2: Der neue Faschismus
„Überall träumen die Regierenden von China.“
Anonym, Das konspirationistische Manifest, Berlin 2022, S. 20.
„Es genügt, das menschliche Subjekt zu isolieren, alle seine Gewohnheiten zu unterbinden, es mit Schrecken zu erfüllen, um es jeden Kontakt zu sich selbst verlieren zu lassen, um es zu depersonalisieren und es nach Belieben formbar zu machen.“
Ebd. S.26
1.
Mit jedem Menschen beginnt und endet eine Epoche, nämlich die einmalige Zeitspanne zwischen Geburt und Tod. Alles was in dieser Zeit geschieht, sofern es sich für, mit, durch oder über einen ereignet, das wird als zugehörig zum eigenen Leben erachtet. Als wäre dieses Leben ein Ensemble, ein Zusammenhang oder Konglomerat, das von innen wie ein Kontinuum durch Erinnerungen und Aussichten zusammengehalten wird. Die stetige Verschiedenheit aller Lebensmomente bildet doch immer nur Teile eines Ganzen der Identität, als einer Gewissheit, dass alles Erlebte, Getane, Erlittene oder gar Verfehlte unseres Lebens uns irgendwie meint, angeht mit einer Bestimmtheit, die uns so fraglos für sich vereinnahmt, wie eben die Geburt, die wir nicht wählen und nicht abgeben können, auch nicht durch den Tod, den wir zwar wählen können,2 aber eben auch nur als Tod, und zwar als unseren, den wir in seiner Tödlichkeit niemandem zu überlassen vermögen.
Oder könnten wir’s doch, den Tod abgeben, indem wir etwa andere töteten? – Diese Verfügbarkeit des Todes durch den vorsätzlichen Mörder kommt in den stolzen Versen des John Donne vor („Death, be not proud, though some have called thee
Mighty and dreadful, for thou art not so“), denn:
“Thou art slave to fate, chance, kings, and desperate men,
And dost with poison, war, and sickness dwell”