: Christian Rätsch, Roger Liggenstorfer
: Maria Sabina Botin der heiligen Pilze
: Nachtschatten Verlag
: 9783037886618
: 1
: CHF 16.00
:
: Sonstiges
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Neuausgabe des Klassikers über den psychedelischen Pilzkult in Mexiko. Maria Sabina, die Botin der heiligen Pilze, war eine Schamanin und Heilerin aus dem mexikanischen Indianervolk der Mazateken. Sie lüftete in den fünfziger Jahren das Geheimnis der heiligen Pilze Mexikos. R. Gordon Wasson, ein Bankier aus New York, wurde von ihr - als erster Weißer - in die Welt der psychedelischen oder entheogenen Zauberpilze eingeführt. Im ersten Teil des Buches erzählt Maria Sabina ihre Lebensgeschichte. Sie berichtet von den geheimen Heilritualen, von ihrer Begegnung mit den Weißen und ihrem Heimatort Huautla im Bergland von Oaxaca. Im zweiten Teil finden sich Artikel von Wissenschaftlern und Forschern. Neben persönlichen Erinnerungen an die Schamanin werden indigene und moderne Pilzrituale vorgestellt. Erkenntnisse aus Mykologie, Chemie und Pharmakologie sowie Berichte über den Einsatz von Pilzwirkstoffen in der Psychotherapie runden dieses den Pilzen würdige Buch ab. Erstmals erschienen 1996 als Geschenk zum 90. Geburtstag von Albert Hofmann, dem Entdecker der Pilzwirkstoffe Psilocin und Psilocybin. Neuausgabe 2023

Christian Rätsch (1957-2022), Ethnopharmakologe, Referent und Autor, studierte Altamerikanistik und Völkerkunde, erforschte weltweit schamanische Kulturen und deren Gebrauch psychoaktiver Pflanzen. Roger Liggenstorfer ist Gründer und Geschäftsleiter des Nachtschatten Verlags. In seiner verlegerischen Tätigkeit spezialisiert er sich auf Publikationen zur Drogenaufklärung. Er ist Mitbegründer verschiedener drogenpolitischer Organisationen und Initiativen, so u.a. der DroLeg, Verein für eine vernünftige Drogenpolitik, Hanfkoordination, Eve&Rave Schweiz (Begründer und Präsident von 1996 - 2006). Er ist Mitglied des ECBS (Europäisches Collegium für Bewusstseinstudien), Gründer des Uhuru-Weltmusikfestivals bei Solothurn, Mitinhaber der 1. Absinthe-Bar der Schweiz, Die Grüne Fee in Solothurn. Diverse Buch-Publikationen als Autor und Herausgeber und Texte in Fachzeitschriften.

Albert Hofmann

Meine Begegnung mit María Sabina


Wenn man sich in die Lebensgeschichte der indianischen Schamanin odercurandera (»Heilerin«) María Sabina vertieft, die im vorliegenden Buch lebendig dargestellt ist, wird man in eine fremdartige Welt, in eine abgelegene Gegend in den südlichen Bergen Mexikos, versetzt, die von der Wirklichkeit, in der wir Menschen in der europäischen Industriegesellschaft leben, zutiefst verschieden ist. Es sind ganz andere soziale Verhältnisse, eine andere Glaubens- und Gedankenwelt, andere Wertmaßstäbe, die das Leben dieser einfachen Indianerfrau bestimmt haben. Schon als Kind mußte sie körperlich hart arbeiten, um überleben zu können; sie hat nie eine Schule besucht und konnte daher weder lesen noch schreiben. Als kleines Mädchen aß sie, innerer Eingebung folgend, die »heiligen Pilze«, die schon ihre Vorfahren um Rat angefragt und um Hilfe gebeten hatten. So wuchs sie in das Amt einer »weisen Frau«, einer Medizinfrau und Priesterin im altindianischen Pilzkult hinein, gelangte als solche bei ihren Landsleuten zu hohem Ansehen und wurde im Alter noch weit über die Landesgrenzen von Mexiko hinaus bekannt und berühmt.

Bei aller Verschiedenheit und Fremdartigkeit des kulturellen Rahmens und im individuellen Lebenslauf der María Sabina entdeckt man bei ihr aber auch uns vertraute, offenbar allen Menschen gemeinsame Wesenszüge, ein Sehnen und Suchen nach einer besseren Welt. Die Fremdartigkeit auf der einen Seite und die Verbundenheit im gemeinsamen Menschlichen und auch Allzumenschlichen auf der anderen Seite machen die Lebensgeschichte dieser mexikanischen Schamanin zu einer spannenden, auch für uns geistig bereichernden Lektüre.

Die Verwendung von gewissen Pilzen im Rahmen von religiösen Zeremonien und magisch bestimmten Heilpraktiken bei den Indianern Mittelamerikas reicht weit in die präkolumbianische Zeit zurück. Hinweise dafür liefern sogenannte Pilzsteine, die in Guatemala, in El Salvador und in den anschließenden gebirgigen Gegenden Mexikos gefunden worden sind. Es handelt sich dabei um Steinplastiken von der Form eines Hutpilzes, in dessen Stiel das Antlitz oder die Gestalt eines Gottes oder tierartigen Dämons eingemeißelt ist. Die meisten haben eine Größe von ungefähr 30 Zentimetern. Die ältesten Exemplare werden von den Archäologen bis in das 5. Jahrhundert v. Chr. zurückdatiert. Daraus kann man schließen, daß der Pilzkult, der magisch-medizinische und der religiös-zeremonielle Gebrauch der Zauberpilze, über zweitausend Jahre alt ist.

Alle die ungezählten Vorgänger und Vorgängerinnen von María Sabina im Amt des Pilzkultes sind unbekannt geblieben. In den Chroniken der spanischen Mönche und Naturalisten