Riva del Garda
Die „Hauptstadt“ der nördlichen Seehälfte besitzt ein geschäftiges Zentrum mit recht großer und gut erhaltener Altstadt. Touristisch für jeden etwas: Schwimmen, Surfen, Radeln, Klettern, Wandern, dazu das Flair einer hübschen und lebhaften Kleinstadt. Eine bunte Mischung von gesetztem Kurpublikum und jungen, sportlichen Naturen.
Als wichtigster Hafen in der nördlichen Seehälfte war Riva über Jahrhunderte hinweg schwer umkämpft - die Herrschaftsinteressen der Trentiner, Mailänder, Veroneser und Venezianer stießen hier hart aufeinander. Wer Riva besaß, hatte Zugang sowohl zur Poebene wie auch zu den Alpen und konnte so den gewinnträchtigen Handel zwischen Nord und Süd kontrollieren. Seit dem 15. Jh. gehörte Riva als „Reiff am Gartsee“ zum habsburgischen Tirol und fiel erst nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg an Italien.
Im 19. Jh. begann der Kurtourismus, denn im italienbegeisterten Großbürgertum galt Riva als das Tor zum Süden. Hier waren sie alle: Thomas und Heinrich Mann, Friedrich Nietzsche, Rainer Maria Rilke, Stendhal, Schopenhauer und viele mehr. Niemand aber hat es so schön ausgedrückt wie der lungenkranke Franz Kafka: „In Riva war ich des Südens Gast, der mir nie wieder so liebenswürdig und großartig begegnete.“
Riva mit Glockenturm und zentraler Piazza
Heute ist Riva eine sichtlich wohlhabende Stadt mit wohlgeordneter touristischer Struktur. Vom Grandhotel bis zum feinen Gourmetlokal, vom Surfcenter bis zu ausgefallenen Mountainbikerouten, vom Kinderspielplatz bis zum Pub - kein Aspekt wird vernachlässigt. Ein besonderer Pluspunkt ist die ausgedehnte Badezone, eine der schönsten und gepflegtesten am ganzen See. Zwar hat sich im Umkreis auch Industrie etabliert, doch ist die große Ebene im Hinterland weitgehend landwirtschaftlich geprägt, kilometerweit bestimmen Weinfelder, Obst- und Olivenhaine das Bild. Und auch in den umliegenden Bergen gibt es viele lohnende Ziele, die einen mehrwöchigen Aufenthalt kurzweilig werden lassen.
Sehenswertes
Die Altstadt ist verkehrsberuhigt und besteht großenteils aus Fußgängerzonen, das Auto muss man etwas außerhalb abstellen (Parkplätze). Zwar gibt es keine Stadtmauer mehr, aber drei der alten Tore sind noch erhalten - diePorta San Michelean derPiazza Cavour, diePorta San Marcoam Ende der Via Fiume und diePorta Bruciataan derPiazza San Rocco. Ein weiterer Durchbruch in die Altstadt liegt am Ende der Via Florida. Piazza 3 Novembre mit Torre Apponale:Die malerische Piazza direkt am See ist das Herz der Stadt. In den Freiluftcafés und Restaurants genießt man den unverbauten Seeblick und das bunte Treiben auf dem Platz. Dominierend ist der 34 m hohe StadtturmTorre Apponaleaus dem frühen Mittelalter. Ursprünglich war er zur Verteidigung des Hafens gedacht und durch einen Gang unter dem See mit der Rocca verbunden, heute ist er das Wahrzeichen Rivas und kann auf 165 Stufen bestiegen werden. Über dem Glockenstuhl an der Spitze dreht sich „l’Anzolim“, ein Trompete blasender Engel aus vergoldetem Blech, nach der Windrichtung. Friedrich Nietzsche, der einst im benachbarten Hotel Sole logierte, träumte davon, seine Tage als Eremit in der Turmstube zu verbringen.
Die Altstadt ist größenteils verkehrsberuhigt oder eine Fußgängerzone
An der Südseite der Piazza steht der venezianischePalazzo Municipale(Rathaus) aus dem 16. Jh. mit dem Stadtwappen und einem schönen alten Brunnen, derPalazzo Pretorio(Gerichtsgebäude) aus dem 14. Jh. schließt sich an. Beide Paläste sind durch einen breiten, von Säulen gestützten Laubengang mit einigen Inschriftentafeln verbunden, darunter auch altrömische und eine Tafel zur politischen Geschichte der letzten Jahrhunderte. Im Querbau am Platzende, demPalazzo del Provveditore(Sitz des venezianischen Statthalters) aus dem 14. Jh., der die angrenzende Piazza San Rocco abgrenzt, hatten die Faschisten im Zweiten Weltkrieg ein politisches Gefängnis eingerichtet.
♦Torre Apponale, März-Nov. Di-So 10-18 Uhr. Eintritt 2 €, erm. 1 €.
Piazza San Rocco:Durch diePorta Bruciata(Verbranntes Tor), so genannt, weil es die Soldaten der Mailänder Visconti 1406 in Brand geschossen hatten, kommt man auf diesen kleinen Nachbarplatz. Die gleichnamige Kirche, die hier stand, wurde im Ersten Weltkrieg zerstört. Lediglich die Apsis ist erhalten und als offene Kapelle eingerichtet - hier steht die Statue des heiligen Rochus (1295-1327) aus Südfrankreich, der sich in Italien der Pflege Pestkranker widmete und dabei selber, nur wenig älter als 30 Jahre, der tödlichen Krankheit zum Opfer fiel. Er ist heute italienischerSchutzheiliger gegen Pestund andere Seuchen, sein Festtag ist der 16. August. Rechts daneben steht das GefallenendenkmalAra dei Caduti.
Via Marocco: