In diesem Kapitel werde ich Ihnen einenÜberblick geben, wie sich Kali Linux von Debian unterscheidet, wobei Debian die Basis für Kali bildet.
1.2 Ein Stück Geschichte
Kali Linux ist nicht die erste Linux-Distribution, die zum Zweck von Penetration Testing und Security Auditing entwickelt wurde. Der Vorgänger war BackTrack, der auf Ubuntu basiert und schließlich im März 2013 eingestellt wurde.
Die Geschichte eines Hacker-Linux begann aber mit zwei voneinander unabhängigen Distributionen: Auditor Security Collection und Whoppix. Die Entwickler haben sich Anfang 2006 dazu entschlossen, diese zusammenzuführen. Dadurch entstand BackTrack als neue Distribution, die ursprünglich auf Slackware basierte. Mit der vierten Version wurde die Entwicklung auf Debian fortgesetzt und die fünfte Version basierte schließlich auf Ubuntu 10.04 LTS.
Im Dezember 2012 wurde von Mati Aharoni und Devon Kearns von Offensive Security eine neue»Hacker-Linux«-Distribution vorangekündigt, die am 13. März 2013 veröffentlicht wurde. Das erste Release (Version 1.0) basierte auf Debian 7»Wheezy«, der Stable Distribution von Debian zu dieser Zeit.
Kali Linux ist der offizielle Nachfolger von BackTrack. Der Namenswechsel soll anzeigen, dass es sich um eine bedeutsam fortgeschrittene Neuentwicklung handelt. Bei Kali Linux handelt es sich um eine Linux-Distribution, die auf Debian– und nicht mehr auf Ubuntu– basiert. In einem einjährigen Entwicklungsprozess wurde das gesamte Betriebssystem neu erstellt.
In den zwei Jahren nach der ersten Kali-Version wurden viele inkrementelle Updates veröffentlicht, wodurch die Palette der verfügbaren Anwendungen erweitert und die Hardware-Unterstützung dank neuerer Kernel-Releases verbessert wurde. Mit einigen Investitionen in die kontinuierliche Integration wurde sichergestellt, dass alle wichtigen Pakete in einem installierbaren Zustand gehalten werden. Es können immer angepasste Livebilder erstellt werden.
2015, als Debian 8»Jessie« herauskam, arbeitete das Entwicklerteam von Kali daran, Kali Linux darauf aufzubauen. Das Team entschloss sich dazu, in dieser Version die GNOME-Shell zu nutzen und zu verbessern: Es wurden einige GNOME-Shell-Erweiterungen hinzugefügt, um fehlende Funktionen zur Verfügung zu stellen, wie z.B. das Anwendungsmenü. Das Ergebnis war Kali Linux 2.0, das im August 2015 veröffentlicht wurde.
Parallel dazu wurden auch die Anstrengungen verstärkt, sicherzustellen, dass Kali immerüber die neuesten Versionen aller Pen-Testing-Tools verfügt. Hier kam es zu einem Konflikt mit dem Ziel der Verwendung von Debian Stable als Basis für die Distribution. Viele der Pakete mussten damals zurückportiert werden, da Debian Stable der Stabilität der Software Priorität einräumt. Dadurch kam es häufig zu einer langen Verzögerung von der Veröffentlichung eines Upstream-Updates bis zur Integration in die Distribution. Der logische Schluss war die Umstellung von Kali auf Debian Testing. Dadurch konnte das Entwicklungsteam von den neuesten Versionen aller Debian-Pakete profitieren, sobald diese verfügbar waren. Debian Testing verfügtüber einen viel aggressiveren Update-Zyklus, der auch besser mit der Philosophie von Kaliübereinstimmt.
Das entspricht im Wesentlichen dem Konzept von Kali Rolling. Während die rollende Distribution schon eine Weile verfügbar ist, war Kali 2016.1 die erste Veröffentlichung, die offiziell den rollenden Charakter dieser Distribution berücksichtigte: Wenn man die neueste Kali-Version installiert, verfolgt das System tatsächlich der Kali-Rolling-Verteilung und man erhält jeden Tag die neuesten Updates. Davor waren Kali-Veröffentlichungen Schnappschüsse der zugrunde liegenden Debian-Distribution mit darin eingebauten Kali-spezifischen Paketen.
Eine Rolling Distribution hat viele Vorteile, aber bringt auch zahlreiche Herausforderungen mit sich, sowohl für die Entwickler der Distribution als auch für die Benutzer, die mit dem endlosen Fluss von Updates und manchmal auch mit rückwärts inkompatiblenÄnderungen zu kämpfen haben. In diesem Buch soll das Wissen vermittelt werden, das für die Verwaltung der Kali-Linux-Installation benötigt wird.
Mit Kali 2019.4 hat man sich entschlossen, standardmäßig die ressourcenschonende Desktop-Oberfläche Xfce anstelle von GNOME zu installieren. Eine weitere wesentlicheÄnderung ist die Einführung des Undercover-Modus, mit dem Kali Linux wie ein Windows aussieht. Der Undercover-Modus funktioniert nur unter Xfce-Desktop. Wenn Sie von einerälteren Version upgraden, haben Sie noch immer den GNOME-Desktop und müssen den Xfce-Desktop und den Undercover-Modus nachinstallieren. Wie Sie das machen können, erfahren Sie inAnhang D.
Mit dem Release 2020.1 wurde eine wesentlicheÄnderung beim User durchgeführt: Der root-User ist nicht mehr Standard. Das bedeutet, um root-Rechte zu erhalten, muss man zusätzlich vor dem Befehl sudo eingeben. Es gibt auch die Möglichkeit, den Root Terminal Emulator zu verwenden, dadurch ersparen Sie sich die Eingabe von sudo vor dem Befehl.
Beim letzten Release im Jahr 2020 (2020.4) wurde die bash durch zsh[2] als Standard-Shell abgelöst. Der Vorteil von zsh als Shell ist, dass diese viele Verbesserungen und Eigenschaften von bash, ksh und tcsh vereint.
Bei den Releases 2021 wurden vor allem neue Tools in das Repository aufgenommen. Mit 2021.2 wurde darüber hinaus auch die NetHunter-Unterstützung für Android 11 veröffentlicht. Bei der Version 2021.3 wurde die VM-Funktionen verbessert und NetHunter ist nun auch für Smartwatches verfügbar.
Das Jahr 2022 brachte kaum Neuerungen, da sich das Entwickler-Team Verbesserungen widmete. Neben einigen neuen Tools, wie z.B. dnsrecon, scapy und einigen weiteren, wurde vor allem an der Verbesserung der bestehenden Tools und Anwendungen gearbeitet. Es wurde damit b