: Usch Kiausch
: Andere Welten - Interviews zur Science Fiction - Band 2 Die technologische Perspektive
: Memoranda Verlag
: 9783948616939
: Memoranda
: 1
: CHF 7.00
:
: Literatur: Allgemeines, Nachschlagewerke
: German
: 222
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Usch Kiausch lernte in ihrer langen Karriere als Journalistin, Autorin und Übersetzerin viele bedeutende Schriftstellerinnen und Schriftsteller sowie Kolleginnen und Kollegen kennen und führte zahllose Interviews. Die meisten davon auf den Jahreskonferenzen der »International Association for the Fantastic in the Arts« (IAFA) in Fort Lauderdale/Florida. Der zweite Band der drei Bände umfassenden Reihe präsentiert den Essay »Mikroben als Metaphern«, dreizehn Interviews sowie eine Erzählung von Usch Kiausch. Interviews in Band 2 mit: Tom Maddox, Charles N. Brown, Hal Clement, Joe Haldeman, Bruce Sterling, Greg Bear, William Gibson, Kim Stanley Robinson und Prof. Harald Lesch.

Usch Kiausch lebt und arbeitet in Mannheim und in Neustadt an der Weinstraße. An der Universität Heidelberg studierte sie Soziologie, Politische Wissenschaft und neuere Geschichte (Magister). Nach einem Verlagsvolontariat und Rundfunkpraktikum ist sie seit mehr als drei Jahrzehnten als freie Kulturjournalistin, Verlagslektorin, literarische Übersetzerin und Autorin tätig. Seit 1997 übersetzte sie 45 Romane und 14 Anthologien aus dem Englischen und Amerikanischen, u. a. für den Heyne Verlag, Spektrum Akademischer Verlag, den Verlag Ullstein List und den Festa Verlag.

Ein Gespräch mit Tom Maddox

Cyberpunks: Yesterday’s whizzkids?

Tom Maddox wurde vor allem durch seine Erzählung »Schlangenaugen« (enthalten in der Cyberpunk-Anthologie Spiegelschatten, Heyne 1988) auch in der Bundesrepublik bekannt. Er gehört zum Freundeskreis um William Gibson und Bruce Sterling und tauscht seine Erfahrungen häufig mit anderen Autoren dieser »Gruppe« aus. Tom Maddox lehrt als »Writing Director« am Evergreen State College in Olympia/Washington. Während der 10. Jahreskonferenz der »International Association for the Fantastic in the Arts« (IAFA) in Fort Lauderdale/Florida, Mitte März 1989, nahm er als Referent an Podiumsdiskussionen teil und las aus seinem ersten Roman, der noch in Arbeit war.

F: Während der IAFA-Konferenz sagte mir Marshall B. Tymne, der große Vorsitzende, er halte Cyberpunk für eine der interessantesten Entwicklungen in der neuen amerikanischen Science Fiction. Sehen Sie das auch (noch) so?

A: Sicher hat »Cyberpunk« – wie immer man das definieren will – in den letzten Jahren die meisten Kontroversen ausgelöst. Unglücklicherweise versteht ja jeder etwas anderes darunter. »Cyberpunk« ist nichts, das wirklich existiert. Mitte der Achtzigerjahre hatten wir eine Zeit lang folgende Situation: Da nahm eine Gruppe von Leuten Anteil aneinander und an der Arbeit, die jeder von ihnen machte. Zum Teil waren diese Leute miteinander befreundet, sie fuhren zusammen auf Cons, schrieben einander, tauschten Erfahrungen aus. Alle waren sie begeistert von William Gibsons Arbeiten. Zum Teil verfolgten sie selbst ähnliche Ansätze – wie zum Beispiel Bruce Sterling, Rudy Rucker, John Shirley, ich selbst, vielleicht auch Lewis Shiner (obwohl er das vielleicht dementieren würde). Und so wurde daraus plötzlich eine »Bewegung«, der man das Etikett »Cyberpunk« aufdrückte. So schnell sie kam, so schnell verschwand sie auch wieder. Heute hat jeder Schriftsteller furchtbare Angst, als »Cyberpunk« kategorisiert zu werden. Denn ein so modischer Begriff wird sehr schnell unmodern, und dann kann man sehen, wo man bleibt. Aber was auch immer »Cyberpunk« beeinflusst hat: Alle haben zweifellos von Bill (Gibson) gelernt. Und der Impuls, der diese Strömung überhaupt hervorgebracht hat, lebt natürlich weiter. Es ist der Versuch, eine ganz exakte, sehr sinnliche und sehr komplexe Sicht der Zukunft zu erarbeiten.

Niemand gehört gern zur »Bewegung« vergangener Tage. Das war schon bei den Surrealisten so, es gibt da eine Parallele zum Cyberpunk. »Surreal« wurde zu einem Adjektiv, und auch »cyberpunk« ist inzwischen so ein Adjektiv. Als »cyberpunk« bezeichnen viele Leute einfach das, was so aussieht wie der FilmBlade Runner (lacht). Gemeint ist damit eine irgendwie schmutzige, dichte Szenerie der Zukunft. Diese Zukunft wird nicht mehr von Nationalstaaten regiert, sondern von multinationalen Konzernen. Die »Straße« muss darin vorkommen, und natürlich Drogen und Underground-Kultur. Ich vermute, genau in dieser Bedeutung wird das Wort »cyberpunk« in der englischen Sprache überleben, wenn die Bewegung längst gestorben ist. Selbstverständlich benutzen die Verleger, Publizisten und manche Kritiker »Cyberpunk« auch als Markenzeichen, um mehr Bücher zu verkaufen. Mein erster Roman wird, glaube i