: Jörg Becker
: Kompetenzcoaching Standorttransformation Wissensmanagement
: Books on Demand
: 9783758393792
: 1
: CHF 8.00
:
: Politikwissenschaft
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Für eine Standorttransformation sind alle Phänomene miteinander verbunden und voneinander abhängig. Man hat ein integriertes Ganzes vor sich, wenn dessen Eigenschaften nicht mehr auf die seiner Teile reduziert werden können. Das Rationale und das Intuitive sind komplementäre, sich ergänzenden Formen des Denkens.

„Algorithmen können selbständig lernen, Muster in den Daten zu erkennen.“

„?“

Bei einigen Methoden ist es schwierig (oder vielleicht sogar prinzipiell nicht möglich), die Entscheidungswege nachzuvollziehen. D.h. wenn der Algorithmus zu einer Black Box wird und selbst deren Erschaffer (Programmierer) nicht mehr wissen, wie genau aus dem Input ein Output wird. Auch der Nimbus der Objektivität ist nicht unumstritten: Menschen seien anfällig für Vorurteile, Bestechung oder Ablenkung. Algorithmen dagegen seien blanke (in Code gegossene) Logik.

Beispielsweise wenn sie bei Facebook oder Google auf individuelle Nutzer zugeschnittene Ergebnisse liefern und darüber entscheiden, wer welche Nachrichten zu sehen bekommt. Damit können sie abgeschottete Meinungsräume (Filterblasen) erzeugen. Ziel muss es daher sein, über die Algorithmen Kontrolle (zurück-) zu gewinnen, d.h. über das was uns zunehmend kontrolliert.

„Noch nie war es so einfach, den Dingen auf den Grund zu gehen.“

„Und per Mausklick in das gesammelte Weltwissen einzutauchen?“

„Die Digitalisierung prägt jedenfalls Informationskulturen mit Nebenwirkungen von ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen - Daten, die mit unbegrenzten Kombinationen in mannigfaltige Verwendungszusammenhänge überführbar sind.“

Die Digitalisierung tangiert die meisten Lebensbereiche: Information und Kommunikation, beruflichen Alltag, Mobilitätsmuster, Freizeit- und Konsumverhalten, Transaktionsverhalten. Zur digitalen Welt gehören für die Mehrheit der Menschen Internet, Handy, Smartphone, Laptop u.a.: Dinge, die für viele so selbstverständlich scheinen, dass ein Leben ohne sie überhaupt nicht mehr vorstellbar scheint.

„Die Dynamik der Entwicklung solcher neuen Technologien wird weiter dadurch begünstigt, dass für ihre Nutzung keine hohen finanziellen Hürden zu überwinden sind.“

„Und der für den Alltag gestiftete Zusatznutzen wird kaum noch hinterfragt.“

„Mit der Digitalisierung sei eben einfach vieles nur einfacher, transparenter und besser zugänglich geworden.“

„Klar, Breite und Aktualität des Informationsangebotes sind ja geradezu überwältigend.“

Jedermann hat jederzeit Zugang zu allen verfügbaren Informationen und das Schönste daran: alles mehr oder weniger zum Nulltarif. Unbegrenzt mögliche Preis- und Produktvergleiche schaffen nahezu unbegrenzte Markttransparenz in Echtzeit.

„Wenn die theoretisch erreichbare Information ein Gradmesser für die Reife einer Demokratie wäre, müsste die Weisheit der Entscheidungen westlicher Wähler in den vergangenen Jahren biblische Dimensionen erreicht haben“.

„Bücher, Reisen, Eintrittskarten, Kleidung und vieles mehr werden mehr und mehr im Netz geordert. Drohnen für eine noch schnellere Auslieferung sind schon fast betriebsbereit.“

„Der erlebte Zusatznutzen der Digitalisierung dominiert das Bewusstsein gegenüber Risiken und unerwünschten Nebenwirkungen.“

„Zwischen der Sorge über Risiken im Netz und individueller Nutzung gibt es nur einen kaum messbaren Zusammenhang.“

„?“

„Das Abschöpfen privater Daten wird angesichts der täglichen Nutzung eher als zwar üble, letztlich aber doch unvermeidliche Begleiterscheinung in Kauf genommen.“

Unbestreitbar ergeben sich als Folge der Digitalisierung aus dieser Dynamik tiefgreifende ökonomische und gesellschaftliche Veränderungen: unübersehbar spürbar u.a. in Medien, am deutlichsten wohl den Printmedien. Kostenlose Informationsangebote im Netz haben bisheriges Informationsverhalten quasi über Nacht über den Haufen geworfen: die Informationsnutzung im Internet folgt anderen, neuen Gesetzen:

„Die regelmäßige Information wird durch impulsgetriebene Informationen nach Bedarf ersetzt.“

„?“

„Die für Informationen investierten online-Zeitbudgets sind im Vergleich zu bisherigen Printmedien deutlich geringer.“

„Schnelligkeit des Mediums heißt hier auch Schnelligkeit der Nutzung.“

„Der Flügelschlag der Begeisterung verleiht dem Netz zwar Schwingen, sieht sich aber von manchen kritischen Zeitgenossen immer häufiger auch mit skeptischen Kommentaren und Analysen konfrontiert.“

„Ja, zu unheimlich erscheint mittlerweile die Perfektion, mit der Meinungsströme gesteuert, Werbung lanciert und Missliebiges blockiert werden.“

„Das alles noch zu verstehen oder nur halbwegs zu überblicken braucht es ein gehöriges Maß an Fachwissen, das bei der Mehrheit der Nutzer kaum im ausreichenden Maß zu finden sein dürfte.“

„?“

„Zwangsläufig braucht es daher Fachleute, die für den Normalnutzer als Filter fungieren.“

„Also, die für ihn Sachverhalte sortieren, analysieren und kommentieren, eine transparente, unabhängige Schnittstelle zwischen Spezialisten und Laien.“

Die Informationswege des Netzes verlaufen wohl eher in einer anderen Richtung: subjektive Informationsströme werden nach Personen und weniger nach Sachthemen konfiguriert. Es bilden sich so etwas wie in sich homogene Cluster, d.h. Personen gruppieren sich im Netz vorwiegend nur um ihresgleichen. Ein sich selbst organisierendes Netz wirkt als Verstärker ohnehin bereits vorherrschender (lautstarker) Meinungsträger: Abweichendes oder Kritisches könnte im Schwarm der Gleichdenkenden eher weniger Gehör finden.

Alle Lebensbereiche und Arbeitswelten sind mittlerweile von Digitalisiertem durchdrungen: mit welchen Folgen für das Private? wie sieht die Zukunft aus? welche Auswirkungen ergeben sich für die Arbeitswelt?

„Die vernetzte Welt scheint komplexer geworden: es bedarf intellektueller Anstrengungen, um wenigsten einige der Zusammenhänge noch zu begreifen, als Voraussetzung um überhaupt etwas gestalten zu können.“

„Und was passiert in den Köpfen der Menschen, wenn sich alles mit immer größerer Geschwindigkeit ändert, wenn alle mit allen in ständiger Kommunikation sind und jeder immer über alles informiert ist?“

„Die Menschheit beginnt sich zu teilen.“

„?“

„In die äußerst kleine Gruppe derjenigen, die den Computern sagen, was sie zu tun haben und in die immens große Gruppe derjenigen, denen die Computer sagen werden, was sie zu tun haben.“

Was konnte sich die Bevölkerung damals anno 1983 noch über eine Volkszählung erregen, die das reinste Kinderspiel war, verglichen mit dem, was heute an Datensammlungen gang und gäbe ist. Von der Preisgabe von Privatheit war man seinerzeit noch entfernt und wenn, hätte es für solche Preisgabe noch eine Einwilligung gebraucht. Heute dagegen hat sich die Welt soweit gedreht, dass Daten gar freiwillig preisgegeben werden: wie gebannt richten sich die Blicke auf angeblich unverzichtbare Zusatznutzen zahlloser Apps, die damit im Gegenzug verbundenen Gefahren werden nicht wahrgenommen oder ausgeblendet.

Die Gefahrenlage gegenüber der so heiß kritisierten Volkszählung von 1983 hat sich gravierend gewandelt: es werden kaum Gedanken daran verschwendet, wenn freiwillig preisgegebene Daten in immer neue, teilweise überhaupt noch nicht absehbare Verwendungszwecke überführt werden.

„Unterschiedlichste Daten und selbst noch kleinste Datenschnipsel werden mosaikartig zusammen gesetzt.“

„Ja, was in einem Zusammenhang noch als nicht sensible Daten erscheinen mag, kann in einem anderen Mosaik höchst relevant werden.“

„Es kommt also immer auf den Verwendungszusammenhang an.“

„Der sich aufgrund der technischen Möglichkeiten aber in praktisch unendlich vielen Variationen und Kombinationen herstellen lässt.“

Es drohen ungebremste Persönlichkeitsprofile mit schwerwiegenden Folgemöglichkeiten (wenn z.B. Gesundheitsprofile erstellt und verfügbar gemacht werden, Bewegungsprofile, Verhaltensprofile und so weiter und so weiter). Jedermann könnte dabei allerlei passieren, sollte er aufgrund einer dieser schier unbegrenzten Datenkombinationen in einem angeblich ungünstig scheinenden Raster hängen bleiben.

„Lohnt sich immer das Wagnis des Neuen, oder sollte man manchmal doch lieber auf Bewährtes setzen?“

„Entscheidungsunterstützung bietet die Lindy-Regel.“

„?“

„Je länger ein System oder Prinzip bereits existiert und funktioniert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es auch in Zukunft noch existieren und funktionieren wird.“

„Das heißt?“

„Wenn auch jede Gesellschaft dringend Innovationen und Erfindungen braucht, sind diese aus der Sicht eines Einzelnen nicht immer nur vorteilhaft sein.“

„Ja, denn Wert oder Nutzen für einen selbst werden manchmal überschätzt.“

„Richtig, Wasser und Wein trinkt der Mensch seit...