EINS
Er hatte sie die letzten Meter in seinen Armen getragen. Sie fühlte sich so federleicht, so wunderschön an. Er ging in die Knie, um sie auf den Boden zu legen. Vorsichtig zog er die Hände unter ihrem Körper hervor und ließ die Finger zärtlich über ihren Oberschenkel gleiten. Ihre Haut war kalt, aber davon ließ er sich nicht irritieren. Mit angewinkelten Beinen ruhte sie auf der Seite. Ihr Top war verrutscht und bedeckte den wohlgeformten Busen nur zur Hälfte. Ganz langsam beugte er sich hinab, schloss die Augen und versenkte das Gesicht in ihrem Haar, um ihren Duft einzusaugen. Er verharrte reglos, denn er wollte sich nicht von ihr trennen.
Noch einmal streichelte er über die zarte Haut ihres Pos. Er atmete schwer und dachte an die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten. Keine Frage, sie waren füreinander bestimmt gewesen. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte er es gespürt, als sie ihm lächelnd gegenübergestanden hatte. Sie strich sich durch die langen Locken, schaute ihn verführerisch an und schob die Sonnenbrille kokett nach oben. Diese Geste deutete er als Zeichen, als geheime Botschaft, die nur an ihn gerichtet war. Schnell durchschaute er ihr Spiel, brach ihren Willen mit sanftem Druck, bis sie sich fügte, ihm gehorchte.
Er war großzügig und überhäufte sie mit Geschenken, erahnte ihre Wünsche, bevor sie ausgesprochen wurden. Seine Aufmerksamkeit und Fürsorglichkeit kannten keine Grenzen. Jeden Abend verzehrte er sich nach ihr, freute sich, ihr nah sein zu können, und hoffte auf das ersehnte Familienglück. Er kümmerte sich um alles und richtete das Kinderzimmer ein. Doch letztlich war sie undankbar gewesen, hatte ihn provoziert, sich über ihn lustig gemacht. Das konnte er ihr nicht durchgehen lassen. Nein, das ging nicht. Das ging eindeutig zu weit.
Es würde nicht leicht sein, sie nicht mehr bei sich zu wissen. Jetzt musste er sich allerdings nie mehr sorgen. Alles war gut. Vorbei. Die gemeinsamen Tage, Wochen, Monate würden ihm für immer im Gedächtnis bleiben.
Mit bedächtigen Bewegungen legte er ihre Arme zur Seite. Ihre Gesichtszüge waren entspannt, ganz friedlich lag sie da, als wäre sie eben erst eingeschlafen. Er betrachtete ihren ausgestreckten Körper. Neben ihr kniend, strich er ihr eine Haarsträhne zurück und küsste ihre erkalteten Lippen.
Nun war es an der Zeit, Abschied zu nehmen. Für immer.
***
MalbecsPortable vibrierte zum wiederholten Mal auf dem Nachttisch. Langsam streckte er den Arm aus und tastete nach dem Telefon. Verschlafen drückte er auf den grünen Button, um den Anruf anzunehmen.
»Olivier«, hörte er seinen Kollegen Roland Cabanel im breiten Singsang seines südfranzösischen Akzents sagen, »ich glaube, es wäre gut, wenn du einen Ausflug nach Gordes unternimmst.«
»Roland, weißt du eigentlich, wie spät es ist?«, grummelte Malbec ungehalten. Er setzte sich auf und ließ die Füße auf den kühlen Boden gleiten. Um Catherine nicht zu wecken, stand er schnell auf und lief ins Badezimmer.
»Ja, es ist bereits nach sechs Uhr, mein Lieber, u