Zwei Monate genieße ich schon die Auszeit von meiner Dozentenstelle an der Fakultät für Mathematik in Bielefeld und ärgere mich jedes Mal über die Raser auf der Mitropoleos, wenn ich ins Stadtinnere von Athen fahre. Es erschreckt mich immer wieder, wie rücksichtslos und unverantwortlich manche Autofahrer ihren Fuß nicht vom Gaspedal bekommen. Sie rasen, als ob ihr Leben davon abhängt, rechtzeitig ans Ziel zu kommen. Heute habe ich mein Date mit Filomena Basdeki vom ›Luxury Godlike Escort‹ Service. Ich hoffe, dass die Straße frei ist, ich nicht noch einen Umweg fahren muss.
Während ich meine zweite Tasse Kaffee trinke, höre ich im Radio die Nachricht, dass sich auf der Mitropoleos ein schrecklicher Autounfall ereignet hat. Ein Journalist, der live vor Ort ist, hat den involvierten Lkw-Fahrer Jorgos am Mikrofon.
Jorgos ist aufgeregt, seine Stimme vibriert bei jedem Wort, das er von sich gibt. Er spricht so schnell, dass es mir schwerfällt, seiner wie in Trance gesprochenen Erzählung zu folgen.
»Plötzlich war der da, wie aus dem Nichts, der Aston Martin. Ich hab keine Chance zum Ausweichen gehabt, konnte nur noch aus dem Führerhaus springen. Dann der Knall, oh, Mann, und ein Funkenregen, der mir für einige Sekunden die Augen verschlossen hat. Es hat sich verdammt noch mal angefühlt, als hätte jemand einen Feuerwerkskörper auf die beiden verkeilten Autos geschleudert. Doch ich hab schnell reagiert, unglaublich schnell. Bin zum brennenden Aston gestürmt und habe es gerade noch rechtzeitig geschafft, den Fahrer und die brennende Frau herauszuziehen. Scheiße, die Haut von dem verunglückten Mann hing fast schon wie verbrannte Papierfetzen an seinem Gesicht und er hat wie am Spieß geschrien. Markerschütternd, sage ich Ihnen. Er hat immer wieder einen Namen gebrüllt. Hab ich aber nicht verstanden. Die Frau ist in meinen Armen gestorben. Scheiße, ja. Dann habe ich den Mann weiter weg ins Gras gezogen, weil die Flammen vom Wind zu uns herübergeweht sind. Das war mir echt zu heiß. Erst dann habe ich die Feuerwehr angerufen. Wissen Sie«, echauffiert er sich, »normalerweise ist die Straße mit Touristen-Autos so zugestopft, dass noch nicht mal ein Blatt Papier zwischen sie passt. Die Touris sind einfach zu faul, zum Strand zu laufen. Aber nein, gerade heute sind scheinbar alle in ihren Hotels und halten Mittagsschlaf. So war ich auf mich allein gestellt. Ach, ehe ich