie Schlafmangel oder die kleinen Alltagssorgen, die am Vorabend noch groß erschienen waren. Natürlich: Wir waren nicht direkt betroffen von diesem Angriffskrieg. Unsere Häuser waren weiter sicher, auf unseren Straßen mussten wir uns nicht fürchten, wir konnten nachts ohne Angst schlafen und mussten nicht über eine Flucht aus unserem Land nachdenken. Ganz anders als die Frauen, Männer und Kinder in der Ukraine. Trotzdem hat dieser Krieg mitten in Europa vielen von uns emotional den Boden unter den Füßen weggezogen. Sicherheiten, an die wir, die Kinder der 1980er- und 1990er-Jahre, unser Leben lang geglaubt hatten, waren auf einmal wie weggeblasen. Selbstverständlichkeiten lösten sich an diesem Februarmorgen in Luft auf. Schlagartig schien es keine Garantie mehr auf ein Leben in Frieden und in Wohlstand für uns und unsere Kinder zu geben.

Worte wie „Zeitenwende“, „tiefe Einschnitte“ und „größte Anstrengung der Nachkriegszeit“ machten die Runde und es war die Rede von spürbarem Wohlstandsverlust. Die Politik begann, uns auf Verzicht und Einschränkungen einzuschwören. Mittlerweile ist der Krieg in unserer europäischen Nachbarschaft für uns alltäglich geworden, tobt er doch jetzt, wo ich das schreibe, schon seit über anderthalb Jahren. Die schlimmsten wirtschaftlichen Folgen sind, zumindest für die meisten von uns, erst einmal abgefangen worden. Lebensmittel und Energie sind teurer geworden, aber wir können es bewältigen. Wir spüren die wirtschaftlichen Folgen, aber sie sind zurzeit nicht so katastrophal wie anfangs befürchtet. Und doch haben wir durch dieses Ereignis gespürt, was uns eigentlich schon längst hätte klar sein sollen: Wir leben in einer Welt, in der Sicherheiten stark ins Wanken gekommen sind.

Sich sicher fühlen – das ist ein menschliches Grundbedürfnis. Auf der bekannten Bedürfnispyramide des Psychologen Abraham Maslow kommt es gleich nach den körperlichen Grundbedürfnissen nach Nahrung, Schlaf oder Sex. Zu wissen, dass man ein sicheres Dach über dem Kopf hat, ein regelmäßiges Einkommen und Schutz vor Gewalt und anderen Gefahren, ist für uns Menschen wichtig. Es ist eine Voraussetzung für gesundes Wachstum und Entwicklung.

Unser Gefühl der Sicherheit hat der Ukraine-Krieg auf zwei Arten ins Wanken gebracht: Zum einen war gerade in den ersten Kriegswochen oft von möglichen weiteren Eskalatione