Der vorliegende zweite Band von »Frühe Kulturen der Ägäis« beschäftigt sich mit der Geschichte und den Kulturen der Späten Bronzezeit des östlichen Mittelmeerraumes mit einem deutlichen Focus auf der mykenischen Epoche. Dass dieser Zeit – im Gegensatz zu den vorausgegangenen Epochen des Neolithikums sowie der Frühen und Mittleren Bronzezeit – ein eigener Band gewidmet ist, erklärt sich durch die ungleich dichtere Quellenlage für die mykenische Zeit, welche mehr und genauere Aussagen gestattet. Im Unterschied zu früheren Epochen ist diese Zeit auch nicht – oder zumindest in wesentlich geringerem Ausmaß – von der Existenz mehrerer gleichzeitiger Kulturen im Ägäisraum geprägt; vielmehr sind alle Gebiete mehr oder minder stark von der mykenischen Kultur beeinflusst und somit Teil der mykenischen Welt, was besonders für die Zeit ab dem 15. Jh. (die Angaben beziehen sich im gesamten Buch – sofern nicht anders angegeben – auf die Zeit vor Christi Geburt) gilt.
Hinsichtlich der erwähnten geänderten Quellenlage ist vor allem zu betonen, dass ab dem 14. Jh. auch Schriftquellen zur Verfügung stehen, die in den mykenischen Palästen (in der Schrift Linear B) verfasst worden sind. Im Unterschied zu anderen, älteren Schriftquellen sind diese für die heutige Forschung les- und interpretierbar. Zusätzlich zu diesen Schriftquellen sind vor allem für die spätmykenische Zeit auch vermehrt Texte vorhanden, die aus Ägypten und dem Palastarchiv von Hattusa, der Hauptstadt des Hethiterreiches, stammen und die Beziehungen zum mykenischen Griechenland beleuchten.
Diese Kurzdarstellung, die alle aufgrund der zur Verfügung stehenden Quellen erschließbaren Bereiche der mykenischen Kultur behandelt, wendet sich an einen breiteren Leserkreis. In erster Linie wurde es verfasst, um Studierenden der altertumswissenschaftlichen Fachrichtungen der Klassischen Archäologie, der Klassischen Philologie und der Alten Geschichte sowie denen der nahe verwandten Fächer der Ägyptologie, der Hethitologie und Altorientalistik einen leicht verständlichen Einstieg in die Geschichte einer Zeit zu bieten, die in den gängigen Überblickswerken zur antiken Geschichte bestenfalls am Rande bzw. als Vorspann Erwähnung gefunden hat. Des Weiteren richtet sich das Buch an eine Leserschaft, die über die zahlreichen populärwissenschaftlichen Abhandlungen hinausgehend an Themen der Antike interessiert ist, der jedoch diverse sehr eingehende Untersuchungen zur mykenischen Zeit allzu speziell erscheinen.
Den Anforderungen dieses Zielpublikums entsprechend wurde in der vorliegenden Darstellung zwar versucht, örtlich wie zeitlich sämtliche Themenbereiche der Mykenologie zu behandeln oder zumindest anzusprechen, auf die Erörterung kontrover