Stadtgeschichte
Westerland war nicht immer die Inselmetropole. Ein Großteil der Inselgeschichte waren andere Orte auf Sylt bedeutender. Ursprünglich hieß Westerland auch ganz anders ...
Gegründet wurde der Ort nach der großen Allerheiligenflut von 1436, die in der gesamten Deutschen Bucht und eben auch auf Sylt verheerende Schäden angerichtet hatte. Mit am stärksten betroffen war dort die ein paar Hundert Meter westlich der heutigen Westerländer Küstenlinie gelegeneSiedlungEidum, die die Flut praktisch von der Landkarte gelöscht hatte. Die Überlebenden gaben den völlig zerstörten Ort auf und wandten sich hilfesuchend an die benachbarten Tinnumer. Die stellten ihnen recht wertloses, mit Heide bewachsenes Land im Westen Tinnums zur Verfügung. Damit hatte die neue Heimat der Eidumer auch gleich ihren Namen: Westerland.
Die Westerländer lebten fortan mehr schlecht als recht von der Landwirtschaft und der Fischerei, nur der Walfang versprach ein besseres Auskommen. Erst Jahrhunderte später wendete sich das Blatt, und Westerland wurde zu dem, was es bis heute geblieben ist: ein Badeort. Als Initialzündung gilt das Jahr 1855, als der Landvogt von Levetzau am Westerländer Strand die ersten Badekarren aufstellen ließ. Damit auch alles hübsch züchtig ablief, wurden die „fahrbaren Umkleidekabinen“ auf einen Damen- und einen Herrenstrandabschnitt verteilt - 2 km Sicherheitsabstand inklusive.
In den nächsten 50 Jahren sollte sich an der strikten Geschlechtertrennung nichts ändern. Fast pünktlich zum neuen Jahrhundert fiel dann aber auch diese Bastion: 1902 eröffnete in Westerland das erste Familienbad an der deutschen Nordseeküste, in dem fortan Männer, Frauen und Kinder gemeinsam ihrem Badevergnügen nachgehen durften. Keinen Zutritt hatte lediglich die besonders gefährdete Spezies der Junggesellen ...
Dem Westerländer Badetourismus tat diese Neuerung offenbar gut. Aus den anfänglich gerade mal an die 100 Badepionieren jährlich waren 1905, als Westerland das Stadtrecht verliehen wurde, bereits 22.000 zahlende Gäste geworden; 1913 wurde dann sogar die 30.000er-Marke überschritten. Damit war dann allerdings der vorläufige Höhepunkt erreicht, und es sollte lange dauern, bis die Zahlen getoppt werden konnten. Zunächst bereitete der Erste Weltkrieg dem Aufschwung ein jähes Ende, und auch nach dem Krieg erholte sich Westerland nur schleppend. Zwar besuchten Filmstars wie Hans Albers oder Marlene Dietrich das Seebad, aber von den Gästezahlen aus den Vorkriegszeiten konnte man einstweilen nur träumen. Selbst der Bau des Hindenburgdamms im Jahr 1927, der die Anreise erheblich erleichterte, konnte nichts daran ändern.
Der Strand von Westerland
Rasant bergauf ging es erst wieder in den späten 1950er- und den 60er-Jahren, als Deutschland mitten im Wirtschaftswunder steckte. Die kontinuierlich ansteigenden Touristenzahlen - 1959 kratzte der inzwischen zum Nordseeheilbad geadelte Ort bereits an der 50.000er-Grenze - beflügelten auch die Vorstellungskraft der Stadtväter. „Nizza des Nordens“ wollte man nun werden, und um sich großstädtisches Flair zu verleihen und noch mehr Gäste aufnehmen zu können, stürzte man sich in die bereits erwähnten baulichen Aktivitäten, die unter anderem das unmittelbar am Meer gelegene, hoch aufragende Kurzentrum hervorbrachten. Die ambitionierten Pläne fanden ihren Abschluss in dem Vorhaben, neben dem Kurzentrum ein weiteres Appartementhaus mit 25 Stockwerken zu bauen. „Atlantis“ sollte der Gebäudekomplex heißen. Doch nun wehrten sich die Westerländer, es gründete sich eine Bürgerinitiative, die lautstark Protest erhob. Die Gemüter kochten hoch, Morddrohungen machten die Runde, Autoreifen wurden zerstochen und Stinkbomben geworfen, bis das Bauvorhaben 1972 unter anderem auf Initiative der Landesregierung gestoppt wurde. Doch auch ohne das im Bürgerprotest untergegangene „Atlantis“ hatte das Stadtbild Westerlands einiges von seinem einstigen Charme verloren. Die Touristen scheint’s nicht zu stören: Die Inselmetropole verbucht Jahr für Jahr fast die Hälfte aller Syltbesucher.
Bummel vom Bahnhof über die Kurpromenade zum Rathaus
Friedrichstraße, Kurpromenade und Strandstraße - wer sich einen Eindruck von der Stadt verschaffen will, ist hier genau richtig. Hier kann man die typische Westerländer Atmosphäre schnuppern und während des gemtülichen Spaziergangs die eine oder andere Entdeckung machen.
Giftgrüner Willkommensgruß: die Riesen am Westerländer Bahnhof
Ausgangspunkt des Stadtbummels ist derBahnhof,der 1927 im Zuge des Baus des Hindenburgdamms entstand. Zugegeben, viel gibt er nicht her, aber die Bahnhofshalle mit ihren Jugendstilanklängen ist einen Blick wert. Er galt 1927 als der modernste Bahnhof an der schleswig-holsteinischen Westküste. Verwundert ist der Westerlandbesucher, wenn er den Bahnhofsvorplatz betritt. Vier überdimensionale Gestalten in giftgrüner Farbe und teilweise mit verdrehten Köpfen stemmen sich hier gegen die steife Brise. Es sind die„Reisenden Riesen im Wind“,einSkulpturenensembledes Kieler KünstlersMartin Wolke. Die aus 2000 Kilo Polyester gegossene Riesenfamilie in der Standardbesetzung Vater, Mutter und zwei Kinder wurde 2001 vor dem Bahnhof aufgestellt und sorgte für einen Riesenwirbel. Die einen zeigten sich entsetzt über die „riesigen grünen Brechmittel“, die ihnen hier vor die Nase gesetzt wurden, die anderen sprachen verzückt von einem „genialen