1. KAPITEL
Da stand sie.
Danica Dunbar. Zeke Dawsons Traumfrau. Sie stand vor Bear Ridge Realty, der Maklerfirma in der Main Street, und unterhielt sich mit einer anderen Frau. Zeke hatte Danica seit seinem Highschool-Abschluss vor dreizehn Jahren nicht mehr gesehen. Aber er hatte sie nie vergessen.
In der Schule hatte er Danica immer beobachtet, wenn er mal einen schlechten Tag hatte – und davon hatte er damals jede Menge. Wenn er Danica angesehen hatte, wie ihr das gewellte hellblonde Haar über den Rücken fiel, hatte er nicht mehr an den letzten Streit mit seinem Vater gedacht. Oder daran, dass er seinen Vater mal wieder volltrunken auf der Veranda gefunden hatte. Danicas Anblick, wie sie vor ihrem Spind stand und Lippenbalsam auftrug, wirkte wie ein Zauber auf ihn. Doch sie hatte eigentlich immer einen festen Freund, und wenn sie ausnahmsweise mal Single war, ging Zeke gerade mit einem anderen Mädchen aus. Also hatte er nie eine Chance gehabt. Damals hatte er nur ein paarmal mit ihr gesprochen.
Danica sah noch genauso aus wie früher. Sie war wunderschön in ihrem langen roten Wollmantel und den glänzenden schwarzen Schuhen mit den hohen Absätzen. Zeke stand an der Kreuzung und wartete darauf, dass die Ampel grün wurde. Er war beinahe überrascht, dass es keinen Donnerschlag gab und er nicht vom Blitz getroffen wurde. Nach all den Jahren sah er Danica wieder, die Frau, von der er so lange geträumt hatte.
Vielleicht war er einfach zu alt für so einen Blödsinn. Mit seinen einunddreißig Jahren war Zeke ein Workaholic, der gerade hier in Bear Ridge seine eigene Unternehmensberatung eröffnet hatte. Er hatte Monate gebraucht, um zu dieser Entscheidung zu gelangen. Aber als er letzte Weihnachten zu Besuch bei seinen Geschwistern auf der Familienranch gewesen war, hatte er gehört, dass Danica sich gerade scheiden ließ. Diese Information hatte er zu den Argumenten hinzugefügt, die dafürsprachen, von Cheyenne wieder nach Bear Ridge zu ziehen. Natürlich freute es ihn nicht, dass sie so etwas durchmachen musste. Aber nun waren sie endlich beide gleichzeitig ungebunden – und jetzt würde Zeke es wagen.
Danica betrat das Maklerbüro. Interessant. War sie Maklerin? Er war auf der Suche nach einem Haus. Der perfekte Anlass, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Frau, mit der sie sich unterhalten hatte, blieb ein paar Häuser weiter vor seinem eigenen Büro – Dawson Solutions, Inc. – stehen und schien kurz ihr Spiegelbild im Schaufenster zu mustern.
Aha. Das musste Molly Orton sein, sein Termin für zwei Uhr. Sie war zehn Minuten zu früh – ein gutes Zeichen. Die letzten paar Tage hatte er praktisch durchgehend Bewerbungsgespräche geführt, aber kein Bewerber hatte so richtig zu der Stelle gepasst.
Endlich wurde die Ampel grün, und er überquerte die Main Street. Seine potenzielle Assistentin betrachtete stirnrunzelnd ihr Spiegelbild, während sie versuchte, eine lange braune Korkenzieherlocke in den Knoten an ihrem Nacken zu stecken. Der Knoten löste sich. Wilde dunkle Locken explodierten in alle Richtungen. Er lächelte und verlangsamte die Schritte, um ihr eine Chance zu geben, ihre Frisur in Ordnung zu bringen. Schließlich nickte sie und verschwand in seinem Büro.
Zeke ging weiter. Der Anblick der matt silbernen Buchstaben, die den Firmennamen „Dawson Solutions, Inc.“ formten, bereitete ihm tiefe Befriedigung. Er hätte nie damit gerechnet, wieder in seine Heimatstadt zu ziehen und hier ein eigenes Unternehmen zu gründen. Aber die Umstände – die Sehnsucht nach seiner Familie und eine grauenvolle Trennung von einer Kollegin – hatten seinen Widerstand gebrochen.
Als er die Tür öffnete, sprang die Bewerberin auf und streckte die Hand aus. Er schüttelte ihre Hand