Aufgeregt drückte ich meine Nase gegen die eiskalte Fensterscheibe und spähte hinab auf die10th Avenue. Mein winziges Apartment lag im achten Stock eines Mehrfamilienhauses in Chelsea auf der Westseite von Manhattan. Ohne meine Brille konnte ich auf die Entfernung nicht viel erkennen, trotzdem versuchte ich, auf der belebten Straße unter mir eine vertraute Gestalt auszumachen.
Bisher hatte es noch nicht geschneit, allerdings war ich zuversichtlich, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis New York unter einer weißen Decke verschwand. Auch die Vorweihnachtsstimmung griff immer mehr um sich. Die Wintermärkte hatten seit Kurzem geöffnet. Überall schmückten bunte Lichterketten die kahlen Bäume, herrlich kitschige Weihnachtsdekorationen zierten nahezu jedes Schaufenster und am vergangenen Mittwoch war der berühmte Weihnachtsbaum am Rockefeller Center während der alljährlichen Lighting Show erstrahlt.
Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Vor vier Jahren hatten meine Freunde und ich bei eben jener Show beschlossen, mit einer eigenen Tradition zu beginnen. Seither feierten wir an jedem ersten Dezember unsere ganz privateChristmas Cookie Party, bei der es am Ende sogar einen Preis für die leckersten Cookies gab.
In den letzten beiden Jahren hatte Laney das Rennen gemacht und ich ging jede Wette ein, dass sie uns auch dieses Mal alt aussehen ließ. Aber das war okay – solange wir nur endlich wieder zusammen waren.
Laney, Sadie, Braxton, Curtis und ich hatten im Herbst unseren Abschluss an derNYU gemacht, und obwohl wir einander geschworen hatten, uns weiterhin regelmäßig zu treffen, hatte uns der Ernst des Lebens schnell einen Strich durch die Rechnung gemacht. Anfangs hatten wir das kleine Wunder, dass wir alle innerhalb kürzester Zeit Jobs in der begehrten Journalismusbranche gefunden hatten, exzessiv gefeiert. Aber wie sich herausgestellt hatte, musste selbst eine kleine Praktikantin wie ich mindestens fünfzig Stunden pro Woche ackern, wenn sie es bei derNew York Times jemals zu etwas bringen wollte.
Und genau das wollte ich.
Das war der einzige Punkt, bei dem ich genauso ehrgeizig war wie Laney. Ich träumte schon mein ganzes Leben davon, eines Tages bahnbrechende Storys als Investigativjournalistin zu schreiben. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg.
Die Klingel schrillte so laut, dass ich vor Schreck zusammenzuckte. Eilig durchquerte ich das Wohnzimmer, das aufgrund der geringen Größe vielleicht ein klein wenig mit Dekoration überfrachtet war. Auf dem Sofa lag eine kunterbunte Steppdecke mit Rentierprint. Mein Fernseher wurde von zahlreichen Weihnachtsengeln flankiert, die beinahe von dem schmalen Sideboard purzelten, und auf den Fensterbänken brannten Kerzen in allen Formen und Farben. Lichterketten hingen an jeder Wand – und selbstverständlich baumelte ein Mistelzweig am Türrahmen.
Ich stürmte darunter hindurch in den kleinen Eingangsbereich und aktivierte die Gegensprechanlage. »Hallo?«
»Christmas Cookie Party Time!«, schallte es im Chor.
Lachend drückte ich den Summer und begrüßte drei Minuten später zw