1. KAPITEL
Lauren
„Und ich will, dass Sie diese Story übernehmen, Lauren.“
„Entschuldigung, tut mir leid, wie bitte?“ Ich sah von meinem Notebook zu meiner Chefredakteurin auf. Ehrlich gesagt hatte ich während des üblichen Morgenmeetings kaum zugehört, denn das Wenige, das ich gehört hatte, hatte nicht gerade aufregend geklungen.
„Hottest Bachelor In Town. Ich will, dass Sie das schreiben.“ Patrice tippte mit ihrem manikürten Fingernagel auf die spiegelglatte Tischplatte.
Meine Miene zeigte deutlich, was ich davon hielt. Patrice Winneham, Chefredakteurin desLuxe-Magazins, konnte es nicht ausstehen, wenn man ihr widersprach. „Gibt es ein Problem?“, fragte sie in eisigem Tonfall nach.
Das Letzte, was ich schreiben wollte, war irgendeinen frivolen Artikel über New Yorks angesagteste und reichste Junggesellen, aber ich war auf meinen Job angewiesen. „Kein Problem“, log ich widerwillig. Allmählich sollte ich mich daran gewöhnt haben, aber in mir zog sich immer noch alles zusammen, wenn ich so tun musste, als würde mir etwas an diesen Storys liegen, die absolut nichts mit dem wahren Leben zu tun hatten.
Je länger ich für Luxe arbeitete, desto mehr kam ich zu der Überzeugung, dass ich wegen solcher dämlichen Aufträge noch die letzte meiner feministischen Überzeugungen verraten würde.
Wer hätte gedacht, dass ich meine Seele verkaufen muss, um die Miete für das heruntergekommene Apartment in Brooklyn bezahlen zu können!
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass das neueste und jüngste Mitglied unseres Teams vor Aufregung kaum noch stillsitzen konnte, so gern hätte sie diesen Auftrag bekommen. Ich warf der Kleinen eine Rettungsleine zu.
„Aber eigentlich scheint mir, dass Daphne töten würde, um so eine Story zu bekommen“, schlug ich vor und warf der jungen Rothaarigen am anderen Ende des Besprechungstisches einen freundlichen Blick zu.
Daphne nickte so eifrig, dass ihr fast der Kopf abfiel. Die Story war jetzt für sie greifbar nah, und sie kriegte sich kaum noch ein. „Sie hat diese frische, junge Sprache, die meiner Meinung nach viel besser zu diesem Artikel passt als meine.“
„Ja, und außerdem ist sie leichtgläubig“, erwiderte Patrice. „Wahrscheinlich würde sie sich in den Mann verlieben, noch ehe das Interview zu Ende ist. Das sind Probleme, die ich mir nicht aufhalsen will. Nein, Sie werden das Interview übernehmen. Die Sache ist entschieden.“ Mit einem warnenden Blick fügte Patrice hinzu: „Und ziehen Sie sich was Nettes an. Sie repräsentieren Luxe.“
Diesen wenig subtilen Seitenhieb ignorierte ich einfach. Den Modegöttern hatte ich noch nie gehuldigt. Ich zog immer an, was mir gefiel. „Hauptsache bequem“, lautete mein Mantra, und ich