: Wilhelm Faix
: Herausforderung Bergpredigt: Damit die Welt sich ändert.
: Neukirchener Verlagsgesellschaft
: 9783761569542
: 1
: CHF 15.10
:
: Christliche Religionen
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Alle kennen die Bergpredigt. Eigentlich. Schließlich ist sie die wohl berühmteste Predigt in der Bibel. Zugleich zählt sie zu den umstrittensten Texten, wenn es darum geht, wie sie zu verstehen ist. Verkündet Jesus darin eine Botschaft für die ersten Jünger? Eine unerreichbare Utopie für eine ferne Zukunft? Oder gibt er auch uns heute Handwerkszeug, damit die Welt sich ändert? Wilhelm Faix versteht den Text nach vorne gerichtet für heutige und zukünftige Generationen und ermutigt seine Leser:innen, sich der Herausforderung Bergpredigt zu stellen. Dafür gibt er hilfreiches Hintergrundwissen weiter sowie eine verständliche Vers-für-Vers-Auslegung, bei der es stets um die Anwendung auf die Gegenwart geht: Wie kann die Bergpredigt für uns lebbar werden? Und welchen Auftrag enthält sie für Gemeinden vor Ort? Neben einer spannenden Auslegung mit neuen Perspektiven für ein begeisterndes, gelebtes Christsein ist das Buch vor allem eins: eine Einladung zum Weiterdenken. Denn es sind die Fragen und Gesprächsanregungen am Ende jedes Kapitels, die es besonders herausfordernd und praktisch werden lassen. Wer sich persönlich oder gemeinsam in Hauskreis oder Gemeindegruppe mit diesem zentralen Bibeltext auseinandersetzen will, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Auch alle, die neue Impulse für Andachten oder Predigt zu diesen Bibelversen suchen, werden hier fündig.

Wilhelm Faix, geb. 1940, lehrte am Theologischen Seminar Adelshofen Exegese Neues Testament, Gemeindebau, Teamarbeit, Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie. Neben seiner Lehrtätigkeit sammelte er praktische Erfahrung in der Gemeindearbeit, war in der Gemeindeberatung tätig und ist aktuell als Autor und Persönlichkeitscoach aktiv. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

1. Jesus als Lehrer in den Evangelien

Es ist sicherlich etwas ungewohnt, wenn wir von Jesus als Lehrer sprechen. Jesus ist doch unser Erlöser und Erretter. Gerne sprechen wir auch von Jesus als unseren Freund, Beistand und Hirten, der sich um uns kümmert. Aber Lehrer? Als der typische Lehrer gilt da eher Paulus.

Wenn wir von Jesus sprechen, dann betonen wir vor allem seine Bedeutung für unseren persönlichen Glauben in Abgrenzung zu anderen Religionen und Glaubensrichtungen. Es fällt uns schwer, Jesus als Lehrenden zu sehen.

Frage zum Gespräch und zur Reflexion

Warum fällt es Ihnen schwer, Jesus als Lehrer zu sehen?

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Weil es für uns so ungewohnt ist, Jesus als Lehrer zu sehen, wollen wir den Aussagen der Evangelien zu Jesus als Lehrer und Lehrendem nachgehen, denn die Vernachlässigung dieser Perspektive hat auch Folgen für unser Christen- und Gemeindeleben.

Es ist auffallend, dass in den vier Evangelien die Wortgruppe „lehren“ (griech.didasko), „Lehrer“ (didaskalos) und „Lehre“ (didaskalia bzw.didachä) etwa 120-mal vorkommt.1

Nach dem einhelligen Zeugnis der Evangelien gehört das Lehren zu den vornehmsten Funktionen Jesu. Es steht damit noch vor dem Verkündigen (kérrysso) der Königsherrschaft Gottes und der Krankenheilung (Mt 4,23; 9,35; 11,1 ff.). Wenn man solch eine Reihenfolge auch nicht werten darf, so ist sie doch auffallend.

Jesus tritt als Lehrer auf (z. B. Mt 9,11; 17,24; 23,8) und wird Lehrer von den verschiedensten Schichten des Volkes genannt (z. B. Mt 8,19; Mk 4,38; 9,17.38; 10,35; 12,14.19.32; Lk 10,25; 11,45; 12,13; 19,39 u. v. a. m.). Offensichtlich ist die Bezeichnung Jesu als Lehrer so geläufig und feststehend, dass in den Evangelien bereits die bloße Namensnennung ausreicht, um die Person zu bezeichnen (Mt 26,18). Jesus ist also eine anerkannte Lehrautorität zu seiner Zeit (Jh 3,2; 11,27 f.; 13,13 f.).

Der Ehrentitel für einen Lehrer und Gelehrten war „Rabbi“. So wird auch Jesus wie die Schriftgelehrten seiner Zeit Rabbi genannt.2 Die Aufgabe des Rabbinen war es, aus der Tora (dem Gesetz) den Weg Gottes zu weisen und den göttlichen Willen aufgrund seiner Kenntnisse im Gesetz und der Propheten zu deuten und darzulegen. Nach jüdischer Vorstellung sollte der Messias vor allem ein Lehrer der Tora sein. (Jh 4,25)

Wodurch unterscheidet sich Jesus als Rabbi (Lehrer) von den anderen Rabbinen (Lehrern) seiner Zeit?

Jesus selbst war nie Schüler eines Rabbi. In den Augen der Rabbinen war er ein ungelehrter Mann (Jh 7,15), trotzdem sprach er in Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten (Mt 7,29 u. a.). Während die Rabbinen großen Wert auf die Auslegung (Exegese) der Schrift legten, wandte Jesus die Schrift unmittelbar auf sich an und nannte sie als Zeuge für sich selbst (Jh 5,39; Lk 24,27.32.45). Jesus hat also nicht nur das Gesetz ausgelegt, war nicht nur Gesetzeslehrer wie die Schriftgelehrten, sondern besaß eineLehrautorität, die über das Gesetz hinausgeht.

„Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist (…) Ich aber sage euch …“ (Mt 5,21 u. a.)

Damit ist Jesus mehr als Mose, durch den Gott das Gesetz gegeben hat. (Vgl. Jh 1,17) So gesehen ist Jesus der „neue“ Mose, der nicht nur das Gesetz auslegt, sondern es erfüllt und Neues lehrt, di